Pharmacon Meran 2019

Lasmiditan bei Migräne – wenn Triptane kontraindiziert sind

Meran - 31.05.2019, 09:00 Uhr

Triptane sind gute Arzneimittel für akute Migräne-Attacken. Allerdings dürfen nicht alle Migränepatienten mit Triptanen behandelt werden. Diese Lücke könnte Lasmiditan schließen. (s / Foto: peterschreiber.media / stock.adobe.com)

Triptane sind gute Arzneimittel für akute Migräne-Attacken. Allerdings dürfen nicht alle Migränepatienten mit Triptanen behandelt werden. Diese Lücke könnte Lasmiditan schließen. (s / Foto: peterschreiber.media / stock.adobe.com)


Neues bei Migräne – wer denkt da nicht zuallererst an die innovativen CGRP-Antikörper Erenumab, Fremanezumab und Galcanezumab zur Prophylaxe? Doch auch in der Akuttherapie der Migräne tut sich nach den Triptanen mit Lasmiditan wieder etwas. Das Besondere: „Lasmiditan darf eingesetzt werden, wenn Triptane kontraindiziert sind“. Diese Botschaft gibt Professor Manfred Schubert-Zsilavecz den Apothekern beim Pharmacon in Meran mit auf den Weg.

Triptane gelten als Goldstandard bei mittelschweren bis schweren Migräne-Attacken. Allerdings eignen sich die potenten Therapeutika nicht für alle Migränepatienten. Kontraindiziert sind sie für Migräniker mit koronarer Herzkrankheit (KHK), Koronarspasmen, einem Myokardinfarkt oder Apoplex in der Anamnese, bei peripher arterieller Verschlusskrankheit (PAVK) oder TIA. Warum dürfen Triptane hier nicht eingenommen werden?

Triptane kontrahieren nicht selektiv und ausschließlich intracranielle Gefäße – wie bei Migräne gewünscht –, sondern sie wirken auch vasokonstriktorisch an peripheren. „Die Entwicklung neuer Arzneistoffe ohne Wirkung auf die peripheren Blutgefäße ist daher ein wichtiges Ziel der Migräneforschung“, erklärt Professor Manfred Schubert-Zsilavecz von der Pharmazeutischen Chemie der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, den Apothekern beim Pharmacon in Meran. Das scheint mit Lasmiditan geglückt. Zum ersten Mal hört man von dem selektiven 5HT1F-Rezeptoragonisten jedoch nicht. Bereits 2011 fand sich Lasmiditan in der Pipeline. Die Zulassung durch die FDA, die amerikanische Arzneimittelbehörde, scheint nun jedoch in greifbare Nähe zu rücken.

Lückenindikation in der Migränetherapie

Lasmiditan wirkt agonistisch an 5HT1F-Rezeptoren. Welche exakten Effekte Lasmiditan auf molekularer Ebene auslöst, ist nach aktuellem Stand der Wissenschaft unbekannt. Der Wirkort, das Trigeminussystem, deute jedoch auf Effekte bei der Freisetzung des Calcitonin Gene-Related Peptides (CGRP) hin, so Schubert-Zsilavecz. CGRP machte im letzten Jahr vor allem als neues Target der speziell zur Migräneprophylaxe entwickelten CGRP-Antikörper (Fremanezumab in Ajovy® und Galcanezumab in Emgality®) und CGRP-Rezeptor-Antikörper (Erenumab in Aimovig®) von sich reden.

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Im Gegensatz zu den Triptanen greift Lasmiditan nicht agonistisch an Serotoninrezeptoren der Subtypen 5HT1B und 5HT1D an, die 5HT1F-Selektivität scheint mit dem Verlust der peripheren Vasokonstriktion einherzugehen. Doch: Verliert man damit nicht auch die gute Wirksamkeit bei Migräne, wie sie Triptane leisten? Dem ist wohl nicht so. „Die Studien haben gezeigt, dass Lasmiditan in Dosen von 100 mg bis 200 mg vergleichbar gut bei akuten Migräne-Attacken wirkt wie auch Triptane“, erklärt Schubert-Zsilavecz.
Somit begründet nicht etwa eine unzureichende Wirksamkeit, sondern die Kontraindikation der Triptane nach Einschätzung des Professors für Pharmazeutische Chemie die Entwicklung von Lasmiditan.


Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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