Lamotrigin statt Herzmedikamenten

Zeitungsbericht: Versand-Chaos bei der Shop-Apotheke

Berlin - 16.09.2019, 17:55 Uhr

Mehrfach falsch beliefert: Ein Kunde der Shop Apotheke beschwert sich derzeit über eine Lieferung, die seinen Angaben zufolge mehrfach falsch ausgeführt wurde. (b/Foto: Shop Apotheke)

Mehrfach falsch beliefert: Ein Kunde der Shop Apotheke beschwert sich derzeit über eine Lieferung, die seinen Angaben zufolge mehrfach falsch ausgeführt wurde. (b/Foto: Shop Apotheke)


Die „Nordwest Zeitung“ berichtet in ihrer Online-Ausgabe derzeit über einen Kunden der Shop Apotheke, der eigenen Angaben zufolge gleich mehrfach falsch beliefert wurde. Dem Bericht zufolge soll der Mann ein Rezept über Blutdrucksenker und Gerinnungshemmer in die Niederlande geschickt haben, er bekam Lamotrigin. Und auch der Versuch des EU-Versenders, den Fehler zu korrigieren, soll komplett misslungen sein. Die Shop Apotheke räumt Fehler ein, steht mit dem Kunden in Kontakt und will nun insbesondere die eigenen Kommunikationsprozesse hinterfragen.

Der „Nordwest Zeitung“ zufolge geht es um einen männlichen Kunden aus der niedersächsischen Stadt Bad Zwischenahn. Der Mann soll demnach schon länger bei dem EU-Versender bestellen. Dem Artikel zufolge soll er statt zweier Arzneimittel zur Gerinnungshemmung und zur Blutdrucksenkung das Antiepileptikum Lamotrigin erhalten haben. Doch damit nicht genug: Das Arzneimittel soll laut Lieferschein auch gar nicht an ihn adressiert gewesen sein, vielmehr für einen Patienten, der in Ingolstadt lebt. Der Patient aus Bad Zwischenahn ist demnach selbst Arzt und erkannte den Fehler vor der Einnahme der Medikamente. „Ein anderer Kunde hätte das vielleicht nicht bemerkt und die Medikamente genommen“, wird er in dem Bericht zitiert.

Aber auch der Korrekturversuch der Shop Apotheke soll laut dem Zeitungsbericht fehlerhaft gewesen sein. „Bei der Nachlieferung der eigentlich bestellten Medikamente hieß es, das Originalpräparat sei nicht lieferbar, ich würde stattdessen einen Ersatz bekommen“, berichtet der Patient. Doch dann soll er plötzlich zwei Pakete aus den Niederlanden erhalten haben, einmal das angeblich defekte verordnete Präparat und einmal das Ersatzarzneimittel. Und: Für beide Pakete buchte der Versender laut „Nordwest Zeitung“ Geld vom Konto des Kunden ab. „Ich hatte aber nur ein Rezept, konnte das Medikament also nur einmal mit meiner Krankenversicherung abrechnen“, sagt er in dem Bericht.

Der Vorgang soll inzwischen ein Jahr zurückliegen – doch die Shop Apotheke soll weder das überflüssige Präparat zurückgenommen noch das zu viel gezahlte Geld zurücküberwiesen haben. Deswegen habe sich der Betroffene zunächst an die Apothekerkammer gewendet, doch die verwies darauf, dass man auf niederländische Versender keinen Zugriff hat. Das Thema Online-Apotheken sei für ihn nun „erledigt“, er wolle jetzt nur noch in Vor-Ort-Apotheken gehen, wird er zitiert.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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9 Kommentare

Bitte nicht so scheinheilig

von Helmut Schulz am 19.09.2019 um 18:24 Uhr

Was ist zum Beispiel mit den Krankenhäuse,dort werden auch Fehler gemacht. Auch Apothken geben Müll raus. In einem Lager wo hunderttausende Medikamente lagern, kann es mal passieren das es zu Fehler kommen kann.
(darf aber nicht öfter passieren)
Hier ist nur ein Kokurenzkamf zwischen Oline Apotheken und normale Apotheken in gange.

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Arzt

von Conny am 17.09.2019 um 11:55 Uhr

Mein Mitleid hält sich in Grenzen

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Versandapotheke

von Peter W. Leidner am 17.09.2019 um 7:26 Uhr

Dieser Artikel ist seinem Zweck der Veröffentlichung nicht ganz nachvollziehbar. Die Behauptung des Arztes, es lese keiner die Aufschrift auf dem zugesandten Medikament und nehme es einfach ein, halte ich für weit hergeholt. Ich bestelle viel und schaue jede Zusendung genau an. Wer im Internet bestellen kann, hat auch so viel Geist auf das zu achten was er einzunehmen gedenkt. Dazu einen Vorfall, den ich nicht anzweifle, von vor über einem Jahr jetzt durch die Presse zu ziehen? Na ja, da kann man vielerlei Gründe annehmen. Aber nicht mehr den der Fallaufklärung. Ich bestelle seit mehr als fünf Jahren bei der Shop-Apotheke, Vorgänger Europa-Apothek Venlo. Ist ein Medikament nicht lieferbar, wurde ich angerufen. Habe ich irgendwelche Zweifel, Wissenslücke rufe ich an und bekomme von der Apothekerin Antworten. Jedes bestellte Medikament wird ohne Aufforderung auf Wechselwirkungen etc. mit weiteren bestellten Medikamenten geprüft und die Ergebnisse schriftlich mitgeliefert. Macht das die Apotheke vor Ort? Fragen Sie selbst nach? Wie oft wurden Sie aus freien Stücken von der Apotheke vor Ort dazu aufgeklärt?
Alles nicht so einfach zu bewerten.
Beste Grüße
Peter W. Leidner

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AW: Versandapotheke

von landapotheker am 17.09.2019 um 8:15 Uhr

Sehr geehrter Versandapothekenkunde/-mitarbeiter (schreiben hier viele mit).,

ihre holländische Versandapotheke wird nicht von deutschen Behörden überwacht und auch nicht von holländischen Behörden.
Strafzahlungen die von deutschen Gerichten verhängt wurden versanden an der Staatsgrenze.
D.h Sie bestellen bei einer Firma die keinerlei staatlicher Kontrolle unterliegt und weder die deutschen, noch die holländischen Standards einhält. Sondern sich eigene macht.
Ihre Arzneimittel werden auch nicht von pharmazeutischen Personal eingepackt, ob da nochmal Fachpersonal ggf. kurz drüberschaut.....niemand weiß es, niemand kontrolliert es.
Haben Sie Apotheker am Telefon ? Oder PTA oder ein Callcenter ? Niemand weiß es, niemand überprüft es.
Ein Interaktionscheck läuft automatisch in jeder Apotheke und dann ruft die im Zweifel nicht Sie sondern den Arzt an. eine richtige Apotheke darf nämlich nicht in die Therapiehoheit des Arztes eingreifen. der Arzt hat sich bei der Verordung etwas gedacht und so braucht man den Patienten nicht verunsichern, so das der lebenswichtige Arzneimittel im Zweifel weglässt.
Das merken sie nur nicht weil das (wie auch wenn etwas nicht lieferbar ist) jede normale Apotheke direkt mit dem Arzt oder selber regelt.

Mit freundlichen Grüßen

gerne liefere ich Ihnen auch Quellen und Belege zu allen Fakten nach

AW: Wo ist da die Leistung?

von Stefan Haydn am 17.09.2019 um 9:48 Uhr

Wenn sie mehrere Arznimittel in einer Apotheke kaufen, prüft auch die Apotheke Vor-Ort mittels Software, ob sich Ihre Arzneimittel vertragen.
Wenn sie regelmäßig in einer Apotheke einkaufen und deren Kunden-Karte nutzen, gleich Ihrem Account bei der Versandapotheke, wird automatisch auf Verträglichkeit geprüft.
Darüberhinaus werden sie aber in aller Regel auch zur Einnahme oder anderen Besonderheiten gefragt, die nicht per Software geklärt werden können.

Wo ist da jetzt bitte der Vorteil der Versandapotheke, außer die Befriedigung der "Geiz-ist-geil"-Mentalität und die Bequemlichkeit des Couch-shoppings?
Wobei ein Rezept ja sogar noch zur Post muss, um dann nach drei Tagen erst geliefert zu werden.

Immer dieses "in die eigene Tasche" lügen.

Zum Glück ist noch niemand umgekommen!

von Andreas Grünebaum am 16.09.2019 um 21:13 Uhr

Der Inhaber einer Deutschen Apotheke haftet persönlich und vollumfänglich für Fehler, welche zu einer gesundheitlichen Beeinträchtigung oder sogar zum Tod eines Patienten führen. In einem solch fatalen Fall würde man dagegen in der "Grensapotheek" die "interne Kommunikation" prüfen, auf "Irren ist menschlich" verweisen und das korrekte Arzneimittel nebst Rechnung an die Verbliebenen versenden.

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RXVV

von Anita Peter am 16.09.2019 um 19:51 Uhr

RXVV jetzt! Wie blind und wie bestechlich sind Spahn und Co ?

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Versandchaos

von Roland Mückschel am 16.09.2019 um 17:57 Uhr

Bedenken second...

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AW: Versandchaos

von Franz Stegner am 16.09.2019 um 19:17 Uhr

So ist es leider...

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