Regierungsentwurf für das PTA-Reformgesetz

Adexa hofft auf Nachbesserungen im Bundesrat und Bundestag

Berlin - 19.09.2019, 17:00 Uhr

Adexa-Chef Andreas May ist selbst PTA und kämpft weiter für einen längere Ausbildung seines Berufsstandes.  (Foto: Adexa)

Adexa-Chef Andreas May ist selbst PTA und kämpft weiter für einen längere Ausbildung seines Berufsstandes.  (Foto: Adexa)


Die Apothekengewerkschaft Adexa verfolgt die Pläne der Bundesregierung, die PTA-Ausbildung zur reformieren kritisch. Eine ihrer Kernforderung hat die Politik nämlich nicht aufgegriffen: die Verlängerung der Ausbildung auf drei Jahre. Doch Adexa hat den Kampf noch nicht aufgegeben und wirbt bei den Gesundheitspolitikern von Bund und Ländern weiter für ihre Positionen.

Kürzlich hat das Bundeskabinett das PTA-Reformgesetz beschlossen und damit den Weg für das parlamentarische Verfahren eröffnet. Nächste Station für den Gesetzentwurf ist am 25. September der Gesundheitsausschuss des Bundesrates. Die ABDA hat bereits eine aufgefrischte Stellungnahme vorgelegt, in der sie zwar begrüßt, dass bislang nicht vorgesehen ist, die Ausbildungszeit zu verlängern, aber kritisiert, in welcher Weise PTA mehr Kompetenzen ermöglicht werden sollen.

Nun meldet sich auch die Apothekengewerkschaft Adexa zu Wort: Sie habe den Kampf für eine nachhaltig modernisierte PTA-Ausbildung noch nicht aufgegeben, lässt sie in einer Pressemitteilug verlauten. Mit Briefen an die Mitglieder der Gesundheitsausschüsse von Bundestag und Bundesrat wirbt Adexa-Vorstand Andreas May jetzt für die Verlängerung der Ausbildung auf drei Jahre – und auch um eine praxisnahe Regelung für die Kompetenzerweiterung von PTA. Gerade die um ein halbes Jahr verlängerte Schulzeit ist der Adexa – ebenso wie dem PTA-Bundesverband – schon seit langem ein wichtiges Anliegen. 

In seinem Brief an die Politiker fragt May: „Warum sollte die größte Berufsgruppe in öffentlichen Apotheken mit den meisten Kundenkontakten schlechter ausgebildet werden als andere Gesundheitsberufe? Auch aus Sicht von Patienten und Apothekenkunden wäre eine längere Ausbildung mit einem entsprechend höheren Qualifikationsniveau der PTA wünschenswert!“

Voraussetzungen für Aufsichtsverzcht: Zu bürokratisch und realitätsfremd

Die Bedingungen, mit denen das BMG eine Kompetenzerweiterung für PTA umsetzen will, trifft bei Adexa ebenfalls auf Kritik – wenn auch in anderer Weise als bei der ABDA. May erinnert an den Koalitionsvertrag von Union und SPD. Dort heiße es: „Für die zukünftigen Herausforderungen des Gesundheitswesens ist die Aufgabenverteilung der Gesundheitsberufe neu zu justieren und den Gesundheitsfachberufen mehr Verantwortung zu übertragen“. Doch aus Mays Sicht sind die im Gesetzentwurf genannten Voraussetzungen „viel zu bürokratisch und völlig realitätsfremd“. Dabei gebe es in § 17 Abs. 6 Apothekenbetriebsordnung eine bewährte Vorlage, die man auch für weitere pharmazeutische Tätigkeiten hätte übernehmen können.“ Danach kann die Apothekenleitung die Abzeichnungsbefugnis auf PTA übertragen, wenn sie dies für angezeigt hält. Eine bestimmte Gesamtnote in der Prüfung, eine längere Betriebszugehörigkeit oder gar ein Fortbildungszertifikat werden nicht vorausgesetzt.

May kritisiert aber auch die Haltung der ABDA, die sich sehr schwer mit einem Aufsichtsverzicht tut: „Mir ist völlig unklar, wie die Standesvertretung diese Haltung beim gegenwärtigen Fachkräftemangel vertreten kann.“

Grundsätzlich erkennt der Adexa-Vorstand auch gute Ansätze im Reformvorhaben – doch diese gingen angesichts de „gravierenden Mängel“ unter. Am Ende überwiege die Enttäuschung. May: „Wir haben so lange  auf eine gute neue Ausbildungsordnung und ein neues PTA-Gesetz gewartet – und jetzt sollen wir mit einer halbgaren Novellierung abgespeist werden, die zum Zeitpunkt des Inkrafttretens schon von den Herausforderungen des Apothekenalltags überholt ist. Ich plädiere an den Bundestag und den Bundesrat, hier noch einzuhaken und nachbessern zu lassen.“


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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2 Kommentare

ABDA gegen PTA und Inhaber/innen

von Wolfgang Müller am 19.09.2019 um 17:55 Uhr

Ich hoffe, ADEXA und die PTAs bekommen das ursprüngliche Vorhaben, PTAs eher etwas mehr in Richtung der "alten" Pharmazieingenieure" zu positionieren, doch noch durch. Gemeinsam mit vernünftigen Leuten in der großen Politik. Für sich selber und im Interesse aller Vor-Ort-Apotheken, die dringend noch mehr flexible und verantwortungsbereitere Mitarbeiter brauchen. Es wäre eine Win-Win-Situation, und gut für das gesamte System, also auch für die Bevölkerung.

Der vorliegende Entwurf ist SCHROTT, und die ABDA versucht sogar noch dreist, ihn zu verschlimmern.

Also wird der ADEXA und den PTAs nichts anderes übrig bleiben, als die ABDA ganz offiziell als völlig aus dem Ruder gelaufenen GEGNER zu identifizieren. Das muss die Politik dringend verstehen, dass die ABDA gegen die PTAs und die flächendeckenden Vor-Ort--Apotheken eine seltsame "Approbierten-Schutz-Politik" betreibt, eine vollkommen herablassende, bodenlose und unverschämte Abschottung "nach unten". Eine "Schutz-Politik", die Approbierte menschlich und fachlich KLEIN macht, diesen unsäglichen Schutz hat keiner von uns Approbierten nötig, der was kann und was will.

Wo sind wir denn? Gönnen wir PTA-Kolleg/innen, die bestens dafür geeignet sind, uns noch besser und verantwortungsvoller zu unterstützen, keine Ausbildung "näher an die Approbierten heran"?

Vielleicht weil viele davon kein Abitur haben? Die PTA-Schulen dürfen deshalb nicht "zu gut" werden, weil die Schüler nicht schlau bzw. gut genug dafür sein könnten bzw. dürfen? Frühes 20. Jahrhundert, mentalitätsmäßig, Kolleginnen und Kollegen, alte Burschen- und jetzt auch: Bürschinnen-Herrlichkeit?

Oder fällt jemandem ein noch schlimmerer, dämlicherer oder arroganterer Grund ein, warum "wir" die PTAs mit einer möglichst kurzen Ausbildung und mit vollkommen realitätsfernen Verantwortungs-Beschränkungen dermaßen auf Abstand halten sollten? Während das Studium am Ende noch verlängert wird, um es dann mehr als doppelt so lang wie eine PTA-Ausbildung zu machen? Weiter vollgestopft mit überambitionierten (und viel zu oft: reinen Auswendiglern-)Themen, die für die Offizin nachrangig sind? Statt zu straffen, und das Ambitioniertere auf verschiedene Master aufzuteilen, dazu ist die ANGST wohl auch zu groß? Wie die ANGST vor besser qualifizierten PTAs?

Ich wünsche den PTA und ADEXA allen Mut, gutes Geschick und zähe Durchsetzungskraft, das ursprüngliche Vorhaben GEGEN die ABDA und MIT der Politik durchzubekommen!

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: ABDA gegen PTA und Inhaber/innen

von Andreas May am 20.09.2019 um 10:32 Uhr

Dankeschön Herr Müller, dass sind Worte, die ich gern lese.
Auch in dem Punkt PTA- Ausbildung spricht die ABDA nicht für alle Apotheker.

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