Pharmacon Schladming

Warum es unter NOAK mehr Magen-Darm-Blutungen gibt

Schladming - 23.01.2019, 11:45 Uhr

Professor Edelgard Lindhoff-Last beim Pharmacon in Schladming. (m / Foto: cst)

Professor Edelgard Lindhoff-Last beim Pharmacon in Schladming. (m / Foto: cst)


Direkte orale Antikoagulantien oder Vitamin-K-Antagonisten – welche Substanzklasse ist vorteilhafter? Hier geht es neben der Wirksamkeit natürlich auch um die Sicherheit, vor allem um das Blutungsrisiko. So scheinen unter den neueren Substanzen Rivaroxaban und Co. zwar mehr gastrointestinale Blutungen als Nebenwirkung aufzutreten, Phenprocoumon scheint jedoch kritischer zu sein, was die intrakraniellen Blutungen betrifft.  

Die neuen oder auch direkten oralen Antikoagulantien (NOAK bzw. DOAK) sind im Versorgungsalltag in Deutschland mehr als angekommen. Etwa 80 Prozent der Patienten, die eine Antikoagulation benötigen, werden mit den Faktor-Xa-Inhibitoren Rivaroxaban, Edoxaban und Apixaban oder dem Thrombininhibitor Dabigatran therapiert. Nur noch 15 bis 20 Prozent bekommen Vitamin-K-Antagonisten, in Deutschland vor allem Phenprocoumon, verschrieben. Eingesetzt werden NOAK vor allem zur Schlaganfallprophylaxe sowie zur Prophylaxe und Therapie venöser Thromboembolien. 

Mehr zum Thema

Da der Pharmacon in diesem Winter unter dem Motto „Pharmakotherapie kardiovaskulärer Erkrankungen" steht, durfte die „moderne Antikoagulation in der täglichen Praxis“ natürlich auch nicht fehlen. Professor Edelgard Lindhoff-Last vom Cardioangiologischen Centrum Bethanien in Frankfurt ging in ihrem Vortrag unter anderem auf den Vergleich der NOAK mit den Vitamin-K-Antagonisten ein. 

Wirkung: Nicht unterlegen oder sogar besser

Hier geht es natürlich einmal um die Wirksamkeit. In den, auf Nicht-Unterlegenheit angelegten, Zulassungsstudien haben sich einer Metaanalyse zufolge die NOAK hinsichtlich der Vermeidung von Schlaganfällen bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern sogar als signifikant wirksamer erwiesen als Wafarin. Allerdings resultiere dieser große Vorteil vor allem aus der Vermeidung hämorrhagischer Schlaganfälle, erklärt Lindhoff-Last. Bei den ischämischen Schlaganfällen, die es bei Patienten mit Vorhofflimmern vor allem zu verhindern gilt, sei der Vorteil zwar da gewesen, aber nicht signifikant. Bei Patienten mit akuter venöser Lungenembolie scheint es keine Unterschiede hinsichtlich der Rezidivthromboserate und der Gesamtmortalität zu geben.

Blutungsrisiko: Unterschiede zwischen Hirn- und Magen-Darm-Blutungen

Der zweite Bereich, in dem sich die neuen Substanzen dem Vergleich stellen müssen, ist natürlich die Sicherheit, vor allem das Blutungsrisiko. Hier zeigte die Metaanalyse der Zulassungsstudien, dass unter NOAK im Vergleich zu Warfarin signifikant weniger intrakranielle Blutungen auftreten, jedoch signifikant mehr gastro-intestinale. Warum das so ist?



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

Real live Daten

von Dr Schweikert-Wehner am 23.01.2019 um 13:55 Uhr

1. Studie aus Deutschland mit Daten aus 3 AOKs; NOAKs vs. VKA (99,41% Phenprocoumon/ 0,58% Warfarin); 179.429 Patienten mit VHF; Ergebnisse: mehr Ereignisse unter Blutungen unter DOAKs; höhere Sterblichkeit (IRR: 1,22; 95KI: 1,17-1,28) Fazid der Autoren: A VKA therapy seems to be more effective and safer than a NOAC therapy in a real-world cohort of German AF patients.
2. Studie aus GB mit Zahlen aus 2 Datenbanken der UK Primary; NOAKs vs. Warfarin (100%); u.a. 103.270 Patienten mit VHF; Ergebnisse: generell vergleichbar mt Zulassungsstudien, aber höhere Sterblichkeit bei Rivaroxaban: (1,19; 95%KI: 1,09-1,29) Apixaban, alle Stärken: (1,13; 95%KI: 1,01-1,25) Fazid der Autoren: Rivaroxaban and low dose apixaban were, however, associated with invreased risks of all cause mortility compared with warfarin.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.