Hersteller und BfArM (Teil 1 von 2)

Wird Propofol wirklich knapp?

Stuttgart - 31.10.2019, 11:29 Uhr

Das Narkosemittel Propofol soll Medienberichten zufolge knapp werden. Aber was ist dran an dieser Aussage? DAZ.online hat sich bei den Herstellern und beim BfArM umgehört. (b/Foto: Daniel Bockwold / picture alliance)

Das Narkosemittel Propofol soll Medienberichten zufolge knapp werden. Aber was ist dran an dieser Aussage? DAZ.online hat sich bei den Herstellern und beim BfArM umgehört. (b/Foto: Daniel Bockwold / picture alliance)


Medienberichten zufolge herrscht ein Engpass beim Narkosemittel Propofol. „Die Welt“ berichtete – und bezog sich dabei auf die Deutsche Krankenhausgesellschaft –, dass das „wichtige Narkosemittel (…) knapp“ wird. Die großen Hersteller von Propofol sind Fresenius und B. Braun. DAZ.online hat die beiden und auch das BfArM zum Propofol-Engpass befragt. Fresenius bewertet die Lage derzeit nicht dramatisch. Es scheint, dass der Akutbedarf bei Propofol zu decken ist, für eine üppige Bevorratung reicht es aber nicht.

Propofol könnte Medienberichten zufolge knapp werden. „Die Welt“ griff das Thema „Narkosemittel wird knapp“ bereits in der vergangenen Woche auf und Anfang dieser Woche erneut unter „Wichtiges Narkosemittel wird in Deutschland knapp“. Auch die „Ärztezeitung“ berichtete mittlerweile zweimal darüber, dass Propofol knapp wird und gab auch eine Einschätzung des BfArM zum Engpass.

Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Narkosemittel fehlt oder droht knapp zu werden. 2017 fehlte bundesweit Remifentanil in den Operationssälen. Bei den Gründen für den damaligen Engpass blieben die Hersteller vage, und auch die Engpassliste beim BfArM nutzten nicht alle pharmazeutischen Unternehmen damals. Bei Propofol sieht es aktuell bei der Meldefreude noch trüber aus.

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Auf der Engpassliste beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte findet sich Propofol nicht. Die Meldung ist nicht Pflicht, aber es gibt eine Selbstverpflichtung der Hersteller Lieferengpässe bei versorgungsrelevanten Arzneimitteln zu melden – was bei Propofol der Fall sein dürfte: Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat es 2011 in die Liste der unentbehrlichen Arzneimittel aufgenommen. Als Alternative nennt die WHO Thiopental. Thiopental könne je nach Region alternativ eingesetzt werden, in Abhängigkeit von der lokalen Verfügbarkeit und den Kosten. Doch Anästhesisten bevorzugen Propofol. So kommentiert ein Narkosearzt auf seinem Blog zum aktuellen Propofol-Engpass: „Wenn wir aber die Wahl haben, würden wir immer Propofol nehmen. Es ist uns sehr vertraut, kein Medikament spritzen wir häufiger. Es macht ein schönes Einschlafen, ist sicher steuerbar, hat nur wenige und dabei sehr gut beherrschbare Nebenwirkungen“.

Fresenius und B. Braun dominieren Propofolmarkt

Den Löwenanteil des Propofolmarktes teilen sich B.Braun (Propofol® Lipuro) und Fresenius (Propofol MCT Fresenius). Daneben gibt es einen kleineren Anbieter – Disoprivan® von Aspen. Hexal, Ratiopharm und Pharmore haben den Vertrieb ihrer Propofol-Präparate eingestellt. DAZ.online hat bei den beiden großen Herstellern nachgefragt.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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