Landtagswahl

Thüringen: Linke mit Rekordergebnis, CDU und SPD schwach

Berlin - 27.10.2019, 18:06 Uhr

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) könnte aufgrund einer Besonderheit der Thüringer Verfassung einfach im Amt bleiben, auch wenn sich keine neue Regierungskoalition findet. (Foto: imago images / Schröter)

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) könnte aufgrund einer Besonderheit der Thüringer Verfassung einfach im Amt bleiben, auch wenn sich keine neue Regierungskoalition findet. (Foto: imago images / Schröter)


Die Linkspartei von Ministerpräsident Bodo Ramelow wird in der nächsten Legislaturperiode die stärkste Fraktion im Thüringer Landtag stellen. Dem vorläufigen amtlichen Endergebnis zufolge liegt die Linke bei 31 Prozent. Die AfD schneidet stark ab und kann ihr Wahlergebnis mehr als verdoppeln. Die Regierungsbildung könnte nun sehr schwer werden. Falls sich keine Koalition findet, könnte Ramelows Kabinett unter Umständen auch weiter im Amt bleiben.

Die AfD kann auch bei der dritten Landtagswahl in diesem Jahr einen Erfolg verbuchen. Die Partei von Spitzenkandidat Björn Höcke konnte ihr Ergebnis im Vergleich zur Wahl 2014 (10,6 Prozent) mehr als verdoppeln und landete bei 23,4 Prozent. Stärkste Fraktion im nächsten Erfurter Landtag wird allerdings die Linke sein: Die Partei von Ministerpräsident Bodo Ramelow gewann im Vergleich zu 2014 knapp 3 Prozentpunkte und liegt mit 31 Prozent vorne. Für die Linkspartei wäre dies das bundesweit stärkste Wahlergebnis bei einer Landtagswahl. Die CDU verliert in der Wählergunst: 21,8 Prozent der Wahlberechtigten stimmten für die Christdemokraten. Somit verliert die CDU fast 12 Prozentpunkte.

Obwohl die SPD 2014 schon mehr als 6 Prozentpunkte verloren hatte, muss die Partei von Spitzenkandidat Wolfgang Tiefensee auch in diesem Jahr Verluste hinnehmen: Die Sozialdemokraten landeten bei 8,2 Prozent, also rund 4 Prozent unter dem Ergebnis von 2014 (12,6 Prozent). Die Grünen können sich entgegen dem Bundestrend nicht steigern und mussten sogar um den Einzug in den Landtag zittern, sie liegen bei 5,2 Prozent (2014: 5,7 Prozent). Die FDP konnte in diesem Jahr mehr Wahlberechtigte überzeugen und zog mit 5 Prozent in den Landtag ein. Die Wahlbeteiligung lag bei etwa 65 Prozent und somit rund 13 Prozent höher als 2014.

Bleibt Ramelow einfach im Amt?

Die Regierungsbildung dürfte somit sehr schwer werden. Aufgrund der Verluste der Linken und der SPD wird eine Neuauflage des rot-rot-grünen Bündnisses, das im Landtag ohnehin nur eine sehr knappe Mehrheit hatte, nicht mehr in Frage kommen. Die CDU hat Koalitionen, in denen die Linkspartei oder die AfD vertreten sind, abgelehnt. Auch eine sogenannte bürgerliche Koalition aus CDU, SPD, Grünen und FDP wird keine Mehrheit im Parlament haben. Allerdings: Die FDP könnte sich dem rot-rot-grünen Bündnis anschließen, hatte dies bislang aber ausgeschlossen. Es bliebe noch die Möglichkeit einer Minderheitsregierung.

Aufgrund einer Besonderheit der Thüringer Verfassung könnte die derzeitige Landesregierung auch weiterhin im Amt bleiben. Denn im Gegensatz zu anderen Bundesländern gibt es in der Verfassung des Freistaats keine Frist, innerhalb derer der neu konstituierte Landtag einen neuen Ministerpräsident wählen muss. Heißt konkret: Das neue Parlament könnte seine Arbeit aufnehmen, ohne dass sich eine Koalition bildet, die dann einen Ministerpräsidenten wählt.

Apothekenthemen im Wahlkampf

Aus apothekenpolitischer Sicht war der Thüringer Wahlkampf durchaus spannend. Mehrere Parteien hatten sich zum aktuellen politischen Geschehen auf dem Apothekenmarkt in ihren Wahlprogrammen geäußert. Aufgefallen war beispielsweise, dass sich die SPD in ihrem Wahlprogramm für die Gleichpreisigkeit einsetzte – im Gegensatz zur Positionierung der Bundes-SPD. Und auch die FDP Thüringen hatte sich in ihrem Wahlprogramm gegen einen Beschluss ihrer Bundespartei gestellt und den Erhalt des Fremdbesitzverbotes gefordert. Im DAZ.online-Wahlcheck können sie nochmals alle apothekenpolitischen Positionen der Parteien nachlesen.

Mehr zum Thema


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


3 Kommentare

Da staunt der Wähler und die Parteien wundern sich

von Alfons Neumann am 29.10.2019 um 1:49 Uhr

der Nutzen des Volkes:ist wohl nicht mehr so die Richtschnur... öha, Bonzen sind back? klar, Digitalisierung first und so...
Allein in unseren Bereich: Sonntagsreden, ach wie Wichtig ist Doch die Apo Vor Ort - Daseinsvorsorge und Seit 15 Jahren Kein Inflationsausgleich, Immer nur mehr Bürokratie, Verwaltung und Co., Zusatz-Diensteistungen ohne Konkretes, mal irgendwann zum Sankt-Nimmerleins-Tag vielleicht honoriert aber nicht bezahlt, desweitern machen durch 2hm-induziert irgendwelche AOK-Spackos wieder mal den Larry, aber Gezielte Verschiebung von Versicherten- und Steuer-Geld durch Poltiker-und-KraKa-Lobbyisten an Groß-Versandhandels-Konzerne in Holland...
Die Erzeugung von unnötigem Versandverkehr ist Kein Klimaschutz !!
Sorry, Alt-und-Öko-Partei(en), selbst schuld - Eure (hier: gezielt erzeugte Versandhandels-) Politik ist weder christlich, sozial oder nachhaltig - sondern einfach nur un-gerecht, a-sozial und un-ökologisch !!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Früchte...

von Michael Weigand am 28.10.2019 um 9:14 Uhr

....der Politik von CDU/SPD....

ich glaube nicht, dass viele im Apothekenbereich Beschäftigte noch den Wahllügnern der CDU oder der SPD/Grüne/FDP ihre Stimme gegeben haben. Und wenn andere Berufsgruppen von diesen Parteien genauso reingelegt werden wie wir, dann ist das Ergebnis ja eigentlich noch zu gut für diese Parteien ausgefallen. Wenn Merkel die Apotheken opfert, damit Spahn ruhig gestellt wird, kommt halt die Abrechnung bei der Wahl. Und um das klarzustellen: Nein, ich werde keine AFD wählen...es gibt noch demokratische Alternativen und wenn ich "die Partei" wählen muss...die sind wenigstens ehrlich...
Und dieses Gelaber der Parteein "wir haben verstanden"...nix haben die...die machen Konzernpolitik....von docmorris/Scheichs bis zu VW....wie man bei Gabriel sieht...es lohnt sich für Politiker, uns zu verarschen (muss man so sagen)...und bei Spahn wirds nicht anders laufen (vielleicht ein bisschen subtiler...wir werdens erleben)
WEnn die CSU ihr Wahlversprechen RxVV nicht hält...ist meine Stimme woanders...und nein es kann nicht mehr schlimmer kommen

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Wahlergebnis

von Conny am 27.10.2019 um 18:51 Uhr

Spd 8 Prozent. Lauterbach abgeschlagen nur viertes Duo. Und von solchen Loosern ist man persönlich abhängig. Wenigstens kann sich ja unser geliebter:) Herr Schmidt über den Einzug seiner Partei freuen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.