DAZ.online: Da die entsprechenden Präparate ja meist NEM sind, darf nicht mit krankheitsbezogenen Aussagen geworben werden. Aber gibt es Krankheiten, wo die Empfehlung von Probiotika sinnvoll sein kann?
Schlenk: Es gibt ja nicht nur NEM, sondern auch bilanzierte Diäten oder Arzneimittel. Die dürfen natürlich auch die entsprechenden Indikationen angeben. Bei den bilanzierten Diäten gibt teilweise Wirksamkeitsnachweise für Reizdarm, Clostridioides-difficile-Infektionen, Neurodermitis oder Colitis ulcerosa.
DAZ.online: Es gibt viele verschiedene Stämme, die Präparate unterscheiden sich je nach Hersteller und Anwendungsgebiet. Gibt es gesicherte Erkenntnisse darüber, dass sich in manchen Fällen bestimmte Stämme besser eignen als andere?
Schlenk: Ja, diese Erkenntnisse gibt es. So wie bei den Phytopharmaka immer der Gesamtextrakt der Wirkstoff ist, ist es bei Probiotika der Stamm. Ein Studie bezieht sich immer nur auf den verwendeten Stamm.
DAZ.online: Wie können Apotheker den Überblick behalten? Wo informieren sie sich am besten?
Schlenk: Es gibt etwa 5000 Fachpublikationen zu dem Thema. Apothekern bleiben nur Fort- und Weiterbildungen, wo die Erkenntnisse geclustert werden, z. B. der 5-tägige Zertifikatslehrgang zum Darmberater (IHK).
DAZ.online: Was erwartet die Kongressbesucher bei ihrem Interpharmvortrag?
Schlenk: Das Mikrobiom als ein Puzzleteil des Gesamtbildes von Gesundheit. Aber auch Sicherheit, also wem kann ich Probiotika empfehlen und wo gibt es Kontraindikationen, bei denen ich abraten muss. Vor allem soll der Vortrag aber Lust machen auf eigenständiges heilberufliches Handeln mit der Mikrobiomtherapie.
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