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Antibiotika-Nutzung reduzieren
Streptokokken-Tests in französischen Apotheken
In französischen Apotheken sollen ab dem nächsten Jahr Schnelltests zur Unterscheidung bakterieller von viralen Halsentzündungen durchgeführt werden dürfen. Die Kassen wollen diese auch bezahlen, ein sinnvoller Beitrag zur Einsparung von Antibiotika.
Mit Schnelltests kann heute rasch geklärt werden, ob eine Angina durch Bakterien oder Viren verursacht wird. Viele unnötige Antibiotika-Verordnungen könnten vermieden werden, wenn man diese konsequent einsetzt. In Frankreich soll das ab dem nächsten Jahr Wirklichkeit werden, und zwar in den Apotheken des Landes. In den Medien wird über die Initiative breit berichtet. Für die Patienten dürfte zusätzlich von Interesse sein, dass die Kassen für die Kosten der Tests aufkommen und dass sie sich eventuell zusätzlich noch einen Arztbesuch sparen können.
Wie funktioniert der Test?
Ein bereits verfügbarer Schnelltest kann Infektionen, die durch die Hauptverursacher, beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A, ausgelöst werden, spezifisch detektieren. Innerhalb kürzester Zeit weiß man, ob eine Angina A-Streptokokken-assoziiert ist oder nicht. Mit einem Wattestäbchen wird eine Probe von den Mandeln entnommen und in eine Reagenzlösung eingebracht. Nach dem Abwarten der Reaktionszeit zeigt ein Teststreifen, der dort hineingetaucht wird, das Ergebnis direkt an.
Das Ganze dauert nicht länger als fünf bis sieben Minuten. Die Empfindlichkeit des Tests liegt bei 90 und die Spezifität bei 95 Prozent. Fällt der Schnelltest positiv aus, so kann der Apotheker den Patienten zum Arzt schicken, damit dieser ihm ein Antibiotikum verschreibt. Ist er negativ, so kann er in der Apotheke direkt ohne Rezept etwas gegen die Halsschmerzen bekommen.
Ärzte nutzen den Test zu wenig
Derzeit können Allgemeinmediziner den Test in ihren Praxen durchführen. Laut Medienberichten wird er aber zu wenig genutzt. Im Jahr 2017 sollen lediglich 40 Prozent der Hausärzte diesen kostenfrei angefordert haben. Daneben läuft ein Versuch in 600 französischen Apotheken, aber bislang wurden die Kosten dafür (etwa 10 Euro) von den Kassen nicht erstattet. Um den Antibiotika-Fehlgebrauch einzudämmen und die Ärzte zu entlasten, hat die Regierung nun angekündigt, dass die Tests ab dem 1. Januar 2020 in allen Apotheken durchgeführt und auch bezahlt werden sollen. Die Begründung: Rund zehn Prozent (9 Millionen) der Antibiotika-Verordnungen in Frankreich entfallen auf die Behandlung von Halsentzündungen. 80 Prozent dieser Entzündungen sind viral bedingt und brauchen deshalb gar kein Antibiotikum. Unnötige Verschreibungen, die bei den Krankenkassen mit rund 20 Millionen Euro pro Jahr zu Buche schlagen, könnten damit vermieden werden, rechnet die Tageszeitung Le Parisien vor.
Vorbehalte bei den Ärzten
Bevor das Ganze umgesetzt wird, soll es noch eine Konsultationsphase mit den Angehörigen der Gesundheitsberufe geben. Das ist wahrscheinlich auch nötig, denn die Ärzte sind davon nicht uneingeschränkt begeistert. Schließlich fallen damit sicher auch eine Reihe von Arztbesuchen weg, von den Kassen erwünscht, von den Ärzten wohl weniger. Pascal Charbonnel, Vizepräsident des Kollegiums für Allgemeinmedizin soll die Initiative in einem Interview kritisiert haben, unter anderem mit dem Hinweis, dass den Apothekern die dafür nötige Expertise fehle.
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