Fritz Becker schreibt an Apotheker

„Sie sind die Heldinnen und Helden des Alltags!“

Berlin - 20.03.2020, 11:00 Uhr

DAV-Chef Fritz Becker wendet sich in einem Brief an alle Apotheken des Bundeslandes Baden-Württemberg und bedankt sich für die Arbeit. (s / Foto: Schelbert)

DAV-Chef Fritz Becker wendet sich in einem Brief an alle Apotheken des Bundeslandes Baden-Württemberg und bedankt sich für die Arbeit. (s / Foto: Schelbert)


Während das öffentliche Leben in ganz Deutschland zurückgefahren wurde, sind die Apotheken im Ausnahmezustand. Sie müssen nicht nur die Bevölkerung kontinuierlich mit Arzneimitteln versorgen, sondern sind in dieser gesundheitlichen Ausnahmesituation auch erster heilberuflicher Ansprechpartner für die Menschen. In einer solchen Krise macht Wertschätzung Mut. Fritz Becker, Präsident des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg, hat sich daher nun in einem Dankesbrief an alle Apothekenteams gerichtet.

Der Landesapothekerverband vertritt die Interessen von etwa 2300 Apotheken im Südwesten der Bundesrepublik – rund 90 Prozent der Apotheken in Baden-Württemberg sind somit im LAV organisiert. Fritz Becker ist seit 1998 Präsident des Verbandes und wurde erst Anfang dieses Jahres wiedergewählt. Seit 2009 ist Becker auch Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) und somit derzeit an wichtigen Gesprächen beteiligt: Denn ABDA-Präsident Friedemann Schmidt erklärte am vergangenen Mittwoch, dass die Berliner Standesvertretung in Gesprächen stehe was bürokratische Entlastungen in den Apotheken betrifft. Ziel der ABDA ist es, den Apothekern während der Krise möglichst viele bürokratische Pflichten und Vorschriften abzunehmen.

In seinem Dankesbrief an die Apothekerinnen und Apotheker erklärt Becker, dass er selbst in seiner Apotheke erlebe, wie „Engpässe in der Versorgung uns alle an unsere Grenzen bringen“. Nur weil die Apotheker durchhalten, seien die Menschen weiterhin versorgt, so der DAV-Chef. „Und darauf dürfen wir stolz sein“, schreibt er weiter. Becker erklärt den Apothekern, dass sowohl der LAV als auch der DAV permanent nach Lösungen für die auftretenden Probleme suchten. Es gehe um die Beseitigung bürokratischer Hemmnisse und Erleichterungen für den Apothekenalltag.

Hier ist der gesamte Brief von Fritz Becker im Wortlaut:

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Apothekenteams,

Corona ist das bestimmende Thema dieser Tage: Es fordert Sie und Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fast über das Machbare hinaus. Und darum ist es mir ein großes Bedürfnis, Ihnen für Ihren täglichen unfassbaren und professionellen Einsatz zu danken.

Ich weiß, dass Sie für die vielfältigsten Problemstellungen, die sich derzeit ergeben, nach Lösungen suchen, um die Menschen zu versorgen – Menschen, die Sie brauchen und die Ihnen vertrauen. Das wird auch so wahrgenommen: Apotheken sind derzeit ein Fels in der Brandung, und wir erhalten nicht nur bei unseren Kunden und Patienten, sondern auch auf der politischen Ebene ehrliche Anerkennung. Ich erlebe selbst auch in meiner Apotheke, wie Engpässe in der Versorgung uns alle an unsere Grenzen bringen. Nur weil Sie alle, unterstützt durch Ihr ganzes Team, durchhalten und pragmatisch  weiterarbeiten, werden die Menschen versorgt. Das ist unsere heilberufliche Pflicht – aber wir wachsen derzeit über uns hinaus. Und darauf dürfen wir stolz sein. Ich jedenfalls bin es – stolz auf mein eigenes Team und stolz auf alle Kolleginnen und Kollegen landauf, landab!

Seien Sie versichert, dass sowohl der LAV wie auch der DAV permanent nach Lösungen für die auftretenden Probleme suchen. Wir informieren Sie über die aktuelle Lage, geben Hilfestellungen und Anregungen wo wir nur können. Wir klären über die Medien, Bürgerinnen und Bürger darüber auf, wie die Situation in den Apotheken ist und wie jeder Einzelne von Abstandhalten bis hin zur Vorbestellung seiner Apotheke vor Ort helfen kann, den schwierigsten Alltag zu meistern. Wir heben deutlich hervor, was Sie alles leisten und zeigen dabei auch unsere berechtigten Forderungen auf. Wir räumen, wo immer möglich, bürokratische Hemmnisse aus dem Weg. Wir verhandeln mit Krankenkassen über Erleichterungen für Ihren Alltag. Erste Kassen setzen wegen dieser Gespräche Rabattverträge aus und erleichtern die Arzneiabgabe. Denn jetzt geht es nicht um Sparmaßnahmen, jetzt geht es darum, die Menschen zu versorgen. Dabei sind Sie und Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unverzichtbar.

Ihr tagtäglicher Einsatz, Ihre Stunden im Nacht- und Notdienst sind der unwiderlegbare Beweis dafür, dass die Apotheke vor Ort unverzichtbar für eine funktionierende Gesundheitsversorgung ist. Halten Sie durch – aber halten Sie auch manchmal inne, um wieder zu Atem zu kommen. Achten Sie auf sich selbst und Ihr Team. Schon jetzt kommt es auf jede und jeden von Ihnen an. Das wird in den kommenden Wochen eher noch deutlicher zu Tage treten – und damit wird Ihre eigene Gesundheit noch wichtiger werden. Bitte achten Sie auf sich – so schwierig, wie das in diesen Tagen auch ist. Dass Sie alle unermüdlich im Einsatz sind, zeichnet Sie aus und macht Sie zu Heldinnen und Helden des Alltags! Nochmal: Vielen herzlichen Dank für Ihre Arbeit!

Mit kollegialen und dankbaren Grüßen

Fritz Becker


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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