Rekordausgaben für Lobbyarbeit

US-Pharmaverband zahlt 27,5 Millionen Dollar für Interessenpolitik

München - 25.01.2019, 15:45 Uhr

US-Präsident Donald Trump im Gespräch mit Vertretern des US-Pharmaverbandes PhRMA. (Foto: Imago)

US-Präsident Donald Trump im Gespräch mit Vertretern des US-Pharmaverbandes PhRMA. (Foto: Imago)


Immer wieder wird der Einfluss von Verbänden auf die Politik hierzulande kritisch beäugt. In den USA geht man mit Lobbyarbeit transparenter um: Der US-Pharmaverband PhRMA, die wichtigste Interessenvertretung der Arzneimittelindustrie in dem Land, hat im vergangenen Jahr so viel Geld für Lobbyarbeit ausgegeben wie nie zuvor. Mit der Rekordsumme von 27,5 Millionen Dollar zahlte die Organisation 2,5 Millionen Dollar mehr als 2009, dem Jahr mit den bislang höchsten Ausgaben.

Die US-Pharmaindustrie hat sich ihre Interessenarbeit gegenüber Politikern und wichtigen Institutionen der Gesundheitswirtschaft im Jahr 2018 soviel kosten lassen wie nie zuvor. Nach Angaben von kürzlich veröffentlichten offiziellen Daten gab die Pharmaceutical Research & Manufacturers of America (PhRMA), die Interessenvertretung der US-Pharmaindustrie, etwa 27,5 Millionen Dollar für Lobbying-Aktivitäten aus. PhRMA repräsentiert die wichtigsten forschenden Arzneimittel- und Biotechunternehmen der USA, darunter Branchengrößen wie Pfizer, Sanofi, Merck, Johnson & Johnson und Gilead Sciences.

Mit den jüngsten Ausgaben übertrifft die Branche ihren bisherigen Rekordwert von knapp über 25 Millionen Dollar aus dem Jahr 2009. Damals hat die Pharmaindustrie intensiv gegen den sogenannten Affordable Care Act gekämpft, der unter anderem den Zugang der US-Bürger zur Krankenversicherung regelt und seitdem einen wesentlichen Teil des US-Gesundheitssystems darstellt.

Gesundheitsminister: Pharmaunternehmen müssen noch weiter gehen

Nach Angaben der staatlichen Lobbying-Datenbank gingen die Ausgaben von PhRMA im Jahr 2018 vielfach an regierungsnahe Gruppen und Institutionen sowie an Rechtsanwaltskanzleien, PR-Agenturen und Beratungsfirmen.

Die auffälligen Ausgaben der Interessenvertretung für 2018 werten Branchenbeobachter als Zeichen für den zunehmenden Druck, dem die Pharmaindustrie durch die Politik in Washington ausgesetzt ist. US-Medien wie CNN und Stat erinnern in dem Zusammenhang daran, dass die Trump-Administration im vergangenen Jahr den hohen Preisen von verschreibungspflichtigen Medikamenten den Kampf angesagt hat und damit die Branche stark in Bedrängnis brachte. US-Gesundheitsminister Alex Azar sagte in der vergangenen Woche, dass trotz einiger „positiver Entwicklungen“ in der Preisentwicklung von Arzneimitteln die Pharmaunternehmen „noch viel weiter gehen“ müssen.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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