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Arzneimittel-Lieferengpässe belasten Apotheken, verunsichern Patienten und gefährden die Versorgungssicherheit. Die Erkenntnis ist ebenso wenig neu wie die Lieferengpässe an sich – doch die Situation hat sich in den vergangenen Jahren zugespitzt. Und die meisten Apotheker sehen das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht, wie die aktuelle Apokix-Umfrage zeigt. Sie sehen die Politik ebenso gefordert, wie die pharmazeutischen Unternehmen.
Lieferengpässe bei Arzneimitteln werden in Deutschland zu einem immer größeren Problem. Das zeigt sich auch an den nicht abreißenden Berichten in den Publikumsmedien zu diesem Thema. Das Institut für Handelsforschung Köln (IFH) hat die Engpässe für seine allmonatliche Apokix-Umfrage schon 2012 und 2016 in den Fokus genommen – in diesem September war es wieder so weit. Und die Antworten der mehr als 200 befragten Apothekenleiterinnen und -leiter zeigen den Trend deutlich: Während 2012 rund 40 Prozent und 2016 rund zwei Drittel der Apotheken täglich oder gar mehrmals täglich mit Lieferengpässen konfrontiert waren, liegt die Zahl heute bereits bei 92 Prozent.
Aktuell sind in jeder zweiten Apotheke mehr als 100 Produkte nicht verfügbar, 27 Prozent geben sogar an, es sind mehr als 150. Betroffen sind vor allem Arzneimittel mit Rabattvertrag (84 Prozent: sehr häufig, 15 Prozent: eher häufig), Impfstoffe – ohne Grippeimpfstoffe – (40 Prozent: sehr häufig, 48 Prozent: eher häufig), aber auch Arzneimittel ohne Rabattvertrag (31 Prozent: sehr häufig, 46 Prozent: eher häufig).
Diese Situation sorgt natürlich für Mehrarbeit: 99 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu: „Lieferengpässe führen zu einer deutlichen Erhöhung des Beschaffungsaufwands in meiner Apotheke.“ Zudem droht weiterer wirtschaftlicher Schaden durch die Krankenkassen. Mehr als 80 Prozent der Umfrageteilnehmer meinen, dass die Rabattverträge es kompliziert machen, „bei Lieferengpässen geeignete Alternativen zu finden, die den Wirtschaftlichkeitsansprüchen der Kassen genügen“, und dass die Retaxgefahr steige, „da alternative Präparate abgegeben werden müssen“.
Verunsicherte Kunden
Und den Kunden geht es auch nicht besser: Über 80 Prozent der Befragten erleben häufig, „dass Patienten aufgrund von Lieferengpässen verunsichert sind“, und bei 75 Prozent werden häufig Fragen zu Lieferengpässen gestellt, wenn benötigte Arzneimittel davon betroffen sind. 71 Prozent der Apothekenleiter finden daher, dass Lieferengpässe „zu einer Gefährdung der Versorgungssicherheit der Patienten“ führen.
Rund drei Viertel der Apokix-Teilnehmer fürchten, dass Lieferengpässe zukünftig weiter zunehmen werden. Dringend gefordert sehen die Apotheker die Politik: Sie müsse Maßnahmen zur Vermeidung von Lieferengpässen ergreifen. Beklagt wird aber auch, dass pharmazeutische Unternehmer nicht hinreichend über (drohende) Lieferengpässe informieren. Daher wünschen sich 82 Prozent der Befragten, dass Arzneimittelhersteller zur Meldung von Lieferengpässen oder Lieferausfällen für alle Arzneimittel gesetzlich verpflichtet werden sollten, sobald diese absehbar sind.
Sinkende Konjunkturindizes
Der ebenfalls jeden Monat erhobene Apotheken-Konjunkturindex ist nach einem kleinem Hoch im August auch schon wieder gefallen. Für die aktuelle Geschäftslage sinkt er im September auf 78 Indexpunkte. Nur 17 Prozent beurteilen ihre Lage (eher) positiv, 43 sehen sie neutral und die restlichen 40 Prozent sind negativ gestimmt. Und für die kommenden zwölf Monaten sind die Erwartungen zur wirtschaftlichen Lage noch schlechter, hier sinkt der Wert gegenüber August um 3,4 Punkte auf 56,5.
1 Kommentar
Arzneimittel
von Arno Leis am 24.09.2019 um 9:03 Uhr
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