Zur Rose und die Pandemie

Kuck: DocMorris lässt die Maske fallen

Berlin - 20.03.2020, 13:29 Uhr

Noweda-Chef Michael P. Kuck hat kein Verständnis für die Äußerungen des Zur Rose-Konzerns bezüglich der Coronakrise. (m / Foto: Noweda)

Noweda-Chef Michael P. Kuck hat kein Verständnis für die Äußerungen des Zur Rose-Konzerns bezüglich der Coronakrise. (m / Foto: Noweda)


Sowohl in den Apotheken vor Ort als auch bei den Versandhändlern herrscht derzeit Hochbetrieb. Der Bundesverband Deutscher Versandapotheken (BVDVA) erklärte, dass die deutschen Versender derzeit ein um 60 Prozent erhöhtes Bestellvolumen haben. Der DocMorris-Mutterkonzern Zur Rose spricht von Steigerungen um bis zu 100 Prozent. Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli sieht „massiven Rückenwind“ für seinen Konzern. Nun meldet sich Noweda-Chef Michael P. Kuck zu Wort und geht mit Oberhänsli hart ins Gericht. Es werde klar, dass es dem Konzern nur um Profitmaximierung gehe.

In einer Telefonkonferenz zu den Jahreszahlen des Geschäftsjahres 2019 erklärte Walter Oberhänsli am gestrigen Donnerstag, dass es seines Wissens nach bislang keinen Erkrankungsfall im Zur Rose-Konzern gebe. Zu den wirtschaftlichen Auswirkungen sagte der Schweizer Unternehmer: „Wir sehen einen Anstieg in allen Segmenten. Das Coronavirus gibt uns massiven Rückenwind. In der Schweiz sehen wir insbesondere im Rx-Geschäft einen großen Anstieg.“ In seiner begleitenden Präsentation heißt es: „COVID-19 ist ein Impulsgeber für die Verschiebung in Richtung Versandapotheken und E-Rezept.“ Oberhänsli erklärte, dass man bei den Bestellungen „bis zu 100 Prozent“ Anstieg sehe.

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Bei der Apotheker-Genossenschaft Noweda kamen diese Worte überhaupt nicht gut an. Noweda-Chef Michael P. Kuck meldete sich umgehend zu Wort und erklärte in einem Statement gegenüber der pharmazeutischen Fachpresse, dass DocMorris und Zur Rose in diesen Zeiten nur das eigene wirtschaftliche Interesse sähen. Wörtlich erklärte Kuck:


Dass DocMorris die weltweite Corona-Pandemie – die nicht nur Leib und Leben der Menschen, sondern auch die weltweite Wirtschaft bedroht – ausschließlich als wirtschaftliche Chance für das eigene Unternehmen betrachtet, zeigt, was DocMorris wirklich antreibt. Es geht nicht um das Wohl der Patienten, es geht nicht um das Wohl der Apotheken, es geht ausschließlich um die eigene Profitmaximierung und die Befriedigung der Aktionäre. Das ist Kapitalismus pur und eine schallende Ohrfeige für alle diejenigen, die sich mit Leidenschaft und Herzblut für die Gesundheit der Bevölkerung einsetzen – gerade in dieser historischen Krise. DocMorris hat seine Maske fallen lassen und zeigt uns mitten in der schlimmsten Gesundheitskrise seit Bestehen der Bundesrepublik, welche Motive das Unternehmen wirklich antreibt. Geschmacklos.“

Noweda-Chef Michael P. Kuck



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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19 Kommentare

The winner takes it all ... with no risk ...

von Christian Timme am 25.03.2020 um 7:57 Uhr

@Jann-Patrick Pelz
Könnte das die Antwort sein ... mit allen Konsequenzen ūbrigens auch für Ärzte ...

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AW: The winner takes it all ... with no risk

von Jann-Patrick Pelz am 25.03.2020 um 9:46 Uhr

Ich verstehe Ihre Antwort nicht. Sie können natürlich auch eher auf Regularien hoffen. Dem Kunden aber einen deutlichen Mehrwert zu liefern, bei moderatem Preisaufschlag dürfte sich langfristig aber mehr auszahlen... Dann braucht man auch nicht auf den Kapitalismus schimpfen, von dem sicherlich jeder in diesem Forum eher profitiert.

AW: The winner takes it all ... with no risk

von Christian Timme am 25.03.2020 um 9:57 Uhr

Jetzt wird die Zukunft mitentschieden, Aktienpakete wechseln den Besitzer, aus Besitzern werden Eigentümer... Das wird mehr als.... Interessant.

Auch Vor-Ort-Apotheken nicht mit Ruhm bekleckert

von Jann-Patrick Pelz am 25.03.2020 um 7:18 Uhr

Die Wortwahl von DocMorris ist in einer weltweiten Krise durchaus befremdlich. Allerdings spare ich bei rezeptfreien Medikamenten i.d.R. 30%, oft mehr. Auch die Berichte, wie Schutzmasken und Desinfektionsmittel völlig ohne Aufklärung zu Sinn und Zweck von Apotheken verkauft wurden und somit auch zu lokalen Verknappungen beigetragen wurden, lässt schon die Frage offen, wozu der Apotheker in der Vorort-Apotheke benötigt wird. Als chronisch Kranker (atopischer Formenkreis), der rezeptpflichtige Medikamente zu 95% vor Ort kauft, mache ich auch die Erfahrung, dass meine Akutmedikamente selten vorrätig sind und auch eine Rückfrage zur Anwendung selten stattfindet, auch wenn man mich nach Jahren der Rezepteinlösung noch nicht als bekannten Kunden wahrnimmt. Liebe lokale Apotheker, vieles ist hausgemacht und sobald es bequemer ist, Rezepte online einzureichen, wird sich das Geschäft auch merklich verändern. Es ist an Ihnen, einen merklichen Qualitätsvorteil zu liefern, sonst zahlt Ihnen keiner freiwillig die ordentlich Marge. Diese Erfahrung mussten andere vs. Onlinehandel schon lange machen!

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Kapitalismus vor, Gedanken später

von Dr. Arndt Stütz am 23.03.2020 um 9:49 Uhr

Liebes Pseudonym “ Versandapotheke”,
bitte machen Sie weiter so. Aber bitte fahren Sie im Notdienst nach Holland, bitte besorgen Sie Ihre individuell herzustellenden Medikamente ( Rezepturen) für sich und Ihre Angehörigen nur vor Ort beim Versender, bitte Besorgen Sie Ihr Notfallmedikament wie Antibiotikum oder BTM auch beim Versender. Warten Sie bitte dann auch 48Std. bis der Postbote vielleicht klingelt und für Sie CO2 in die Luft bläst. Als Tip kontrollieren Sie bei kritischen Arzneimitteln lieber auch nicht die Liefertemperatur.Aber bitte empfehlen Sie Ihr Verhalten nicht der Allgemeinheit ! So bringen Sie vielleicht doch die Versender zu weniger roten Zahlen in deren Bilanzen und die ihren Patienten vor Ort verpflichteten Kollegen doch dazu ihre Apotheken schließen zu müssen und auch keine Gewerbesteuer für ihren Heimatort mehr zahlen zu müssen.

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AW: Antwort Kapitalismus vor, Gedanken später

von EU Recht am 23.03.2020 um 15:18 Uhr

Es gilt EU-RECHT Jeder darf bestellen wo er will. Alle denen ich es empfohlen habe, kaufen es nur von Versandapotheken. Nachtdienst Vor-Ort Apotheken habe ich nie gebraucht, denn ich habe immer einen kleinen vorrat. Und die vorOrt Apotheken Beuten Patienten aus! Ganz einfach, sie behaupten, Versandapotheken hätten die Preise erhöt, das ist falsch. Versandapotheken verlangen für 500ml knapp unter 3€ vorOrt Apotheken für 100ml mindestens 16€. Bei solchen Apotheken werde ich nie etwas holen.
2. Sie müssen keinen bonus geben, aber für ein Versandverbot für Rezeptpflichtige Medikamente zu kämpfen, finde ich eine Frechheit. Zusätzlich behaupten vorOrt Apotheken, das der Preis bei Versandapotheken in die luft gegangen ist, was. Nicht stimmt. Bei vor-ort Apotheken ist der Preis in die Luft gegangenen

AW: Trolle im Home-Office

von Jan Kusterer am 24.03.2020 um 9:03 Uhr

Liebes "Eu-Recht",
schön das man auch im Home Office trollen kann.
Also ein großer Versandhandel aus Holland, der Shop im Namen hat und sich ansonsten nicht mehr Apotheke bezeichen darf, verlangt aktuell für nicht lieferbares 100 mL Sterillium 4,28€, da sind z.B. 7,95€ für 100 mL nach WHO Opt. B selbst hergestellte Rezeptur für sofort zum Mitnehmen doch gar nicht so schlecht oder?

Versandapotheke vor

von Versandapotheke vor es gillt keine Preisbildung sondern EU-Recht am 22.03.2020 um 2:25 Uhr

Apotheker in Deutschland zocken patienten ab (Ausnahme deutsche und niederländische Versand Apotheken)
Ich hole seit 2012 (Versand Apotheken bonus verboten wurde) schuld ist die Apotheken Lobby. Herzlichen Dank ajln die EU kommission für ihren Einsatz

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AW: Versandapotheke vor

von Heiko Barz am 22.03.2020 um 10:45 Uhr

Dass dieser Kommnentator keinen Klarnahmen benutzt ist wohl mehr als vordergründig!

Breaking NEWS: Unternehmen sind Gewinnorientiert

von LS am 21.03.2020 um 17:58 Uhr

Natürlich schon sehr ärgerlich, wenn man Konkurrenten hat. Willkommen in der Marktwirtschaft. Steht ja jeder Apotheke frei, sich besser als Doc Morris zu platzieren.

Das ist ja auch nicht schwer. Der Service dort ist grottig. Hab nach 6 Tagen mein Rezept im Briefkasten gehabt mit der Notiz, ein Medikament sei nicht lieferbar. Das andere drauf dann auch nicht geliefert. Keine E-Mail-Notiz, keine Info im Kundenaccount. Hotline nicht erreichbar (automatisch aufgelegt).

Musste am selben Tag sofort in die Apotheke gehen um eine hypertensive Krise zu vermeiden, weil meine Packung an dem Tag leer war.

Kontrahierungszwang wird von Doc Morris wohl genauso ignoriert wie die gesetzliche Preisbindung (2,5 € Rabatt auf jedes verschreibungspflichtige Medikament).

Ich finde Online-Apotheken im Prinzip eine praktische Sache. Aber nicht diese.

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AW: Breaking NEWS: Unternehmen sind

von Preisbindung für EU Versandapotheken ungültig am 22.03.2020 um 2:44 Uhr

Preisbindung verstößt gegen EU-Recht siehe EuGH Urteil vom 19.10.2016
Ich hole meine Medikamente nur bei Apotheken die EU-Recht beachten. Preisbindung preisbindung gilt somit nur für Deutsche Apothekej

AW: Eugh Urteil

von Antwort am 22.03.2020 um 14:00 Uhr

Es gilt für Versandapotheken EU-Recht, siehe Urteil vom Eugh (19.10.2016) preisbindung nicht EU-Konform

Wertigkeiten?

von Heiko Barz am 21.03.2020 um 13:00 Uhr

Die mit historisch glänzender Qualität besetzte Deutsche Apotheke, durch mangelhafte Weitsicht, ausschließlich nach Macht strebender Politiker, derzeit als „Vor Ort Apotheke“ bewußt abgewertet dargestellt wird, zeigt in dieser weltweiten Gesundheitskrise ihre einzigartige und unverrückbare Stellung.
Alles, was in den vergangenen 15 Jahren, rein politisch motiviert, Schritt für Schritt an pharmazeutischer Qualität ausschließlich kostenminimierend zurückgeführt wurde, wird nun von Tag zu Tag dramatisch immer sichtbarer.
Unsere selbstverständliche täglich und „nächtlich“ verfügbare pharmazeutische Leistungsfähigkeit sollte in den ausschließlich Business verklebten Ganglien rein konzernwilliger und gehorchender Gehirne vieler, nur auf den sich selbst modulierten Moment bezogenen Politiker, offenbar werden.
Leider wird die Wertigkeit unseres Berufstandes - vor allem medial - als vollkommen unwichtig dargestellt. Wenn Dankbarkeitsorgien, in den meisten Fällen natürlich berechtigt, Apotheken nicht einmal als Orte der Hilfestellung benennen, dann weiß man, wie unsere Arbeit 365 mal Tags und Nachts bewertet und geschätzt wird.
Der einzige Trost, der uns bleibt, ist der unerschütterliche Zuspruch der meisten Patienten, die uns immer noch vertrauen.

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AW: Antwort auf klarnamen

von EU-Recht am 22.03.2020 um 12:58 Uhr

Ganz einfach, Es wird behauptet, das die Versandapotheken keinen Rezeptbonus geben dürfen. Das ist falsch, siehe Urteil vom Eugh vom 19.10.2016
2. Behauptung Versandapotheken hätten die Preise stark angehoben, das stimmt nicht.
Bei Versandapotheken kosten 500mal 2,99€, bei einer vor-ort apotheke vom gleichen Hersteller 100ml 24,90€
Da deutsche vor-ort Apotheken Patienten ausbeuten, hole ich meine Medikamente nur in Versandapotheken. 3. Da sie auch noch ein Rezept Versandverbot wünschen, hole ich nichts mehr bei vor-ort apotheken.

Danke, genau das gehört in die BILD

von N.H. am 21.03.2020 um 0:14 Uhr

Danke Herr Kuck für die klaren Worte.
Genau das muss in die Bild.
Hat jemand Kontakte?
Wie wäre es mit einer gemeinsamen Anzeige:
Wir vor Ort für ihr Wohl, Docmorris/Zur Rose zum Wohl der Aktionäre.
;)

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AW: Aw Danke, genau das gehört in die BILD

von Vor Ort Apotheken verlangen deutlich mehr am 22.03.2020 um 14:07 Uhr

Vor Ort Apotheken verlangen deutlich mehr für Desinfektionsmittel {100ml 24,90€)
Versandapotheken knapp unter 3€ für 500ml {kommt vom gleichen Hersteller)
Wer zockt Patienten ab, natürlich vor Ort Apotheken
Ich hole nichts in solchen Apotheken

DocMorris

von Sylvia Weber-Erz am 20.03.2020 um 21:00 Uhr

Nach der Krise müssen unsere Standesvertreter mit neuem Selbstbewusstsein die Wichtigkeit der Apotheke vor Ort neu verhandeln. Jetzt sind wir systemrelevant und die Presse lobt uns, nachher sind wir wieder die geldgierigen Schubladenzieher, die Rezeptgebühren einsammeln und die Wohltaten von DocMorris verhindern. Wer verhindert denn, dass der Arzt in Zukunft das Digitale Rezept direkt zu DocMorris schickt? Keiner unserer Standesvertreter konnte die Biozidverordung verhindern. Früher hatten wir 10l Ethanol und Isopropanol in jeder Apotheke. Da wäre es nie zu solchen Engpässen gekommen wie jetzt. Wir brauchen als Konsequenz aus der Krise eine Deregulierung der Globalisierung und eine wirkliche Stärkung der Apotheke vor Ort.

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Deutschland ist krank ... und Holland verdient sich ...

von Christian Timme am 20.03.2020 um 14:49 Uhr

Deutsche Apotheken sehen Corona "täglich ins Auge" und riskieren Gesundheit und mehr, DocMo packt in "sicherer Entfernung" Päckchen und verdienen sich "dumm und dämlich" ... man kann der Politik in diesem Lande nur eins bescheinigen ... wie blöd muss man als Politiker eigentlich sein ... und wie blöd müssen sich die vorkommen, auf deren Rücken das ausgetragen wird ...

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AW: Deutschland ist krank ... und Holland

von Jann-Patrick Pelz am 25.03.2020 um 7:28 Uhr

Deutsche Apotheken sehen Corona "täglich ins Auge" und riskieren Gesundheit und mehr,

Wenn Sie die gesundheitliche Gefährdung wirklich beinruhigt, sein Sie doch froh, dass die Holländer das Kundenaufkommen in Ihrer Apotheke, besonders bei weniger dringlichen Medikamenten, merklich reduzieren. In Flachau, Österreich, hat der infizierte Apotheker vor Ort dazu geführt, dass der ganze Ort in Quarantäne ist.

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