Fälschungsschutz-System

Krisensitzung zum Securpharm-Start

Berlin - 30.01.2019, 15:00 Uhr

Probleme mit dem DataMatrix-Code: Am heutigen Mittwoch findet im Bundesgesundheitsministerium eine Sondersitzung zu Securpharm statt - der Start des Fälschungsschutz-Systems könnte sogar verschoben werden. (Foto: Securpharm)

Probleme mit dem DataMatrix-Code: Am heutigen Mittwoch findet im Bundesgesundheitsministerium eine Sondersitzung zu Securpharm statt - der Start des Fälschungsschutz-Systems könnte sogar verschoben werden. (Foto: Securpharm)


Nicht einmal zwei Wochen vor dem gesetzlich vorgeschriebenen Start des Fälschungsschutz-Systems Securpharm gibt es offenbar Umsetzungsprobleme. Nach Informationen von DAZ.online haben die an Securpharm beteiligten Verbände am heutigen Mittwoch mit Vertretern des Bundesgesundheitsministeriums getagt. Konkret soll es Probleme bei den Herstellern aber auch bei den Apothekern geben. Im Gespräch war offenbar auch, dass der Start des Projektes verschoben werden könnte.

Die EU-Fälschungsschutzrichtlinie und die zugehörige delegierte Verordnung schreiben es vor: Am 9. Februar 2019 soll der Startschuss fallen. Dann muss jedes verifizierungspflichtige Arzneimittel (das ist grundsätzlich jedes verschreibungspflichtige – Ausnahmen bestätigen die Regel) in jeder Apotheke eines EU-Mitgliedstaates sowie den EWR-Staaten auf seine Echtheit überprüft werden, ehe es an den Patienten abgegeben wird. Konkret müssen bei der Abgabe zwei Sicherheitsmerkmale überprüft werden: das individuelle Erkennungsmerkmal in Form eines Data-Matrix-Codes und der Erstöffnungsschutz, der eine Vorrichtung gegen Manipulationen darstellt.

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Allerdings gibt es eine gesetzlich etablierte Ausnahme: Denn Arzneimittel, die vor dem 9. Februar 2019 in Verkehr gebracht wurden und deren Verfalldatum noch nicht abgelaufen sind, dürfen in der Apotheke trotzdem abgegeben werden – auch ohne Scannen. Heißt konkret: Weil die Hersteller erst zum 9. Februar anfangen müssen, neue Ware mit den DataMatrix-Codes zu bedrucken, wird die Zahl dieser verifizierungspflichtigen Packungen zum Stichtag noch überschaubar sein. Sie werden erst nach und nach auf den Markt kommen, alte Packungen dürfen daher noch bis zum Verfalldatum weiter verkauft werden, bei ihnen wird weiterhin der Code 39 gescannt.

Sondersitzung im BMG

Doch es scheint Probleme zu geben: Nach Informationen von DAZ.online saßen die an Securpharm beteiligten Verbände am heutigen Mittwoch mit BMG-Vertretern im Ministerium zusammen, um über Lösungen zu diskutieren. Zur Erinnerung: Beteiligt sind neben der ABDA und ihrer Tochter Avoxa der Verband forschender Arzneimittel-Hersteller (vfa), der Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels (Phagro), der Bundesverband der Arzneimittelhersteller (BAH), der Bundesverband der pharmazeutischen Industrie (BPI) und die Informationsstelle für Arzneimittelspezialitäten (IFA).



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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4 Kommentare

SecurPharm

von Unfug hoch 3 am 31.01.2019 um 17:02 Uhr

Typisch deutsche Gründlichkeit - kein marktwirtschaftlich denkender Fälscher fälscht Billgpräparate, da würde er genauso zugrunde gehen wie auf kurz oder lang die deutschen Apotheken - Fälschungsschutz ab bspw. 200 oder 300 € Packungspreis aufwärts ist machbar, vielleicht auch sinnvoll und (das Wichtigste) für alle Beteiligten auch einigermaßen praktikabel, alles andere ist MAXIMALER UNFUG !

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Krisentreffen

von Bauer am 31.01.2019 um 10:38 Uhr

Hallo liebe DAZ,

willkommen im Reich der Fakenewsproduzenten!

Probleme ja; Krisensitzung nein! Gab's nicht!

Schade, dass Ihr Euch auch auf die Reise dorthin begeben habt.

Euer Bauer

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Maximale Kosten, Bürokratie und Angreifbarkeit

von ratatosk am 30.01.2019 um 18:52 Uhr

Typisch deutscher Unsinn, die Möglichkeit die am meisten kostet, extrem anfällig ist und bei einem Hackerangriff maximalen Schaden anrichten wird, wird verwirklicht. Bei allem Brexit Chaos, genau auch vor solchem Irsinn sind die Briten verständlicherweise geflohen.
Alternative ? Natürlch hätte die EU oder Deutschland auch einfach auf Ebene der Hersteller und der seriösen Großhandlungen ein Sicherheitssytem einführen können, aber dann hätte auch nicht jeder zwielichtige, von Ulla bis Lauterbach als Heilsbringer gefördert, Zwischenfutzi ohne besondere Qualifikationen auch jeder Kanalinsel oder sonstwo, auf einmal mit Arzneimitteln handeln können. Die Medikamentenfälschermafia sagt - Danke - ohne euch wäre dieser Irrsinn nicht möglich geworden.
Wir brauchen noch nicht mal eine Brexit um uns ins Chaos zu stürzen.
Jeder Beteiligte, der jetzt Internetprobleme hat, steht ja auch in kurze Zeit vor dem Ruin. Nicht daß das unsere sog. Volksvertreter interessieren würde.

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Wundert das jemanden?

von Michael J. Müller am 30.01.2019 um 17:34 Uhr

Wir haben ebenfalls mit nicht scannbaren Packungen zu tun. Teilweise sind die Codes schlecht gedruckt, teilweise einfach fehlerhaft. Das Securpharm-System ist in dieser Form eine einfache Katastrophe. Gerade Apotheken mit Kommissionierautomaten werden durch das notwendige Ausbuchen der Packungen unnötig ausgebremst. Von den in vielen Fällen notwendigen fünfstelligen Investitionskosten für den Umbau von Prolog etc. mal ganz abgesehen. Aber macht ja nichts: wir zahlen gerne für jeden groben Unfug.

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