DAZ.online-Interview mit Brandenburgs Gesundheitsministerin

Karawanskij hinterfragt Ausnahme-Regelung für Großhändler bei Securpharm

Berlin - 29.01.2019, 07:00 Uhr

Wegen Lunapharm: Brandenburgs Gesundheitsministerin Susanna Karawanskij (Linke) hat sich in Brüssel für die Verbesserung der Arzneimittelsicherheit eingesetzt. (c / Foto: imago)

Wegen Lunapharm: Brandenburgs Gesundheitsministerin Susanna Karawanskij (Linke) hat sich in Brüssel für die Verbesserung der Arzneimittelsicherheit eingesetzt. (c / Foto: imago)


Brandenburgs Gesundheitsministerin Susanna Karawanskij (Linke) ist mit einem großen Arzneimittel-Skandal im Gepäck ins Amt gestartet. Doch die Linken-Politikerin ist tatkräftig: Im Bundesrat hat sie bereits eine Initiative zur Abschaffung der Importquote durchgesetzt. Kürzlich reiste sie nach Brüssel, um dort mit Top-(Gesundheits-)Politikern zu sprechen. Unter anderem ging es um mögliche Verbesserungen bei Securpharm, dem EU-Meldesystem und den Parallelhandel. Im Interview mit DAZ.online erklärte die Ministerin, auf welche Resonanz sie in Brüssel gestoßen ist.

Seit ihrem Amtsantritt bleibt Brandenburgs Gesundheitsministerin, Susanna Karawanskij (Linke), bei Lunapharm am Ball. Während die staatsanwaltlichen Ermittlungen noch im vollen Gange sind, setzt sich Karawanskij auch auf europäischer Ebene dafür ein, weitere Vorfälle dieser Art zu vermeiden.

In der vergangenen Woche reiste Karawanskij mit Finanzminister Christian Görke (Linke) nach Brüssel. Dort traf die Ministerin unter anderem den EU-Parlamentsabgeordneten Tiemo Wölken (SPD), den stellvertretenden Generaldirektor Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Martin Seychell, sowie Annika Nowak, die im Kabinett von Gesundheits-EU-Kommissar Vytenis Andriukaitis für Arzneimittelthemen zuständig ist. Um welche Themen es in Brüssel unter anderem ging, darüber sprach die Ministerin im Nachgang ihrer Reise mit DAZ.online.

Ministerium der Finanzen Brandenburg
Gesundheitsministerin Susanna Karawanskij (Linke) und Finanzminister Christian Görke (Linke) 

DAZ.online: Sie haben sich seit Ihrem Amtsantritt intensiv mit dem Thema Arzneimittelsicherheit beschäftigt. Sehen Sie auf europäischer Ebene noch Verbesserungsmöglichkeiten bei der Arzneimittelüberwachung?

Karawanskij: In Brüssel ist der Blick derzeit auf die Umsetzung der Fälschungsschutzrichtlinie gerichtet, die Anfang Februar in Kraft tritt. Dieses Projekt wird durch die eindeutige Rückverfolgbarkeit auf Packungsebene die Arzneimittelüberwachung in Europa einen großen Schritt nach vorne bringen. In Brandenburg haben wir aus der Lunapharm-Affäre weitere Erkenntnisse gewonnen, die wir in Brüssel vorgetragen haben. Unsere Gesprächspartner haben diese sehr ernst genommen und unseren Vorschläge mit großem Interesse zugehört. Da das Fälschungsschutzprojekt allerdings in Kürze startet, wolle man auf EU-Ebene erstmal beobachten, wie die Umsetzung läuft und etwa nach zwei Jahren evaluieren. Unsere Vorschläge können dann gegebenenfalls miteinbezogen werden. 

Geht Securpharm noch sicherer?

DAZ.online: Welche Erkenntnisse aus dem Lunapharm-Skandal könnten auf EU-Ebene noch umgesetzt werden?

Karawanskij: Bei Securpharm liegt eine End-to End-Verifikation vor. Großhändler als Zwischenstufe müssen im Gegensatz zu den Apotheken nicht jede einzelne Packung verifizieren. Dagegen würde ein Track-and-Trace-Verfahren, also ohne Ausnahmeregelung für den Großhandel, die Lieferkette noch genauer abbilden – ähnlich wie eine Sendungsverfolgung bei DHL. Ob sich diese Ausnahmeregelung für den Großhandel bewährt, wird sich zeigen.

Karawanskij: Ein weiterer Punkt betrifft die europaweite Meldung von Arzneimittelrisiken im Rapid-Alert-System (RAS). Unsere Erfahrungen zeigten, dass die Angaben der jeweiligen Länder in den Datenbanken uneinheitlich sind. Es gibt zwar ein Handbuch, welche Eingaben erforderlich sind, aber dieses ist nicht verpflichtend. Außerdem würde es strafrechtliche Ermittlungen erleichtern, wenn die Justizbehörden oder länderübergreifend auch Europol auf diese Datenbanken zugreifen könnten.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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