Angeordnete Sparmaßnahmen

Cannabis-Verhandlungen zwischen Apothekern und Kassen gescheitert

Berlin - 12.03.2020, 12:15 Uhr

Der GKV-Spitzenverband und der Deutsche Apothekerverband verhandeln schon länger zu einer neuen Cannabis-Vergütung für Apotheker. Nun hat der GKV-SV die Schiedsstelle angerufen. (b/Foto: imago images / epd)

Der GKV-Spitzenverband und der Deutsche Apothekerverband verhandeln schon länger zu einer neuen Cannabis-Vergütung für Apotheker. Nun hat der GKV-SV die Schiedsstelle angerufen. (b/Foto: imago images / epd)


Seit März 2017 dürfen Ärzte medizinisches Cannabis verordnen. Die Zahl der Verordnungen wächst seitdem rasant – und somit auch die Ausgaben der Kassen in diesem Bereich. Mit dem Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung hat der Bundestag beschlossen, die Cannabis-Vergütung für Apotheker drastisch zu senken. Konkretes sollten der Deutsche Apothekerverband und der GKV-Spitzenverband bis Ende Februar dieses Jahres aushandeln. Doch nach Informationen von DAZ.online sind die Verhandlungen vorerst gescheitert – die Schiedsstelle ist bereits informiert.

Ärzte können Cannabis als Blüten oder Extrakt verordnen. Aber auch der Reinstoff  Dronabinol ist beispielsweise verordnungsfähig. Die Kassen übernehmen die Kosten eines ärztlichen verordneten Rezepturarzneimittels aber nur, wenn eine Genehmigung vorliegt. Sowohl die Verordnungen von Cannabis-Fertigarzneimitteln als auch die der Rezepturen sind seit 2017 rasant angestiegen. Laut ABDA gaben die Apotheker im Jahr 2018 insgesamt rund 145.000 Zubereitungen ab, hinzu kamen knapp 43.000 Fertigarzneimittel. 2017 lag die Zahl der abgegebenen Cannabis-Präparate (Fertigarzneimittel und Zubereitungen) insgesamt bei 79.000. Dementsprechend stiegen auch die Ausgaben der Kassen: 2018 gaben die Krankenkassen für cannabishaltige Zubereitungen und unverarbeitete Cannabisblüten etwa 50 Millionen Euro aus.

Derzeit werden nach der Arzneimittelpreisverordnung das Abfassen von Cannabisblüten mit einem Zuschlag von 100 Prozent und die Weiterverarbeitung mit einem Zuschlag von 90 Prozent berechnet. Schon länger drängten die Kassen daher darauf, ihre Ausgaben in diesem Bereich zu drosseln. Der Aufwand rund um die Cannabisversorgung in Apotheken, etwa bei der Eingangsprüfung sei aber enorm, entgegneten die Pharmazeuten.

Doch die Kassen haben ihre Meinung beim Gesetzgeber und der Bundesregierung erfolgreich untergebracht. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hatte im GSAV den Deutschen Apothekerverband (DAV) und den GKV-Spitzenverband aufgefordert, den Apothekenzuschlag neu auszuhandeln. Beide Parteien hatten schon vorher seit mehr als einem Jahr verhandelt – ohne Erfolg. Der Bundestag winkte das GSAV durch, bis zum 29. Februar hätte eine Lösung gefunden werden müssen.

Doch nach Informationen von DAZ.online haben die Verhandlungspartner es nicht geschafft, eine Einigung zu erzielen. Eine Sprecherin des GKV-Spitzenverbandes bestätigte gegenüber DAZ.online: „Da es innerhalb der vorgegebenen Frist leider keine Einigung gab, hat der GKV-Spitzenverband die Schiedsstelle angerufen.“ Aus verfahrenstechnischen Gründen könne man derzeit keine weiteren Details nennen. Die ABDA äußerte sich gar nicht zu dem Sachverhalt. Nach Informationen von DAZ.online sollen DAV und GKV-Spitzenverband allerdings trotzdem weiterverhandeln. Beide Parteien wollen während des monatelangen Schiedsverfahrens weiter versuchen, eine Lösung zu finden.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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8 Kommentare

Es wird Zeit ...

von FCK APO am 12.03.2020 um 17:57 Uhr

... den Apothekern dieses dubiose Geschäftsmodell wegzunehmen und Cannabis zu legalisieren. Cannabis hat einen Wert von 1€/g, alles andere ist GIER auf Kosten der Versicherten.

» Auf diesen Kommentar antworten | 5 Antworten

AW: "Es wird Zeit" ?

von Mr. T am 12.03.2020 um 18:26 Uhr

Meinen Sie das ernst? Wenn ja, hätte ich gern ein paar mehr Fakten, worauf Ihre Annahme beruht. Sollte es sarkastisch sein, ist das nicht zu erkennen.

AW: Es wird Zeit

von gerd reitler am 12.03.2020 um 18:56 Uhr

Kurze Info:
für das Anfertigen einer Rezeptur (Salbe/Lösung) erhalten wird rd. 14 € netto. Darauf erhält die Krankenkasse noch einmal 2,-€ Rabatt.
Eine gute Rezeptur bedarf incl. aller Vor- und Nacharbeiten (und diese Arbeiten bekommen wir nirgends erstattet - ein Handwerker berechnet hier Rüstkosten und Anfahrt) eines Zeitaufwandes von 1 Stunde.
Wir arbeiten also für eine Stunde für 12,-€. Und unseren Materialeinsatz bekommen wir oftmals nur unter den Einkaufskosten erstattet. DAS IST GIER AUF GUTE LEISTUNG AUF KOSTEN DER LEISTUNGSERBRINGER!

Ein Handwerker ruft für seinen Gesellen 50-60 € die Stunde auf. Selbst Schwarzarbeiter sind dafür nicht zu bekommen. :-)

Wo also liegt hier Gier?

Kann es nicht vielmehr so sein, dass der Spargeiz der Krankenkassen und des Systems dazu führt, dass wir in der jetzt aktuellen Krise, wie Sie es mittlerweile täglich im Fernsehen verfolgen (gestern Abend ZDF ZOOM, s. ZDF Mediathek) keine Arzneimittel, auch für lebensbedrohliche Erkrankungen, bekommen?!!!!!

Eine gute Leistugn benötigt eine gute Entlohnung, oder wir sparen das System und die Leistungserbringer kaputt.

Wenn Sie immer nur die Preise nach unten senken, dann darf sich aber niemand über die daraus erwachsenden Mißstände beschweren.

Es gibt keinen BMW zum Preis eines Käfers.

AW: Es wird Zeit

von Frank Heidenreich am 12.03.2020 um 21:15 Uhr

Die Legalisierung von Cannabis ist vermutlich für 95% stressfrei aber 5% dürften damit massive gesundheitliche Probleme bekommen...vor Allem Jugendliche...also vielleicht mal besser nachdenken ehe man schlau daherschreibt...

AW: Es wird Zeit

von Harald Zurek am 14.03.2020 um 10:25 Uhr

Du sagst es,glatter Wucher.Gottes Pflanze so zu vergewaltigen.Kein Wunder beim Umgang mit der Erde.
Da wo wir drauf scheißen,ist ein lebender Organismus.Fängt er sich zu wehren.Braucht es keine Merkel,Trump und ähnliches.Und Corona wird euch auch noch kriegen.Das ist halt der Nachteil,nicht nur Weißzeit,macht Platz für andere

AW: Es wird Zeit

von Modnar am 14.03.2020 um 11:03 Uhr

@Frank Heidenreich. Das ist absoluter Quatsch.
Sie wissen schon, dass in legalen Staaten der Konsum gerade unter Jugendlichen nach der Legalisierung eher rückläufig ist?
Ich glaube, Sie haben die Zahlen einfach erfunden.
Siehe dazu den Bericht des Wiss. Dienstes: https://www.bundestag.de/resource/blob/675688/4ba9aed6de8e9633685a1cdc2d823525/WD-9-072-19-pdf-data.pdf

Selbst wenn Sie recht hätten, würden Sie so in Kauf nehmen 95% Menschen zu kriminalisieren, die eben kein Problem damit hätten.

Preis nicht das einzigste Problem...

von SourDiesel am 12.03.2020 um 14:57 Uhr

Es muss deutlich mehr Varietät her sprich 200+ Sorten in allen möglichen Konsumformen. Es muss ein Ende haben sich nur auf THC und CBD Gehalt zu folussieren den gerade das Terpenenprofil ist von Bedeutung zudem sollten je Sorte auch immer 1 Tonne vorrätig sein bei alleine in Deutschland weit über 1 Millionen Patienten die jetzt schon da sind und bisher auf den Schwarzmarkt gedrängt werden.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

.

von Anita Peter am 12.03.2020 um 12:44 Uhr

Dann sollen sich die Versicherten ihr Cannabis bei der Kasse holen. Wir sollen mal wieder für lau arbeiten. Der DAV wird mit 100% Sicherheit wieder einen totalen Murks aushandeln.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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