Engpässe

Warum fehlt Cotrimoxazol?

Stuttgart - 11.02.2020, 15:30 Uhr

Cotrimoxazol ist derzeit nicht zu bekommen. Doch woran liegt es? DAZ.online hat sich auf Ursachensuche begeben.( r / Foto: imago images / Steinach)

Cotrimoxazol ist derzeit nicht zu bekommen. Doch woran liegt es? DAZ.online hat sich auf Ursachensuche begeben.( r / Foto: imago images / Steinach)


Engpässe gehören derzeit zu den Hauptärgernissen im Apothekenalltag, vielleicht sind sie sogar das Ärgernis schlechthin. Derzeit ist auch das Antibiotikum Cotrimoxazol nicht zu bekommen. DAZ.online hat sich auf Ursachensuche begeben. Die Antworten sind im Wesentlichen die gleichen wie immer: die zunehmende Konzentration auf wenige  Wirkstoffhersteller und Engpässe bei den Wettbewerbern.

Lieferengpässe sind den Darstellungen vieler Krankenkassen zufolge nur ein Problem im patentgeschützten Markt und Krankenhaus, nicht aber bei den rabattierten Generika. Wirklich? Denn nach Beispielen aus dem GKV-Lager, die diese Aussage widerlegen, braucht man nicht lange zu suchen. So sorgt neben Venlafaxin, Lamotrogin auch Cotrimoxazol für Probleme. Zwischenzeitlich konnte keiner der im Markt befindlichen Hersteller – Aliud, Ct/Ratiopharm und 1a Pharma/Hexal –  die oralen Darreichungsformen liefern. Doch woran liegt es? Aus Großhandelskreisen ist zu erfahren, dass ein Hersteller Probleme bei der Wirkstoffbeschaffung hatte – und das schon seit einigen Monaten. In der Folge kam es dann bedingt durch den Ausfall auch bei den anderen zu Engpässen.

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Konzentration von Wirkstoffherstellern 

Die zu Stada gehörige Aliud, bei der nach Informationen von DAZ.online die Probleme begannen, erklärt auf Nachfrage die Sache folgendermaßen: 


Der Engpass von Cotrimoxazol AL ist grundsätzlich auf die bekannte Problematik der seit Jahren andauernden Reduzierung und somit Konzentration von Wirkstoffherstellern zurückzuführen. Ein technisches Problem bei einem der Wirkstoffhersteller kann unmittelbar die weltweite Versorgung mit diesem Wirkstoff beeinträchtigen. Die Situation wird durch eine allgemeine Knappheit der Präparate am Markt sowie Lieferengpässen bei unseren Mitanbietern und einer daraus resultierenden erhöhten Nachfrage der entsprechenden Aliud-Produkte noch verschärft. Um die Lieferfähigkeit zu gewährleisten, kommt bei uns eine so genannte 2nd Source-Strategie zum Einsatz. Diese hat zum Ziel, für alle wichtigen Wirkstoffe mindestens zwei qualifizierte Lieferquellen zu haben. Trotz dieser Sicherheitsmaßnahmen konnte der Lieferengpass bei Cotrimoxazol-Präparaten bisher jedoch leider nicht vollständig aufgefangen werden.“

Unternehmenssprecherin Stada


Hexal-Präparat wird vom Markt genommen

Auch eine Hexal-Sprecherin, räumt ein, dass „einzelne Packungsgrößen“ der Präparate der Novartis-Töchter nicht lieferbar waren. Hintergrund seien Kapazitätsprobleme bei gleichzeitig erhöhter Nachfrage gewesen. Inzwischen sollen die Präparate wieder verfügbar sein. Allerdings habe sich der Konzern entschieden, das Hexal-Präparat mit der Wirkstoffkombination Trimethoprim-Sulfamethoxazol (CotrimHexal® forte 800 mg/160 mg Tabletten) zukünftig vom Markt zu nehmen, erklärte sie weiter. Das Trimethoprim-Sulfamethoxazol Präparat von 1 A Pharma (Cotrim 960 - 1 A Pharma) bleibe jedoch in den Packungsgrößen mit 10, 20 und 50 Tabletten am Markt.

Der Teva-Konzern, zu dem Ct und Ratiopharm gehören, hat sich auf Nachfrage von DAZ.online bislang gar nicht geäußert. Apothekern gegenüber stellt Ratiopharm aber einen Liefertermin Ende Februar in Aussicht. Zudem ist die i.v.-Variante wohl lieferbar. Das nützt dem Offizin-Apotheker zwar in der Regel wenig, aber immerhin den Krankenhäusern, wo Cotrimoxazol bei immunsupprimierten Patienten mit Pneumocystis-carinii-Infektionen eingesetzt wird. Seit Cotrimoxazol aufgrund der Resistenzsituation nicht mehr Mittel der ersten Wahl bei Harnwegsinfektionen ist, sind die Verordnungszahlen im ambulanten Bereich seit einigen Jahren rückläufig.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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1 Kommentar

Unnötige Frage

von ratatosk am 12.02.2020 um 11:06 Uhr

Die GKV verbreitet Lügen über die tieferen Ursachen, jeder andere vom Fach kennt die Ursachen. Bitte nicht für jeden Wirkstoff - und es werden in Kürze ja deutlich mehr - so eine Scheinfrage - Diskussion.
Fakten sind in Politik und GKV nicht erwünscht, Trump lässt grüßen

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