Lieferengpässe, Desinfektionsmittel etc.

Schmidt will wegen Corona-Mehrarbeit übers Geld reden

Berlin - 13.03.2020, 12:45 Uhr

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt hat in einem Zeitungsbericht erklärt, dass man aufgrund der derzeitigen Mehrarbeit der Apotheker auch endlich einmal über deren Vergütung reden müsse. (t/Foto: Schelbert)

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt hat in einem Zeitungsbericht erklärt, dass man aufgrund der derzeitigen Mehrarbeit der Apotheker auch endlich einmal über deren Vergütung reden müsse. (t/Foto: Schelbert)


In Italien sieht man derzeit, wie sich das Coronavirus auf das Gesundheitssystem auswirken kann. Insbesondere die Kliniken im Norden des Landes sind teils überlastet. Apotheken gehören zu den wenigen Geschäften, die noch geöffnet haben dürfen. Auch in Deutschland nehmen die Apotheker schon jetzt eine wichtige Rolle in der Krise ein, beispielsweise bei der Herstellung von Desinfektionsmitteln oder der Kompensation von Lieferengpässen. ABDA-Präsident weist in einem Zeitungsbericht auf die Mehrarbeit seiner Kollegen hin und fordert, dass man über eine zusätzliche Vergütung reden sollte.

Viele der hierzulande eingenommen Wirkstoffe werden in Asien produziert. Schon seit Tagen wird in den Medien daher hinterfragt, inwiefern sich die Coronakrise auf die Arzneimittelversorgung auswirken könnte. Klar ist: Erst kürzlich wurde bekannt, dass Indien einige Arzneimittel nicht mehr ausliefert, um die Versorgung im eigenen Land zu sichern. Und auch in der besonders betroffenen chinesischen Region Hubei sind einige Produktionsstopps erfolgt. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte teilt auf seiner Homepage derzeit allerdings weiterhin mit, dass derzeit kein Grund zur Sorge mit Blick auf die Arzneimittelversorgung bestehe. Denn:


In China, auch in der Provinz Hubei, werden Wirkstoffe für den deutschen Arzneimittelmarkt hergestellt. Für die Versorgung der Patientinnen und Patienten in Deutschland ist die Produktion in Hubei jedoch entweder nicht marktrelevant, da dieselben Wirkstoffe auch in anderen Wirkstoffherstellorten produziert werden oder es stehen noch größere Wirkstoffkontingente zur Verfügung.“

Seite des BfArM


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Doch das Coronavirus wirkt sich schon jetzt in anderen Bereichen auf den Arbeitsalltag der Apotheken aus. Seit Tagen sind Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel so gut wie gar nicht mehr über den Großhandel zu beziehen. Nach einer Anordnung des Bundesgesundheitsministeriums können die Apotheker nun selbst Desinfektionsmittel herstellen – viele machen das auch.

ABDA: Corona-bedingte Engpässe vielleicht später im Jahr

Das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND) berichtet heute über die Coronakrise und mögliche Engpässe in Apotheken. In dem Bericht bestätigt auch ein ABDA-Sprecher, dass es derzeit keine zusätzlichen durch das Virus erzeugten, Engpässe gebe. Allerdings: „Angesichts der stark globalisierten Arzneimittelproduktion ist es möglich, dass Auswirkungen der Krise in China oder anderen Produktionsländern im Laufe des Jahres auch in der Arzneimittelversorgung in Deutschland spürbar werden.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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9 Kommentare

Fremdschämen

von Barbara Buschow am 14.03.2020 um 16:39 Uhr

Nicht mein Präsident!
Sorry, aber JETZT nach mehr Vergütung wg Corona zu rufen, ist das genaue Gegenteil von der aktuell notwendigen Solidarität, um das schlimmste abzuwenden!
Unfassbar unsensibel und peinlich!
Ich halte es mit Frau Patzelt: #unverzichtbar

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AW: Schmidt und seine Schmidtchen

von Andreas P. Schenkel am 14.03.2020 um 17:51 Uhr

Man glaubt sich ja eigentlich auf alles vorbereitet, was so von der ABDA kommen könnte. Aber unsere Standeszertretung plättet mit dem Oberschmidt und seinen Hilfsschmidtchen unseren hoheitlichen Versorgungs-Auftrag zu einer falschen, hohlen Münze.

Aber was bleibt ihm schon übrig als so eine Meldung: Er und seine Paladine haben ja die wichtigsten Festungen (RxVV, AMPreisV über § 78 Abs. 1 Satz 4 AMG) kleinlaut und auf ministeriellen Zuruf (Pfiff? Wuff!) auf dem eigenen Bundesapothekertag preisgegeben. Pfuidaiwel, selbst Mr. Bean würde staunen, wie formvollendet das verbockt wurde!

Durch diesen selbstdefäzierten Riesen-Misthaufen traut sich die ABDA nicht zurück (Siehe Verweigerung der Rechtsgutachten-Weitergabe an den Kollegen Bühler für den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages) und kann folglich nur noch mit solch lauer Anmache von der Seite aufwarten.

... übers Geld reden

von Krug am 14.03.2020 um 9:00 Uhr

Herr Schmidt, ich schäme mich für Sie. Der Zeitpunkt und der Anlass sind voll daneben. Sie hatten genügend Zeit, etwas gegen die Missstände zu unternehmen.
Und für alle, die es lesen: Herr Schmidt vertritt mit dieser Aussage keineswegs ALLE Apotheker und Apothekerinnen!
Schönes Wochenende!

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AW: Und was nützten....

von Andreas P. Schenkel am 14.03.2020 um 18:04 Uhr

... die schmidtlich ertrutzten Münzlein, wenn die Struktur des Gesundheitssystems (vormals "Gesundheitswesen", heute leider entwest) administrativ zertrümmert wurde und weiter wird. Soll zusätzliches Geld in der Lage sein, die kaputtgemachte Rechtssytematik des Systems (vor allem der persönlichen Verantwortung des Betriebserlaubnis-Inhabers, des gesetzlichen Arzneimittelfestpreises für alle, auch für EU-NL-Versandkonzerne) so zu flickschustern, dass die Apothekenschließungen in der Fläche gebremst werden können? Geld in ein leckendes Gefäß reinwerfen? Hilft, wenn überhaupt, nur kurz!

Aber jedes andere Pulver hat die ABDA verschossen. Wobei: Die Vasallen des Niedergangs haben es nicht mal verschossen, sondern auf dem letzten Bundesapothekertag wie ein verratzter Dealer im Klo runtergespült, bloß weil ein Minister mal kurz den bösen Sheriff geschauspielert hat.

Vergütungen/Verknappungen

von Gehard Zück am 13.03.2020 um 23:10 Uhr

Lt. unbestätigter Aussagen erwägt die holländische Regierung den Rotterdaer Destillerien (z.B. Shell AG) eine Exportrestriktion aufzuerlegen - also könnte auch in Deutschland IPA in technischer Qualität zu Höchstpreisen gehandelt werden - hat unser Gesetzgeber `mal `ne kurz-fristige Parade parat, um die Versorgung mit arzneilich notwendigem IPA zu sichern ??

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AW: Spiritus sanctus!

von Andreas P. Schenkel am 14.03.2020 um 17:34 Uhr

Lieber Kollege, Iso knapp? Dann weichen Sie doch einfach auf WHO-1-Standard aus, mit hochwertigem Brennspiritus geht das sogar ohne nennenswerte Kostensteigerungen. Wir nehmen dafür ab voraussichtlich Mittwoch nur 1 € mehr VK pro Viertele als bei der 2-Propanol-basierten Variante.
Beste Grüße.

Timing

von Christiane Patzelt am 13.03.2020 um 22:49 Uhr

Herr Schmidt,
falsche Zeit! Falsches Signal!
Wie wäre es mit " jetzt könnt ihr auf unsere Apotheken vor Ort zählen"?

JETZT wäre die Zeit für #unverzichtbar

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Vergütungen

von Gerhard Zück am 13.03.2020 um 22:45 Uhr

Ganz schlechtes Timing, am Ende stehen "wir" noch als Erpresser dar. Diplomatie kann man von Stier-Geborenen anscheinend nicht erwarten, außer der Aszendent wirkt dagegen - oder sind es die Einflüsse der "consiglieri" ?
Mit einem stiernackigen Stiergeborenen aus dem Münsterland sollte sich Kollege Schmidt nicht anlegen - dazu bedarf es mehr Managerverständnis und mehr Selbstbewusstsein. Max Müller-Typen sind da mehr gefragt, und Kollegin Qverwiening traue ich (trotz rhetorischer Qualitäten) höchstens einen Kuschelkurs mit gelegentlicher verbaler Eruption zu ( "wir Münsterländer")... Natürlich: hinterher wird der Mohr seine Schuldigkeit getan haben und in Gnaden entlassen werden, aber wie viele Kollegen haben jetzt schon die Hände im Schoß und ein Schild an der Tür: "Desinfektionsmittel und Schutzmasken ausverkauft" ! By the way: es ist jetzt tatsächlich schwierig preiswerten IPA zu erhalten. Eine seriöse Chemiefirma bietet 1 L techn. Qualität (120 L Abnahme) für 14,-€ pro Liter an - unser EK vor zwei Wochen: pharm. Qualität 10 L 41,50€ oder weniger...
Letzten Endes wird die momentane Zeche der Verbraucher zahlen. Die von Olaf Scholz soeben in den Tagesthemen erwähnten finanziellen Unterstützungen werden Kleinunternehmer, wie es die meisten Apotheken sind, wohl zu spät erreichen. Meine Apo-Bank wird meinen Dispo ganz gewiß nicht erhöhen (vorgestern nachgefragt), damit ich meinem Versorgungsauftrag gerecht werden kann...
So - ausgekotzt - ich geh jetzt meinen Sterilfilter autoklavieren und setz´noch ein paar Liter WHO Formulation II an.

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von Anita Peter am 13.03.2020 um 13:20 Uhr

"Schmidt will endlich über Vergütung sprechen"

Ach jetzt erst? Was haben Sie die letzten Jahre überhaupt gemacht???

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