Influenzasaison 2019/20

Die ersten Grippeimpfstoffe kommen

Stuttgart - 11.09.2019, 15:00 Uhr

Die ersten Grippeimpfstoffe für die kommende Influenzasaison 2019/20 werden bereits ausgeliefert. Neu im Grippeimpfstoffgeschehen ist der zellkulturbasierte Impfstoff Flucelvax Tetra von Seqirus. (s / Foto: 831days / stock.adobe.com)

Die ersten Grippeimpfstoffe für die kommende Influenzasaison 2019/20 werden bereits ausgeliefert. Neu im Grippeimpfstoffgeschehen ist der zellkulturbasierte Impfstoff Flucelvax Tetra von Seqirus. (s / Foto: 831days / stock.adobe.com)


Die neue Grippesaison steht bevor. Das Paul-Ehrlich-Institut hat bereits 14,2 Millionen Influenzaimpfdosen freigegeben. Erstmals ist – seit Optaflu vor einigen Jahren floppte – mit Flucelvax Tetra ein zellbasierter Grippeimpfstoff verfügbar. Durch die fehlende Eiadaption der Impfstoffviren soll Flucelvax besser zu den zirkulierenden Grippeviren passen und folglich besser vor Grippe schützen. Das Arzneitelegramm sieht für Flucelvax Tetra allerdings „lediglich Reservestatus für Patienten mit schwerer Hühnereiweißallergie“.

Das Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt als optimalen Zeitpunkt für eine saisonale Grippeschutzimpfung die Monate Oktober und November. Bis sich nach der Impfung der Schutz aufbaut, vergehen etwa zehn bis 14 Tage. Nachdem in der Influenzasaison 2017/18 der hauptsächlich geimpfte trivalente Grippeimpfstoff nur suboptimal vor den zirkulierenden Viren geschützt hatte (Influenza B Yamagata war nur im tetravalenten Grippeimpfstoff enthalten), in der letzten Saison 2018/19 der Impfstoff ausging und importiert werden musste, sieht es bislang – theoretisch – gut aus mit dem diesjährigen Grippeschutz. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat bislang (Stand: 6. September 2019) rund 14,2 Millionen Impfdosen freigegeben. Im letzten Jahr hatte das PEI zum gleichen Zeitpunkt erst 10,2 Millionen freigegeben – von insgesamt 15,7 Millionen für die ganze Grippesaison.

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Erstmals bietet Seqirus – neben den etablierten hühnereibasierten Grippeimpfstoffen von GSK (Influsplit® Tetra), Mylan (Influvac® Tetra) und Sanofi Pasteur (Vaxigrip® Tetra) – einen zellkulturbasierten tetravalenten Grippeimpfstoff an: Flucelvax® Tetra. Er ist aktuell der einzige – allerdings nicht der erste – zellkulturbasierte Grippeimpfstoff in Europa. Die Zulassung der Europäischen Kommission erhielt Seqirus im Dezember 2018, in den USA wird seit Mai 2016 mit Fluecelvax® Tetra geimpft. Bereits 2007 erhielt der damals trivalente zellkulturbasierte Novartis-Grippeimpfstoff Optaflu® die EMA-Zulassung. Allerdings wurde Optaflu® bereits vor Jahren von Seqirus, die die Impfstoffsparte von Novartis zu diesem Zeitpunkt übernommen hatten, vom Markt genommen. Sicherheitsbedenken hinsichtlich Tumorgenität konnte das Paul-Ehrlich-Institut zwar ausräumen, jedoch hatte sich Optaflu® wohl nicht in dem gewünschten Maß gegen die Konkurrenz durchgesetzt.

Seqirus liefert Flucelvax Tetra bereits aus

Das soll mit Flucelvax® Tetra wohl anders werden. Seqirus gab am vergangenen Montag bekannt, dass die ersten Flucelvax®-Tetra-Impfstoffe bereits an Apotheken und Großhandlungen ausgeliefert werden. Man könne somit, trotz der verspäteten Bekanntgabe des Influenza-A-H3N2-Stammes durch die WHO, Apotheken und Hausarztpraxen „gut auf die Impfung“ vorbereiten. Influenza-A(H3N2) scheint besonders wandlungsfähig, was die Voraussage der Mutationen und der in der nächsten Saison dann tatsächlich zirkulierenden Viren erschwert. Laut WHO stellen „Influenza-A(H3N2)-Viren [...] eine zunehmende Herausforderung für die Auswahl von Impfstoffviren dar“.

Warum wirkt ein Grippeimpfstoff meist weniger gegen Influenza-A(H3N2)-Viren?

Es gibt eine Reihe von Gründen, warum die Wirksamkeit von Grippeimpfstoffen gerade gegen Influenza-A(H3N2)-Viren geringer sein könnte. Influenzaviren sind hochvariabel, durch Antigendrift – kleine zufällige Punktmutationen – verändern sie laufend ihre immunitätsbildenden Oberflächenstrukturen. Influenza A(H3N2) ist hier offenbar ein besonders anfälliger Kandidat für solche Antigendrifts. Und so zeigte die Vergangenheit, dass vor allem bei Influenza A(H3N2) diese Mutationen häufiger zu Unterschieden zwischen dem im Impfstoff enthaltenen Antigen A(H3N2) und den tatsächlich zirkulierenden Influenza-A-Viren und deren Oberflächenantigen A(H3N2) führte, als dies bei Influenza A(H1N1) oder Influenza-B-Viren der Fall war. Das bedeutet, dass bei Influenza A(H3N2) schlicht die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass sich das zirkulierende Virus derart verändert hat, dass sich dies tatsächlich auf die Impfeffektivität auswirkt.

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Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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