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Anbindung an Telematikinfrastruktur
Freie Apotheker wollen kein „Spahn’sches Grenzland-Gesetz“
Bis zum 30. September 2020 müssen sich alle Apotheken an die Telematikinfrastruktur anschließen, unter anderem um E-Rezepte zu empfangen. Sowohl die Inhaber als auch die Angestellten kostet das viel Zeit und Geld. Die Anbindung der EU-Versender an die „TI“ ist schwierig, weil sie beispielsweise kein Recht auf einen Heilberufsausweis haben. DAZ.online berichtete kürzlich, dass das Bundesgesundheitsministerium aber schon prüft, wie DocMorris und Co. angebunden werden können. Der Verein Freie Apothekerschaft ist „entrüstet“ – Warum sollte es für die EU-Versender eine weitere Sonderrolle geben?
Die Apotheker sind inzwischen gesetzlich dazu verpflichtet, sich bis zum 30. September 2020 an die Telematikinfrastruktur (TI) anzubinden – eine Datenautobahn für das Gesundheitswesen, auf der Daten wie das E-Rezept zwischen einzelnen Akteuren im Gesundheitswesen hin- und hergeschickt werden können. Diese Frist gilt allerdings ausschließlich für (Versand-)Apotheken in Deutschland. Sowohl DocMorris als auch die Shop Apotheke, beide in den Niederlanden situiert, haben angekündigt, ihren Umsatz mithilfe des E-Rezeptes extrem zu steigern. Beide Konzerne werden also ein Interesse daran haben, sich an die TI anzubinden – schließlich wird dies die Struktur sein, in der E-Rezepte verordnet und an Apotheken weitergeleitet werden sollen.
Doch die Anbindung der EU-Versender ist nicht einfach. Denn Apotheken in Deutschland müssen in den kommenden Monaten eine Reihe Hard- und Software-spezifische Umstellungen vornehmen, um sich an die TI anzukoppeln. Und insbesondere bei den Hardware-Komponenten könnte es Probleme geben: Da wäre zum Beispiel der E-Heilberufsausweis (HBA), mit dem die Apotheker sich als Heilberufler im System identifizieren müssen, bevor sie Patientendaten einsehen dürfen. DAZ.online hatte erst am gestrigen Montag davon berichtet, dass die Ausgabe der „Apothekerausweise“ in diesen Tagen und Wochen beginnt – über die Landesapothekerkammern. Da DocMorris und Co selbstverständlich nicht Mitglieder einer Kammer sind, können die Konzerne einen solchen Ausweis zunächst auch nicht beantragen. Doch das BMG ist schon dabei, zu „prüfen“, wie die EU-Versender an die TI angebunden werden können, teilte das Ministerium gegenüber DAZ.online mit.
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In einer aktuellen Pressemitteilung greift der Verein Freie Apothekerschaft diese DAZ.online-Meldung auf und zeigt sich „entrüstet“. Dr. med. Helma Gröschel, 1. Vorsitzende des Vereins, erklärt dazu: „Was für ein Problem soll es da denn geben? In Deutschland haben wir über 150 Versandapotheken. Eine deutsche Versandapotheke ist immer an eine stationäre Apotheke angeschlossen. Die Versorgung ist somit gesichert. Wenn hier Steuergelder für eine fiktive Problemlösung – ausschließlich hinsichtlich ausländischer Logistiker – verschwendet werden, dann ist das überhaupt nicht zu verstehen. Müssen wir jetzt etwa auch noch mit einem ‚Spahn’schen Grenzland-Gesetz‘ rechnen?“
Gröschel weiter: „Wir sind gespannt, wie die Anstrengungen des Bundesgesundheitsministers aussehen, seinen früheren Geschäftspartner, jetzt Vorstandsmitglied eines holländischen Versenders, ins deutsche E-Rezept-Geschäft zu bringen.“
2 Kommentare
Sonst nicht so schnell
von ratatosk am 10.12.2019 um 18:29 Uhr
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Cave!
von Christiane Patzelt am 10.12.2019 um 15:48 Uhr
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