Health Navigator

Amazon kauft Telemedizin-Start-Up

München - 30.10.2019, 17:00 Uhr

Der US-Versandkonzern Amazon (hier: Deutschland-Zentrale in München) hat in den USA das Telemedizin Start-up Health Navigator übernommen. (c / Foto: imago images / A. Pohl)

Der US-Versandkonzern Amazon (hier: Deutschland-Zentrale in München) hat in den USA das Telemedizin Start-up Health Navigator übernommen. (c / Foto: imago images / A. Pohl)


Nur einen Monat nachdem Amazon die virtuelle Gesundheitsklinik „Amazon Care“ für seine Mitarbeiter in Seattle gegründet hat, kauft der Internet-Riese das Startup Health Navigator. Beobachter vermuten damit einen weiteren Vorstoß von Amazon, sich auf dem Gesundheitsmarkt, einschließlich dem Apothekenmarkt, breit zu machen.

Health Navigator ist eine Plattform mit einer Palette von Tools, die Patienten telemedizinisch unterstützen. Mit medizinischem Vokabular, einer Sprachverarbeitung und Checklisten zur Ferndiagnose und Ersteinschätzungen von Krankheiten werden Anwender in ihren Entscheidungen unterstützt. So sollen sie damit herausfinden können, ob sie sich am besten zu Hause kurieren, einen Arzt oder sogar die Notaufnahme aufsuchen. David Thompson, selber Arzt in der Notaufnahme, hat Health Navigator 2014 gegründet. Er ist in den USA bekannt wegen der Entwicklung des Schmitt-Thompson-Protokolls, das Klinikmitarbeiter bei telefonischer Kontaktaufnahme verwenden, um die Patienten zur richtigen Anlaufstelle zu schicken.

Einem Medienbericht von CNBC zufolge wird Amazon Health Navigator in sein Amazon Care-Angebot aufnehmen. Bei Amazon Care handelt sich um eine virtuelle Anlaufstelle, die seit September kranken Mitarbeitern und ihren Familienmitgliedern in Seattle zur Verfügung steht. Via Online-Chat mit Krankenschwestern oder direkt mit einem Arzt können, laut CNBC-Bericht, Anfahrts- und Wartezeiten für Patienten eliminiert werden. Zu den Diensten, die Amazon-Mitarbeitern durch „Amazon Care" zur Verfügung gestellt werden, gehören auch die Lieferung von Medikamenten auf Rezept. Dies ist möglich durch das Geschäftsfeld der US-Versandapotheke Pillpack, über die wir bereits in der Vergangenheit berichteten. Pillpack wurde vor gut einem Jahr von Amazon aufgekauft und galt als Angriff von Amazon auf den US-amerikanischen Apothekenmarkt.

Derzeit dienen die Zukäufe von Pill Pack und Health Navigator sowie die Gründung von Amazon Care dem Online-Händler nur zur medizinischen Versorgung der eigenen Angestellten. Medien in den USA bezweifeln jedoch, dass Amazon die Zugewinne in Zukunft nur zu diesem Zweck nutzen wird. Vermutet wird, dass der Online-Handler Amazon Care als Versuchsplattform nutzt, bevor er weiter in die Telemedizin einsteigt und den Service für einen breiten Personenkreis öffnet. Ein Indiz dafür sind beispielsweise auch die rund 50 Stellenangebote, hauptsächlich adressiert an Apotheker, Analysten sowie Computer-Spezialisten, auf der Internetseite von Pillpack.


Mareike Spielhofen, Autorin, DAZ.online
daz-online@deutscher-apotheker-verlag.de


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