ABDA zu Arzneimittel-Engpässen

2019 fehlten doppelt so viele Medikamente wie 2018

Stuttgart - 09.03.2020, 17:55 Uhr

Mit dem neuen Rekordniveau an Lieferengpässen zeigt sich immer mehr, dass Apotheker als Krisenmanager agieren müssen, wenn sie ihre Patienten wenigstens mit Alternativpräparaten versorgen wollen, sagt Friedemann Schmidt. (m / Foto: wildworx / stock.adobe.com)

Mit dem neuen Rekordniveau an Lieferengpässen zeigt sich immer mehr, dass Apotheker als Krisenmanager agieren müssen, wenn sie ihre Patienten wenigstens mit Alternativpräparaten versorgen wollen, sagt Friedemann Schmidt. (m / Foto: wildworx / stock.adobe.com)


2018 fehlten etwa 9 Millionen Arzneimittel, 2019 waren es mit 18 Millionen doppelt so viele. Das meldet die ABDA und bezieht sich auf Daten des Deutschen Arzneiprüfungsinstitutes DAPI. Laut Friedemann Schmidt zeigt die Corona-Epidemie wie wichtig die Apotheken für die Versorgung der Patienten sind. Er fordert, dass der Mehraufwand durch Lieferengpässe endlich vergütet wird.

Die Lieferengpässe bei Arzneimitteln haben sich im Jahr 2019 auf 18 Millionen Packungen fast verdoppelt – nach 9,3 Millionen Medikamenten im Jahr 2018. Diese Zahlen meldet die ABDA (Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände) und bezieht sich dabei auf eine Auswertung auf Basis von Abrechnungen der Apotheken mit den gesetzlichen Krankenkassen, die vom Deutschen Arzneipüfungsinstitut DAPI erstellt wurde. Im Jahr 2017 waren es sogar nur 4,7 Millionen Arzneimittel gewesen.

Wahre Zahl noch unterschätzt!

Die Gesamtzahl der in den Apotheken auf Rezept abgegebenen Medikamente ist derweil in allen drei Jahren bei etwa 650 Millionen konstant geblieben. Laut einer Mitteilung der ABDA repräsentieren diese Zahlen zu fehlenden Arzneimitteln jedoch nicht die tatsächliche Versorgungslage in deutschen Apotheken. Denn bei der DAPI-Auswertung würden nur Rabattarzneimittel berücksichtigt, dort sei das Rezept entsprechend gekennzeichnet, so dass das „wahre Ausmaß von Lieferengpässen sogar noch unterschätzt wird“.

Welche Arzneimittel fehlten 2019?

In der Rangliste der Nichtverfügbarkeiten im Jahr 2019 liegt nach Mitteilung der ABDA Candesartan (mit 1,8 Millionen Packungen) vor Allopurinol und Valsartan mit je 0,8 Millionen Packungen. Auch Venlafaxin bereitete Probleme, und tut es immer noch. Venlafaxin teilt sich mit Diclofenac bei je 0,7 Millionen fehlenden Packungen Platz vier und fünf der Rangliste bei Nichtverfügbarkeiten.

Schmidt: Apotheker als Krisenmanager

„Lieferengpässe bei Arzneimitteln sind leider schon seit Jahren ein großes Problem für die Versorgung von Millionen Patienten“, sagt Friedemann Schmidt. Und weiter: „Mit dem neuen, traurigen Rekordniveau an Lieferengpässen zeigt sich immer mehr, dass Apotheker als Krisenmanager agieren müssen, wenn sie ihre Patienten wenigstens mit Alternativpräparaten versorgen wollen.“

Schmidt fordert Vergütung für Mehraufwand

Dass die Apotheken in der derzeitigen Coronavirus-Krise die Desinfektionsmittel nun auch noch selbst herstellen müssten, ist nach Ansicht des ABDA-Präsidenten ein zusätzlicher Belastungsfaktor. Bei diesem enormen Mehraufwand, der in den Apotheken viel Zeit koste und Personal binde, müsse nun endlich auch über eine Vergütung gesprochen werden, so Schmidt. 

„Die Krankenkassen können nicht länger ignorieren, was die Apotheken zusätzlich für ihre Versicherten leisten. Gerade während der Coronavirus-Epidemie zeigt sich, dass die Apotheken vor Ort ihre hohe Verantwortung für die Versorgung der Menschen wahrnehmen, indem sie schnell, persönlich und kompetent beraten, begleiten und handeln.“


Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


2 Kommentare

Ist Corona auch vergütbar... Herr Präsident?

von Christian Timme am 10.03.2020 um 3:42 Uhr

Schlechter Zeitpunkt... eine gescheiterte Standespolitik zu monetarisieren. Das hier schon vieles nicht mehr stimmt... wissen wir schon "etwas länger"...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Rabattverträge

von Barbara Buschow am 09.03.2020 um 18:12 Uhr

Eine zeitlich begrenzte Aussetzung der Rabattverträge und/oder ein Retax - Verbot der Kassen würde uns die Arbeit in den kommenden Monaten bei dem zu erwartenden Lieferengpass-Tsunami sehr erleichtern.
Das Thema ist doch in der Öffentlichkeit angekommen und präsent, warum nicht in Ausnahmezeiten Ausnahmen fordern?
Ich will meine Patienten umfassend, schnell und vor allem unbürokratisch versorgen, ohne auch noch Angst haben zu müssen, ein Jahr später retaxiert zu werden, nur weil ich irgendeinen Formfehler begangen habe.
...findet vielleicht breitere Unterstützung als ausgerechnet jetzt nach mehr Honorar zu rufen



» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.