Eröffnung des Pharmacon Meran

Kiefer: Rettungsanker pharmazeutische Dienstleistungen

Meran - 27.05.2019, 11:15 Uhr

Dr. Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer, gibt das Rx-Versandverbot auf und sieht in den pharmazeutischen Dienstleistungen die Zukunft der Apotheker. (Foto: DAZ/uhl)

Dr. Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer, gibt das Rx-Versandverbot auf und sieht in den pharmazeutischen Dienstleistungen die Zukunft der Apotheker. (Foto: DAZ/uhl)


Apothekerinnen und Apotheker sind in Meran besonders willkommene und treue Gäste. Seit 57 Jahren findet hier alljährlich der Wissenschaftliche Fortbildungskongress der Bundesapothekerkammer (BAK) statt, der inzwischen als Pharmacon Meran firmiert. Die Eröffnung des Pharmacon Meran am 26. Mai nutzte BAK-Präsident Dr. Andreas Kiefer dazu, die politische Lage rund um die Gesetzgebungsbemühungen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zu erklären. Zentraler Punkt: die Aufgabe des Rx-Versandverbots.

Dazu griff Kiefer auf die Betrachtungen des römischen Kaisers Marc Aurel über die Grenzen politischer Gestaltung zurück und zitierte ihn mit den Worten: „Hoffe nicht auf einen platonischen Staat und sei zufrieden, wenn es nur ein klein wenig vorwärts geht und halte auch einen solch kleinen Fortschritt für nicht unbedeutend….“. Im übertragenen Sinne bedeutet das für Kiefer, dass zwar das Rx-Versandverbot die beste und logischste Lösung zur Herstellung gleichlanger Spieße zwischen ausländischen Versandapotheken und deutschen Präsenzapotheken wäre. Doch weil diese beste Lösung mit der Bundesregierung nicht zu machen sei, müsse man versuchen, am Ende das Bestmögliche zu erreichen.

Dazu möchte Kiefer den Blick nach vorne richten und sich auf andere Punkte fokussieren. Und dieser Blick geht in Richtung Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit und damit in Richtung pharmazeutische Dienstleistungen. Denn, da ist sich Kiefer sicher, die Handhabung der Arzneimittel sei eines der schwierigsten Dinge in der Gesundheitsversorgung der Menschen. Die Zahl innovativer Arzneimittel wachse, die Bedeutung von unerwünschten Wirkungen nehme immer mehr zu. Die Patienten seien zunehmend mit den Informationen zu den Arzneimitteln überfordert, ein Drittel sei nicht in der Lage, die in den Produktinformationen enthaltenen Texte zu lesen und zu verstehen. Diese Patienten gelte es, mitzunehmen.

In einer anlässlich der Pharmacon-Meran-Eröffnung herausgegebenen Pressemitteilung der ABDA steht entsprechend das Thema „Pharmazeutische Dienstleistungen“ im Fokus. Hier heißt es „Die Apotheker wollen in Zukunft mehr pharmazeutische Dienstleistungen anbieten, sofern diese angemessen honoriert werden.“ Kiefer wird mit den Worten zitiert: „Die Arzneimitteltherapie wird immer komplexer. Gleichzeitig sind immer mehr Patienten von der Arzneimitteltherapie überfordert. Mit pharmazeutischen Dienstleistungen können Apotheker die Arzneimitteltherapiesicherheit – kurz AMTS – nachhaltig verbessern“.


Dr. Doris Uhl (du), Apothekerin
Chefredaktion DAZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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8 Kommentare

verbale Resignation

von Martin Didunyk am 28.05.2019 um 17:10 Uhr

Lieber Herr Präsident,

Sie sind Traditionalist und Ihre Kraft und Möglichkeiten zur Erneuerung des Berufsstandes sind knapp bemessen.

Die Zusammenfassung Ihrer Rede ist eine einzige verbalisierte Kapitulation - voller Phantasielosigkeit.

Sie ahnen doch selbst, wie ernst die Situation ist:

-geändertes Verhalten unserer Patienten / Kunden
-Ideenlosigkeit gegenüber der Politik
-Entfernung der Standespolitik von der Basis
-Wegfall der Preisregulierung
-Arzneimittel im Licht der EU Warenverkehrsfreiheit
-eRezept

sind Bauteile einer Splitterbombe gegen die traditionellen Strukturen des inländischen Apothekenwesens.

Realistische Warnsignale wären angebracht und Taten wären mehr als Worte !

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Spahn dreht den Wasserhahn auf ... Kiefer wirft Rettungsanker ...

von Christian Timme am 27.05.2019 um 17:39 Uhr

Wenn der Dienstherr dem Erfüllungsgehilfen den Rettungsring versagt ... ist das die „Erlaubnis zum Ertrinken“ ...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

wie passend

von Benjamin Schäfer am 27.05.2019 um 14:44 Uhr

Und da sind wir Leichtmatrosen an Bord. Perfekt ausgestattet mit mehrfach geprüften und QMS zertifizierten Rettungsankern. Ja, sogar eine ganze Zweitmanschaft, die allein für das Prüfen der Ankerlegierungen zuständig ist, hat sich an Deck eingefunden und salutiert frohen Mutes gen Käpitän Becker. Der Befehl "Leinen los" ertönt und das Boot ist im Begriff sich zu neuen pharmazeutischen Ufern aufzumachen. Admiral Schmidt prüfte nochmal alle Perspektiven auf den Seekarten und cremt die Besatzung eigenhändig mit Sonnenschutz ein. Das nenne ich Arbeit mit und an der Basis! Gegen die Kanonen der berüchtigten docmorrischen Piraten müssen vorerst gleichlange Deckschrubber ausreichen, weil die Schatzkammer für eine vergoldete Kapitänskajüte geplündert werden musste. Doch was ist das? Still ruht das Boot auf der See. Es wurde anscheinden an alles gedacht - bis auf die Segel. So fängt die Mannschaft almählich an sich zu eintkleiden und Hosen, sowie Oberteile gegen den WInd an den Masten auszurichten. Die Würde spielt ja schon länger eine untergeordnete Rolle. Hauptsache das Boot fährt... irgendwie.

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AW: wie passend und fabelhaft

von Bernd Jas am 30.05.2019 um 12:37 Uhr

Ein dickes LIKE für diesen Kommentar

Und dann: Volle Fahrt voraus,...auf´s Riff.

Rettungsanker?

von Dr. Christian Gerninghaus am 27.05.2019 um 13:24 Uhr

Die pharmazeutischen Dienstleistungen können niemals ein Rettungsanker sein - geschweige denn den Verlust ausgleichen, der durch Verschiebung von RX-Umsätzen hin zum Versandhandel entstehen wird. Die Bundesapothekerkammer trägt an der gegenwärtigen Situation eine große Mitschuld. Bis heute vertritt die BAK zum Beispiel die Meinung, Apotheken dürften Daten von Kunden nur mit Einverständniserklärung erheben. Dabei geben die gesetzlichen Rahmenbedingungen längst die Möglichkeit, Daten im Rahmen der pharmazeutischen Tätigkeit zu verarbeiten. Zur Verarbeitung gehört dann auch ein sinnvoller Einsatz eben dieser Daten für den Apothekenkunden: Verbesserung der Adhärenz, Vermeidung von Interaktionen, Gewährleistung der Kontinuität in der Versorgung. Alles längst flächendeckend möglich aber von der BAK nicht gewollt. Schon längst hätten wir mit konsequenter Verwendung von Daten unseren Mehrwert zeigen können. Aber bis heute hält die BAK an fragwürdigen Einschreibemodellen und am ABDA-KBV-Modell fest. Um Gottes Willen keine berufliche Freiheit und auf gar keinen Fall zu viel Innovation. Immer alles schön reglementiert und den Mitgliedern den erhobenen Zeigefinger gezeigt. Wir sind das Gegenteil eines freien Berufs. Unsere Vertretung zerstört uns gerade.

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Erinnerung an das eigene Perspektivpapier . . .

von Uwe Hansmann am 27.05.2019 um 13:06 Uhr

. . . macht in diesem Zusammenhang Sinn. Dort heißt es in den Schlußabsätzen:

Zitat

"Qualität und Wirtschaftlichkeit

29. Die öffentliche Apotheke ist ein vom Apotheker als persönlich haftendem Inhaber geführtes Unternehmen. Auch in der unternehmerischen Freiheit bleibt er stets dem heilberuflichen Versorgungsauftrag und dem Gemein- wohl verpflichtet. Zugleich ist er für die Sicherheit der Arbeitsplätze in der Apotheke verantwortlich.

==>> Um diesen Anspruch zu erfüllen, bedarf es angemessener inner- und außerbetrieblicher Rahmenbedingungen. Dazu gehören ein qualifizierter, leistungsgerecht entlohnter Mitarbeiterstab und eine adäquate technische Ausstattung. Grundlage dafür ist eine leistungsgerechte, dynamisierte und faire Honorierung über eine einheitliche, staatliche Vergütungsordnung. <<==

Die öffentlichen Apotheken übernehmen die Verantwortung für die Qualität und Wirtschaftlichkeit der Arzneimittelversorgung und tragen damit we- sentlich zur Zukunftsfähigkeit des Gesundheitswesens bei.
30. Mit ihren Leistungen erhalten bzw. verbessern die öffentlichen Apotheken die Gesundheit der Patienten. Sie tragen damit zu einer deutlichen Entlas- tung der Sozialsysteme bei und leisten so einen entscheidenden Beitrag zur Bewältigung der gesellschaftlichen Herausforderungen."

Zitatende

Nach wie vor gilt, nicht den zweiten Schritt vor dem ersten zu tun! Ansonsten bleibt das Perspektivpapier für mich weiterhin ein Rohrkrepierer!

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"Lohnerhöhung"

von Jan Kusterer am 27.05.2019 um 11:59 Uhr

Man stelle sich einmal vor. Der Betriebsrat in einem Betrieb kommt auf einen zu: "Lieber Arbeitnehmer, du hast die letzten 15 Jahre sehr gute Arbeit gemacht. Wir sind wirklich sehr stolz auf dich. Nun willst du aber das dein Lohn endlich mal real angepasst wird. Also eine gerechte Lohnerhöhung geht leider nicht. Dafür darfst du aber gerne 4 Stunden pro Woche länger arbeiten. Da aber die Zeiten schlecht sind kann dir der Arbeitgeber für diese 4 Stunden nur einen Aushilfslohn zahlen. Wir haben als Betriebsrat mal zugestimmt. War ja okay, oder?"

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Stur

von Karl Friedrich Müller am 27.05.2019 um 11:22 Uhr

Man bleibt stur auf Linie. Auch wenn es keinen Sinn macht.
Beratungsresistent.
Solche autoritären Dinosaurier brauchen wir nicht

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