Gastkommentar Apotheker Lorenz Weiler

Das einzig sinnvolle E-Rezept ist aus Papier

Hannover - 20.08.2019, 15:00 Uhr

Apotheker Lorenz Weiler aus Hannover meint in einem Gastkommentar, dass die beste Version des E-Rezeptes ein Papierausdruck samt QR-Code wäre. (Foto: Weiler Vital Apotheke Hemmingen)

Apotheker Lorenz Weiler aus Hannover meint in einem Gastkommentar, dass die beste Version des E-Rezeptes ein Papierausdruck samt QR-Code wäre. (Foto: Weiler Vital Apotheke Hemmingen)


Binnen eines Jahres soll es also Realität werden, das E-Rezept. Aber was die Apotheken am Ende erwartet, bleibt immer noch weitgehend unklar. Was jedoch auffällt: Fast jeden Bericht über das E-Rezept ziert inzwischen die Abbildung eines Quadrats mit schwarzen Punkten, auch als QR-Code bekannt. Will heißen: Es könnte recht einfach sein, meint Apotheker Lorenz Weiler in einem Gastkommentar.

QR-Code statt Gesundheitskarte

Was heute bereits für Kinokarte, Warengutschein, Messezugang oder Flugticket funktioniert, drängt sich zwangsläufig auch für das Arzneimittel-Rezept auf. Der Anwender wird von jeglichem überflüssigen Schnickschnack frei gehalten, während sämtliche notwendige Sicherheits- und Verschlüsselungstechnologien vollständig im zentralen Server implementiert sind. Die schmerzliche Einsicht, dass die ganze teure Smartness von Millionen elektronischen Gesundheitskarten (eGK) dank leistungsfähiger Handys inzwischen obsolet ist, muss für einen unverstellten Blick in die Zukunft aber wohl erst noch verwunden werden.

Es braucht keine zusätzlichen Apps

Auch der DAV mischt inzwischen kräftig mit und kündigt eine „webbasierte betriebssystemunabhängige Anwendung, die ausgehend vom Patienten gedacht ist und ihn bei seinen Bedürfnissen abholt“ an. Immerhin: Man setzt hier auf eine Web-App, die man nicht installieren muss, sondern einfach mit dem Browser ansurft. Aber wer braucht selbst das im Normalfall? 

Die Bordmittel eines normalen Smartphones reichen aus

Warum soll man auf eine Webseite gehen, wenn der Arzt das E-Rezept auch ganz klassisch als A6-Papierausdruck, nur eben mit entsprechendem QR-Code versehen, aushändigen kann? Damit stehen dem Patienten - insbesondere dem gesundheitlich beeinträchtigten – alle Möglichkeiten offen und zwar ohne dass an irgendeiner Stelle zwangsläufig Verständnis- oder Bedienungsprobleme auftreten müssen. Er kann ein solches Papier-E-Rezept entweder klassisch in einer Apotheke abgeben und die Wandlung zum Digitalrezept übernimmt das Personal oder mit seiner Handykamera abfotografieren und mit den Standard-Apps seines Smartphones (E- Mail, WhatsApp, SMS, Facebook) an den Anbieter seiner Wahl weiterleiten. Zum Thema Datenschutz weiter unten…

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Das altbekannte PDF ist digital genug

Möchte der Patient das Papier für den Ausdruck lieber sparen, so besteht weiterhin die Möglichkeit, dass der Arzt das Rezept als generisches PDF erstellt und dem Kunden an dessen private E-Mail-Adresse oder Messenger- Telefonnummer sendet. Die Erfahrung wird jedoch schnell zeigen, dass ein solches Verfahren für beide Seiten aufwändiger ist und über das Umwelt-Argument der Papierersparnis hinaus keinen Mehrwert bringt.

Jegliche „Digitalisierung“ darüber hinaus hätte lediglich für eine dritte interessierte Seite Vorteile: die Arzneimittelversender. Deren größter Traum wäre es, die Verordnungen der Kunden möglichst per Dauerabrufgenehmigung direkt vom Server erhalten zu können. Dem Kunden würde Sekunden nach der Rezeptausstellung beim Arzt automatisch ein Link zur fix und fertigen Bestellung aufs Handy gesendet, wo er dann nur noch die vorgeschriebenen Datenschutz, AGB und Zahlungsbuttons blind durchklicken und anschließend auf den Postboten warten müsste. Den Weg zur nächsten Apotheke müsste (und würde) er dann nicht mehr allein wegen eines Rezeptes in Kauf nehmen.



Apotheker Lorenz Weiler, Hannover
redaktion@daz.online


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6 Kommentare

QR-code

von Kleiner Apotheker am 22.08.2019 um 8:34 Uhr

Super Idee! Der Arzt hat keinen technischen Mehraufwand - Drucker hat er schon. Nur die Software muß angepasst werden. In der Apotheke das gleiche - QR-Scanner sind bereits vorhanden. Der Haken wird sein: die Idee ist zu gut und zu einfach - da verdient keiner dran...

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Genialer Vorschlag

von Hummelmann am 21.08.2019 um 22:33 Uhr

Das ist mit großem Abstand der beste Vorschlag, den ich seit Jahren zu diesem Thema gelesen oder gehört habe. Ich habe zahllose Kunden, die weder ein Smartphone besitzen, noch in der Lage wären ohne fremde Hilfe die Bedienung eines Smartphones zu lernen.
Bisher war mir völlig unklar, wer diese Kunden auf welche Weise zukünftig mit Arzneimitteln versorgen soll.
Der Vorschlag mit dem QR-Code auf dem Papierrezept löst dieses Problem auf genial einfache und unschlagbar preiswerte Weise. Wer darüber hinaus diesen Code mit elektronischen Mitteln speichern und weiter leiten will, kann das ja gerne davon völlig unabhängig tun. Aber dazu braucht es keine zertifizierte Soft- oder Hardware.
Obwohl ich eigentlich eine ziemlich optimistische Grundeinstellung im Leben bevorzuge, habe ich trotzdem gewisse Bedenken, wenn ich die Chancen zur Realisierung beurteilen soll. Denn ich beobachte in der jüngeren Bevölkerung einen besorgniserregenden Hang zur Digitalisierung, dem in der Regel auch alle individuellen Datenschutz- und Sicherheitsbedenken untergeordnet werden. Gleichzeitig wollen unzählige Hardware- und Softwareanbieter ein großes Stück vom Gesundheitskuchen haben und in den Kreisen der politischen Entscheidungsträger findet man mit einfachen, logischen und leicht umzusetzenden Ideen leider nur sehr selten Gehör.
Eigentlich sollten bei der Beantwortung dieser Frage diejenigen, die Rezepte ausstellen (Ärzte) und diejenigen, die Rezepte einlösen (Apotheken, Sanitätshäuser, Physiotherapeuten etc.) die Stimmen mit dem meisten Gewicht haben. Deshalb betrachte ich den Vorschlag mit dem QR-Code auf Papier als Weckruf für unsere Standesvertreter...

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endlich ein vernünftiger Ansatz im Digitalisierungswahn

von Eberhard Scharf am 21.08.2019 um 13:28 Uhr

Sehr guter Vorschlag, der es unbedingt verdient hat weiter verfolgt zu werden. Damit klappt wohl auch die weitere Versorgung auf dem Land durch Vor-Ort-Apotheken ohne große Hürden und ohne Verstärkung des Trends zur Abwanderung zum Versandhandel!
Es ist manchmal so einfach...

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Gastkommentar Weiler zu E-Rezept

von Karsten Wolter am 21.08.2019 um 10:47 Uhr

Cross - Denken ist hilfreich, tatsächlich genial.
Der Beratungsdialog wird gefördert, die freie
Apothekenwahl abgesichert und die Hoheit
des Patienten über seine Verordnung gewährleistet.

Mit diesem Modell einen Feldversuch mit überschaubaren
Budget zu initieren macht Sinn.

Mit kollegialen Grüßen
Karsten Wolter
Kur-Apotheke, Bad Berleburg


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e.l Rezept auf Papier mit QR-Code

von Christel Peilstöcker am 21.08.2019 um 10:26 Uhr

Den Vorschlag finde ich phantastisch. Seit vielen Jahren betrete ich eine Apotheke nur noch als Kunde (Rentnerin) und besitze noch immer kein Smartphone. Wie viele Menschen in meiner Lage mag es geben? Wäre es nicht ihnen gegenüber rücksichtsvoll, ein Rezept in Papierform auszuhändigen, damit sie noch einmal überprüfen können, was da eigentlich draufsteht?

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Einfach Genial!

von Andreas Grünebaum am 20.08.2019 um 18:50 Uhr

Da muss man erstmal drauf kommen - obwohl man das ja schon aus anderen Branchen kennt! Wenn ich im Flughafen einchecke, habe ich inzwischen immer auch eine Papierversion der Tickets mit dabei, obwohl das doch so schön bei Lufthansa, Delta und Co. über die „App“ geht. Erfahrungsgemäß dauert das aber an allen Kontrollstellen deutlich länger, als den QR-Code einfach auf Papier vorzuzeigen. Ich habe da schon Passagiere gesehen, die verzweifelt ihr Smartphone in diese oder jene Lage vor den Scanner hielten und am Ende zur Seite gewunken wurden.
Die Optionen der digitalen Übertragung bleiben ja dennoch erhalten und auch eine optionale App wäre denkbar, falls der Kunde sein Rezept auf diesem Wege versenden möchte.

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