Kleine Anfrage

FDP löchert Bundesregierung zu Arzneimittel-Lieferengpässen

Berlin - 23.09.2019, 16:15 Uhr

Die FDP-Bundestagsfraktion beschäftigt sich in einer Kleinen Anfrage mit Arzneimittel-Lieferengpässen. (c / Foto: Külker)

Die FDP-Bundestagsfraktion beschäftigt sich in einer Kleinen Anfrage mit Arzneimittel-Lieferengpässen. (c / Foto: Külker)


Die FDP-Bundestagsfraktion widmet sich den Arzneimittel-Lieferengpässen. In einer sehr ausführlichen Kleinen Anfrage wollen die Liberalen von der Bundesregierung wissen, wie es um die Datenlage zu den Defekten bestellt ist. Es geht um die Anzahl der Importe, um die Produktionsstätten der Hersteller, um versorgungsrelevante Wirkstoffe und um die Kosten für wirkstoffgleiche Arzneimittel, die abgegeben werden, wenn das Rabattarzneimittel defekt ist.

Die Arzneimittel-Lieferengpässe werden immer mehr auch zum Thema in der Gesundheitspolitik. Erst kürzlich hatte der CDU-Arzneimittelexperte Michael Hennrich im DAZ.online-Interview erklärt, dass die Unionsfraktion schon bald ein Positionspapier vorlegen wolle und dieses – wenn möglich – noch ins Apotheken-Stärkungsgesetz einbauen möchte. Hennrich brachte mehrere Maßnahmen ins Spiel, darunter eine Verlängerung der Lagerhaltung, einen Export-Stopp und eine Abgabequote für Arzneimittel „Made in Europe“, die in der Apotheke umgesetzt werden soll.

Jetzt hat auch die FDP-Bundestagsfraktion das Thema für sich entdeckt. Die Gesundheitsexperten der liberalen Bundestagsfraktion haben insgesamt 24 Fragen aufgeschrieben, die in erster Linie das Ziel haben, die Datenlage zu den Defekten zu verbessern. In der Vorbemerkung erklären die Liberalen, dass die Engpässe immer häufiger in den Medien behandelt werden und zitieren dabei auch DAZ.online. Unter anderem weisen sie darauf hin, dass 70 Prozent der Ärzte in einer Umfrage der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg angaben, dass Lieferengpässe schon jetzt die Versorgung gefährdeten.

Die FDP-Gesundheitspolitiker fragen die Bundesregierung zunächst, wie sich die Zahl der Engpässe entwickelt hat seit 2012 und wollen dabei genaue Daten zu versorgungsrelevanten Wirkstoffen haben. Dann geht es um die Anzahl der defekten Arzneimittel, die zu einem Rabattvertrag gehören. Sehr genau geht die FDP auf die Versorgung mit versorgungsrelevanten Wirkstoffen ein – hier wollen sie wissen, wie viele Hersteller es jeweils in Deutschland, der EU und auf der Welt gibt. Im Anschluss geht es um die Produktionsstätten: Wie groß ist der Anteil der Arzneimittel, die in Deutschland und der EU produziert werden?

Schließlich will die FDP auch noch erfahren, wer die Kosten für eventuelle Mehrausgaben für ein wirkstoffgleiches Arzneimittel trägt, wenn ein Rabattarzneimittel in der Apotheke nicht abgegeben werden kann: „Wer hat nach Auffassung der Bundesregierung die Kosten für ein Arzneimittel zu tragen, wenn wegen eines Lieferengpasses ein Arzneimittel, das unter einen Rabattvertrag fällt, nicht verfügbar ist und stattdessen ein wirkstoffidentisches Arzneimittel, das nicht unter einen Rabattvertrag fällt, abgegeben wird?“

Die Antwort der Bundesregierung liegt noch nicht vor. Hier sehen Sie die ganze Anfrage.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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3 Kommentare

Lieferengpässe

von Ariane Maaß am 24.09.2019 um 9:25 Uhr

Von den Lieferengpässen sind auch Tierärzte und Zahnärzte betroffen. Ich fordere eine gemeinsame Aktion aller Berufsgruppen für den Erhalt der Gesundheitsversorgung.
Alle Kammern auf Landes- und Bundesebene sollen zusammenarbeiten, um die Versorgungssituation zu verbessern.

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FDP - Versagen auf allen Ebenen

von ratatosk am 24.09.2019 um 8:31 Uhr

Erst die Zerstörung der Apotheken durch ungleichen Wettbewerb mit dem Großkapital unbedingt durchsetzen wollen, dann wenn die Folgen sichtbar werden, mit staatlicher Reglementierung wie Lagerhaltung nach Staatsvorgaben, natürlich von den Apotheken zu finanzieren, keine nationale Resevere etc. Exportverbot - hey eure Großkonzerne exportieren jeden und alles um den ganzen Globus ! , wieder mal nicht mitbekommen ? und dann eine Euroquote - ja womit denn ? die Geiz ist Geil Strategie von Politik und GKV hat die nötigen Strukturen schon lange zerstört.
Schon mal was von Skaleneffekten gehört ? die FDP steht für wirtschaftlichen Konzentrationsprozess unter allen Umständen, das sind die Folgen. Der Gipfel ist dann aber mit alten Staatvorgaben das eigene Versagen ! - einige Laiendarsteller als Gesundsheitsminister waren von der FDP ! auf Kosten natürlich der deutschen stationären Apotheken abfangen zu wollen. Die niederländischen Absahner, die in den NL noch nicht mal verkaufen dürfen, sind natürlich ausgenommen, hier hätte D ja auch nichts zu sagen.

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Pillepalle

von T. La Roche am 23.09.2019 um 22:28 Uhr

Natürlich können wir mutmaßen, dass es die Importe sind oder sicherlich auch die Rabattverträge. Aber wer kann mir erklären, dass wir teilweise komplett leerlaufen bei Wirkstoffen, die nicht ersetzbar sind.
Fluvoxamin? Bekommt man nicht mehr...ok ein ersetzbares Antidepressivum.
Venlafaxin??? Hey, retardierte 75mg. Retardierte 37,5mg. Deutschlandweit Fehlanzeige. Selbst der Originalhersteller kann gar nicht oder nur Kleinpackungen liefern.
Was liest man darüber? Der letzte Artikel der DAZ gefühlt im Juni/Juli mit der Umstellungsempfehlung runterdosieren und wechseln. Skandalös genug, dass das gemacht wurde. Aber jetzt gibt nichts zum runterdosieren!
Ein Skandal!!
Das hat m.E. mit Importen und Rabattverträgen nichts zu tun. Was passiert hier?
Das wird bei der DAZ und somit auch dieser Anfrage gar nicht thematisiert.
Wenn man bei den Firmen (bei Venlafaxin 15-20)
nachfragt, gibt es NIE eine plausible Antwort.
Ich würde mich nach monatelang steigenden Defekten über eine intensivere Diskussion und bessere Recherche freuen. Ich kann mir das bei bestimmten Wirkstoffen wie Venlafaxin nicht mehr erklären.
Der momentane Zustand ist skandalös und erfordert mehr Aufmerksamkeit...auch wenn uns die Gleichpreisigkeit gerade sehr in Anspruch nimmt.

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