TK-Innovationsreport

Noch viel Informationsbedarf zum Thema Impfen

Berlin - 02.10.2019, 10:00 Uhr

Der neue TK-Innovationsreport zeigt auf, wie sich die neuen Arzneimittel des Jahres 2016 entwickelt haben. Wie sind sie jetzt zu bewerten? Zudem befasst er sich in diesem Jahr in einem Sonderkapitel mit dem Thema Impfen. ( r / Foto: TK) 

Der neue TK-Innovationsreport zeigt auf, wie sich die neuen Arzneimittel des Jahres 2016 entwickelt haben. Wie sind sie jetzt zu bewerten? Zudem befasst er sich in diesem Jahr in einem Sonderkapitel mit dem Thema Impfen. ( r / Foto: TK) 


Knapp die Hälfte der im Jahr 2016 geborenen Kinder hat bis zum zweiten Geburtstag nicht alle von der STIKO empfohlenen Impfungen vollständig erhalten. Das zeigt eine Auswertung im aktuellen Innovationsreport der Techniker Krankenkasse. Der Report nimmt zudem die neuen Arzneimittel des Jahres 2016 unter die Lupe. Eine der wenigen Neueinführungen, die die Autoren überzeugt, ist der HPV-Impfstoff Gardasil 9.

Impfungen sind bekanntlich ein wirksamer und sicherer Schutz gegen verschiedene Erkrankungen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt Kindern und Jugendlichen derzeit 13 Impfungen. Doch wie werden diese Impfungen angenommen? Der aktuelle Innovations-Report der Techniker-Krankenkasse hält dazu im diesjährigen Sonderkapitel „Impfen und Impfpflicht“ einige Zahlen bereit. Sie stammen aus dem bundesweiten Kinder- und Jugendgesundheitssurvey KIGGS.

Demnach waren rund die Hälfte (knapp 47 Prozent) der im Jahr 2016 geborenen Kinder bis zum zweiten Geburtstag nicht vollständig geimpft – etwa gegen Masern, Keuchhusten oder Windpocken. Das heißt, diese Kinder haben nicht alle nötigen Teilimpfungen erhalten. Etwas weniger als vier Prozent (3,6 Prozent) hat gar keine der empfohlenen Impfungen erhalten.

Knapp 70 Prozent der Kinder haben eine Pertussis-Impfung

Mit zunehmendem Alter werden allerdings einige der nötigen (Auffrischungs-)Impfungen nachgeholt. So haben 93 Prozent aller untersuchten Kinder im Alter von über zwei Jahren in Deutschland eine vollständige Grundimmunisierung gegen Tetanus erhalten. Die Quoten der Impfungen gegen Diphtherie liegen mit 92,6 Prozent nur geringfügig darunter. 90,8 Prozent der Kinder wurden vollständig gegen Poliomyelitis immunisiert und 65,8 Prozent gegen Hepatitis B. 77,1 Prozent der über Zweijährigen sind vollständig gegen Haemophilus influenzae (Hib) grundimmunisiert und 69,5 Prozent haben eine vollständige Grundimmunisierung gegen Pertussis erhalten. Gegen Masern – und wegen der lediglich verfügbaren Kombi-Impfstoffe auch gegen Mumps und Röteln sowie gegebenenfalls gegen Windpocken – sind 93,6 Prozent der Kinder mindestens einmal geimpft, bei drei Vierteln dieser Kinder wurde auch die zweite Impfung durchgeführt.

Überdies gibt es starke regionale Unterschiede. Während der Anteil der nicht vollständig Geimpften in Hessen bei 69 Prozent und in Sachsen bei 62 Prozent liegt, sind in Sachsen-Anhalt und Brandenburg nur 39 Prozent nicht vollständig geimpft, in Mecklenburg-Vorpommern 37 Prozent.

Woran liegt es, dass die Quoten nicht höher liegen? 

Die Psychologin Prof. Dr. Cornelia Betsch von der Universität Erfurt forscht zu Impfentscheidungen. Sie sagt: „Die meisten Menschen sind impfbereit – aber Impfen ist oft nicht einfach genug. Es gibt viele praktische Hürden. Erwachsenen ist außerdem oft auch gar nicht bekannt, dass oder wann sie sich impfen lassen sollten. Darauf sollte gezielt mit Maßnahmen reagiert werden.“

Auch eine Forsa-Umfrage im Auftrag der TK stützt die These, dass mehr Informationen und direkte Hinweise auf vergessene Impfungen nötig und sinnvoll sind: Knapp jeder fünfte Befragte fühlt sich weniger gut oder schlecht über das Thema Impfen informiert. 12 Prozent besitzen außerdem überhaupt keinen Impfpass. Etwa zwei Drittel lässt den Impfstatus regelmäßig beim Arzt überprüfen, das übrige Drittel jedoch nicht. Der am häufigsten genannte Grund hierfür: Es wird schlicht vergessen.

Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK, räumt ein: „Hier könnten wir Kassen noch deutlich besser unterstützen, wenn wir aktiv und gezielt auf vergessene Impfungen hinweisen dürften – am besten auf digitalem Wege."



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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