Flächendeckende Versorgung

THW-Präsident: „Apotheken sind Leuchttürme“

Stuttgart - 30.05.2019, 09:00 Uhr


THW-Präsident Albrecht Broemme erklärt im aktuellen DAZ-Interview, dass er das Netz aus den noch rund 19.000 Apotheken in Deutschland nicht missen möchte: „Sie sind die letzte zivile Bastion, die Tag und Nacht für die Bevölkerung bereitsteht.“ Am liebsten würde er die Apotheker sogar viel intensiver in den Bevölkerungsschutz einbinden und hat sich dazu auch schon mit der ABDA ausgetauscht.

November 2005: Heftige Schneefälle lassen vor allem das Münsterland und das Bergische Land sowie Teile des Ruhrgebietes in ein Schneechaos stürzen. Unter der Schneelast und durch den Sturm knicken Strommasten um. Wichtige Verkehrswege werden unpassierbar. Viele Orte sind tagelang von der Versorgung abgeschnitten, zeitweise sind mehr als 250.000 Menschen betroffen.

Für Albrecht Broemme, der seit rund 50 Jahren ehren- und hauptamtlich im Bevölkerungsschutz aktiv ist, gehören solche Szenarien nicht nur zu Übungen und Planspielen, sondern sind zur Realität des 21. Jahrhunderts geworden. Der Klimawandel sorgt mittlerweile auch in Deutschland dafür, dass es fast in jedem Jahr zu Extremwetterlagen kommt. So sind es im Sommer vor allem die Hochwasser, die dazu führen, dass ganze Städte und Regionen verwüstet und von der Außenwelt zeitweise abgeschnitten werden.

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„Apotheken – eine der wenigen Institutionen, die Rund-um-die-Uhr-Dienst leisten “

Broemme, der seit 1992 die Berliner Feuerwehr leitete und 2006 vom damaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble zum Präsidenten des Technischen Hilfswerks ernannt wurde, ist ein ausgewiesener Experte im Bereich Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Das THW ist eine Bundesanstalt, die über rund 80.000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer in 668 Ortsverbänden verfügt.

Broemmes Denken hört aber nicht an Organisationsgrenzen auf. Auch die Apotheken hat er bereits in Augenschein genommen: „Die Apotheken sind eine der wenigen Institutionen, die mit ihrem gesamten Versorgungsauftrag einen Rund-um-die-Uhr-Dienst leisten – ähnlich wie bei der Polizei oder der Feuerwehr.“

Bei einem Parlamentarischen Frühstück ist er vor kurzem mit dem Vorsitzenden des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) Fritz Becker in Kontakt gekommen. Später gab es auch einen informellen Austausch mit der ABDA-Geschäftsführerin für Pharmazie Dr. Christiane Eckert-Lill. Im Interview mit der DAZ verrät er: „Meine Idee ist nämlich, die rund 19.000 Apotheken in Deutschland noch viel offensiver in die Planungen des Katastrophenschutzes einzubinden. Sie sollen einen Leuchtturmcharakter erhalten.“



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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1 Kommentar

Es muß schon ein Katastrophen-Manager den Wert der Deutschen Apotheke Vor Ortin als „Leuchtturmprojekt“ in den Fokus bringen.

von Heiko Barz am 31.05.2019 um 12:23 Uhr

Es muß doch in diesem Land immer noch „Leute“ geben, die den Wert der Deutschen Vor-Ort Apotheke zu würdigen wissen.
Das demoralisierende Element in diesem Bericht ist, dass die Meinung dieser „Leute“ in unauffälliger medialer Weise kundgetan wird. Herr Spahn wird von dieser Aktion wenig begeistert sein, da die AMHollandversender sicher nicht in dieses benannte Raster passen. Demnach für ihn unwertig.
Der Herr Katastrophen Manager Broemme sollte seine Interpretation der „Leuchtturm Apotheken“ deshalb, bevor er in den Ruhestand tritt, dem GM Spahn zu Gehör bringen, denn solch ein intensives Bekenntnis zur Deutschen Vor Ort Apotheke habe ich in den letzten 10 Jahren nicht mehr zur Kenntnis nehmen dürfen.
Die unterforderte ABDA sollte dieses Statement des Herrn Broemmer jedem Bundestagsabgeordneten auf den Schreibtisch legen mit der Aufforderung, eine entsprechende Antwort zu liefern.
Vielleicht käme man auf diesem Weg einmal zum namentlichen Bekenntnis der Abgeordneten zur Deutschen Vor-Ort Apotheke.
Diejenigen (Gewählten) sollten in der Pflicht sein, ihre persönliche Meinung zur Apotheke Vor Ort abzugeben, damit endlich einmal „Ross und Reiter“ bekannt und benannt werden.
Ich bin allerdings überzeugt, dass die meisten sich dieser Verantwortung entziehen, befürchtend, dass ihnen dieses Verhalten irgendwann unangenehm vor die Füße fällt und ihrer weiteren Karriere schaden könnte.

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