In der Coronakrise

Verband innovativer Apotheken fordert vorübergehendes Versandverbot

Berlin - 30.03.2020, 11:30 Uhr

Versandapotheken schwächen Vor-Ort-Apotheken vor allem jetzt in der Coronakrise, so der via. (t/Foto: BVDVA)

Versandapotheken schwächen Vor-Ort-Apotheken vor allem jetzt in der Coronakrise, so der via. (t/Foto: BVDVA)


Der im vergangenen Herbst gegründete „Verband innovativer Apotheken“ fordert von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn „Farbe zu bekennen“: Gerade in der jetzigen Krise müsse er die Vor-Ort-Apotheken stützen und den Versandhandel zumindest vorübergehend verbieten.

In der vergangenen Woche hatte bereits der Vorsitzende des Apothekerverbands Nordrhein Thomas Preis angesichts der zunehmenden Lieferengpässe in der Corona-Krise ein absolutes Versandverbot für Arzneimittel gefordert. Die Apothekerkammer Nordrhein appellierte an den Bundesgesundheitsminister, zumindest den Großhandel anzuweisen, Vor-Ort-Apotheken prioritär zu beliefern. Inländische Versandapotheken sollten erst an zweiter Stelle folgen – und EU-Versender sollten gar nicht beliefert werden.

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Nun meldet sich auch der im vergangenen Herbst gegründete Verband innovativer Apotheken (via) zu Wort. Der nach eigenen Angaben rund 300-Apotheken-starke Verein setzt sich unter anderem für das Rx-Versandhandelsverbot ein. Nun fordert man auch hier: Jedenfalls während der Krisenzeit müsse der Versand mit Arzneimitteln vorübergehend verboten werden. Denn er habe keinen Mehrwert und schwäche die Vor-Ort-Apotheken.

„Spahn muss sich zu der Vor-Ort-Versorgung bekennen“, fordert via-Vorstand Thomas Anthes in einer Pressemitteilung. Er verweist darauf, dass sich der Minister trotz vorheriger Differenzen in der beginnenden Krise bisher auf seine Vor-Ort-Apotheken verlassen konnte: Investitionen zur Sicherheit von Mitarbeitern und Kunden seien ohne jede staatliche Unterstützung getätigt, Desinfektionsmittel in Überstunden hergestellt, die individuelle Versorgung der Risikogruppen sichergestellt worden. „Das höhnische Gelächter der hauptsächlich aus der Schweiz vorangetriebenen Online-Apotheken über ihre steigenden Umsätze ist weit weg vom solidarischen Gedanken und unzeitgemäss“, kritisiert Anthes. „Während niederländische Versender ihre Aktien im Visier haben, haben wir die Gesundheit der deutschen Bevölkerung im Blick.“

Trotz viel Zusatzarbeit durch die Corona-Pandemie hätten einige Apotheken je nach Lage und Umgebung momentan große Überlebensprobleme, erklärt Anthes weiter. Erste Apotheken hätten bereits Kurzarbeit angemeldet. „Gleichzeitig kommt es zu zusätzlichen Herausforderungen, nachdem von Seiten des Ministers nun gefordert wird, dass die Apotheken prüfen müssen, für welche Patienten bestimmte Wirkstoffe alternativlos sind.“ Anthes mahnt: „Ohne das nötige ‚Bread and Butter Geschäft‘ sind die geforderten 24/7 Leistungen nicht aufrecht zu erhalten. Dann ist niemand mehr nachts da im Notfall, geschlossen ist geschlossen. Andere Apotheken werden dies nicht kompensieren können.“ Wolle Spahn nicht die flächendeckende Rund-um-die Uhr-Bereitschaft in der beginnenden Krise riskieren, müsse er die Apotheken daher jetzt unterstützen – mit einem Versandverbot.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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5 Kommentare

Wartet bis der Hype vorbei ist

von ratatosk am 31.03.2020 um 17:08 Uhr

Sobald das Medieninteresse an unserem Einsatz weg ist, werden Spahn und Konsorten die Vernichtungsstrategie wie gehabt weiterführen ! Versand über alles, Keine Kontrolle über NL und Schweiz ? - hier kein Problem, solange die geliebten Konzerne nicht mollestiert werden.
- Der Dank des Vaterlandes war immer schon der Undank ! - u.a altrömisch

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Falscher Zeitpunkt

von Dirk Krüger am 30.03.2020 um 19:27 Uhr

Bei allem Verständnis für die Forderung ( auch ich bin seit jeher Verfechter des RxVV und habe immer den Wackelkurs unseres FS scharf kritisiert ) : In der Öffentlichkeit wird es hierfür zur Zeit m.E. wenig Verständnis geben. Komplexe Argumentationen zu diesem Thema erreichen die Menschen zur Zeit nicht ( wenn überhaupt jemals, da bin ich Pessimist).

Richtig ist, jetzt immer wieder die Entscheider ( Politiker ) auf die gerade jetzt für jeden besonders sichtbare Leistung der Vor-Ort-Apotheken hinzuweisen und sie aufzufordern, das RxVV als einzig wirksamen Schutz vor desaströsem Wettbewerb mit den Versandhandlungen einzuführen. Ich für mein Teil tue dies immer wieder seit Beginn der Diskussion um das VASG bei "meiner" MdB. Die habe ich übrigesns schon lange auf meiner Seite.
Schleswig-Holstein erlaubt die Öffnung von Tankstellen und Apotheken an allen Feiertagen. Braucht es eines weiteren Beweises dafür, wie wichtig (plötzlich ) unserer Landesregierung die Vor-Ort-Apotheken sind? Jetzt auf einmal wird erkannt, dass nur wir die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln und pharmazeutischen Dienstleistungen ( Beratung, Beratung, Beratung ! ) bieten können. Allerdings ist von einer Vergütung der Sonntagsöffnung natürlich nicht die Rede. Aber das kennen wir ja... Deswegen öffne ich auch nicht.

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Versandverbot

von Roland Mückschel am 30.03.2020 um 11:59 Uhr

Um Farbe zu bekennen muss er Farbe getragen haben.
Hat er nicht.
Der kümmert sich einen Dreck um eure Forderungen.
Versand first.

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EU-Versender sind keine Apotheken

von Beobachter am 30.03.2020 um 11:58 Uhr

Zumal man bedenken sollte, dass die EU-Versender sich freuen wie kleine Kinder, dass Corona ihr "Geschäft befeuert". Das sagt doch alles über die Geldgier und Rücksichtslosigkeit aus. Und man darf auch nie vergessen, dass es sich bei DoMo und ShopApo NICHT um Apotheken nach deutschem Recht handelt. Sie unterliegen keiner Kontrolle deutscher Behörden und dürfen auch nicht in ihre Heimatländer liefern. Zur Rose noch nicht mal OTC in der Schweiz.
Was um alles in der Welt reitet unsere deutschen Politiker diesen KAPITAL-Konzernen in Deutschland freies Geleit zu bereiten?
Und was das E-Rezept anbelangt, dürften diese KAPITAL-Gesellschaften aufgrund der o.g. Gruünde auch nicht an der Telematik-Infrastruktur teilnehmen, und somit auch nicht am E-Rezept.

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AW: EU-Versender sind keine Apotheken

von Roland Mückschel am 30.03.2020 um 15:19 Uhr

Es reitet sie die sichere Erwartung von Geld.
Ihre Argumente werden sich in Luft auflösen, da
können sie noch so viel Recht haben.

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