SPD-Europaabgeordneter Bernd Lange

„Der freie Markt kann nicht immer das Allheilmittel sein“

Berlin - 29.01.2020, 10:25 Uhr

Der SPD-Europaabgeordnete Bernd Lange ist enttäuscht von der Antwort der EU-Kommission auf seine Fragen zu DocMorris. Er wolle an dem Thema dran bleiben. (c / Foto: imago images / Zensen)

Der SPD-Europaabgeordnete Bernd Lange ist enttäuscht von der Antwort der EU-Kommission auf seine Fragen zu DocMorris. Er wolle an dem Thema dran bleiben. (c / Foto: imago images / Zensen)


Der SPD-Europaabgeordnete Bernd Lange ist enttäuscht von der Antwort der EU-Kommission auf seine Fragen zum Geschäftsmodell von DocMorris. Lange hatte die Kommission danach gefragt, was gegen die Wettbewerbsverzerrung gegenüber deutschen Apotheken unternommen werden solle und von wem der EU-Versender kontrolliert werde. Der Kommissar für den EU-Binnenmarkt, Thierry Breton, hatte vage darauf geantwortet. Lange kündigt nun an: „Ich werde an dem Thema dran bleiben.“

Der SPD-Europaabgeordnete und EU-Handelsexperte Bernd Lange hinterfragt derzeit das Geschäftsmodell DocMorris. Im vergangenen Jahr hatte der Abgeordnete aus Niedersachsen drei kritische Fragen über den EU-Versender an die EU-Kommission geschickt. Es ging um die deutschen Absenderadressen in und auf den DocMorris-Paketen, um die Wettbewerbsverzerrung und um die immer noch unbeantwortete Frage, wer die EU-Versender jenseits der niederländischen Grenze überhaupt kontrolliert.

Die Antwort der EU-Kommission liegt inzwischen vor und fällt recht kurz aus. Der neu ernannte Kommissar für den Binnenmarkt, der Franzose Thierry Breton, hat sich dem Thema angenommen und weist auf die Zulassung von DocMorris in den Niederlanden als Online-Apotheke hin. Ob mit dieser Zulassung auch Kontrollen durch niederländische Behörden einhergehen, lässt Breton unbeantwortet. Insgesamt spricht er die Überwachung der EU-Versender gar nicht an, sondern verweist nur auf die Sanktionsmöglichkeiten der EU-Staaten, wenn Online-Apotheken gegen die Zulassungsregeln verstoßen.

Lange ist ernüchtert

Auf die Frage mit den deutschen Absenderadressen geht das Kommissariat für den Binnenmarkt gar nicht ein. Und auch hinsichtlich der Wettbewerbsverzerrung bietet die EU-Kommission keine aussagekräftige Antwort an. Bretons Kommissariat verweist auf das EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung aus dem Jahr 2016: Die EU-Richter hätten damals darauf hingewiesen, dass die EU-Versender aufgrund ihrer Lage im Ausland im Wettbewerb mit den deutschen Vor-Ort-Apotheken benachteiligt seien und der Versand ihr einziger Zugang zum Markt sei.

Der SPD-Politiker Bernd Lange ist enttäuscht von dieser Antwort. Er kündigt an, in der Sache aktiv zu bleiben. Gegenüber DAZ.online erklärte er auch, warum er sich derzeit so vehement für die Rechte der Vor-Ort-Apotheken in Deutschland einsetzt. 



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


4 Kommentare

Völlig richtig

von ratatosk am 29.01.2020 um 18:36 Uhr

Wenn es nur nach dem freien Spiel gehen würde, würde natürlich kein dünn besiedelter Raum mehr vernünftig versorgt werden, da es sich nicht wirklich lohnt, ist jedem klar. Warum die EU und unsere Konsorten dies nicht erkennen können - oder aus anderen unseriösen Gründen !? nicht erkennen wollen ist völlig unklar. Aber das Großkapital geht eben immer vor ! leider bei fast allen Parteien, daher geht eben keiner dagegen vor. Der Gipfel der Unverschämtheit ist aber die Aussage, daß die ausländischen Versender irgendwie benachteiligt wären. Wir erbringen die unwirtschalftlichen Leistungen , das soll ein Vorteil sein ? nur Dummheit oder Arroganz der EU Kamarilla ? - und gehen immer schneller zu Grunde.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

der freie Markt

von Karl Friedrich Müller am 29.01.2020 um 12:40 Uhr

hat im Gesundheitswesen nichts zu suchen.
Es ist nicht für Rendite und Ausschüttungen da, sondern für KRANKE.
Das System ist dank vieler Politiker, auch Spahn und unserer ABDA total pervertiert.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

EU

von Anita Peter am 29.01.2020 um 12:29 Uhr

Und die EU wundert sich wirklich über den EU-Verdruss?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Freier Markt

von Roland Mückschel am 29.01.2020 um 10:43 Uhr

Na Herr Lange, da sind Sie von Breton aber schön
verscheissert worden.
Machen Sie sich nichts draus, uns Apothekern geht
es jeden Tag so.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.