Industrie hilft in der Coronakrise

Bayer richtet Testlabor ein, Chemieindustrie produziert Desinfektionsmittel

Stuttgart / Leverkusen - 31.03.2020, 10:15 Uhr

Der Pharmakonzern Bayer will Geräte und Personal für die Corona-Diagnostik zur Verfügung stellen. (s / Foto: imago images / Joko).

Der Pharmakonzern Bayer will Geräte und Personal für die Corona-Diagnostik zur Verfügung stellen. (s / Foto: imago images / Joko).


Immer mehr Unternehmen engagieren sich, um im Kampf gegen die Corona-Pandemie zu helfen. Desinfektionsmittel aus der freien Wirtschaft sollen Ärzte und Kliniken unterstützen, den Mangel im Gesundheitswesen zu lindern. Bayer hat zudem angekündigt ein Testlabor aufzubauen, in dem bis zu 1000 Tests auf das Coronavirus durchgeführt werden können sollen.

Im Kampf gegen die Corona-Krise stellt der Pharmakonzern Bayer Geräte und Personal für die Diagnostik zur Verfügung. Das teilte der Leverkusener Konzern am gestrigen Montag mit. Medizinische Mitarbeiter aus dem Bereich „Pharmaceuticals“ dürften sich überdies bis zu vier Wochen bezahlt freistellen lassen, um sich an der Virus-Bekämpfung zu beteiligen, 140 Mitarbeiter hätten sich bereits gemeldet, um in einem Testlabor mitzuarbeiten, das Bayer in Berlin aufbauen will. Außerdem will das Unternehmen 40 Geräte bereitstellen, mit denen Corona-Tests ausgewertet werden können. Damit sollen in Berlin pro Tag bis zu 1000 Tests auf das Coronavirus durchgeführt werden.

Und auch andere Unternehmen aus der Chemie und Pharmabranche engagieren sich. Der Betreiber des Frankfurter Industrieparks Höchst hat zum Beispiel angekündigt, gratis Desinfektionsmittel für Kliniken in der Umgebung herzustellen. Die Produktion von rund 400 Litern am Tag werde diese Woche fortgesetzt, sagte ein Sprecher von Infraserv Höchst am gestrigen Montag. Allerdings seien Rohstoffe knapp, was die Herstellung beschränke. Infraserv Höchst hat bereits mit Tochterfirmen mehr als eine Tonne Hand-Desinfektionsmittel hergestellt – auch für den Eigenbedarf. Vier Ausbilder des Fachkräfte-Entwicklers Provadis produzieren nach einer Rezeptur der Weltgesundheitsorganisation

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Zudem haben sich Henkell Freixenet und der Darmstädter Merck-Konzern zusammengeschlossen. Der Wiesbadener Sekthersteller spendet 50.000 Liter hochprozentigen Alkohol für die Produktion von Desinfektionsmitteln. Der Alkohol stammt aus der Entalkoholisierung von Wein für alkoholfreien Sekt und aus der Spirituosenherstellung. Als Partner hat Henkell Infraserv Wiesbaden, den Apothekenverbund AUMEAS sowie Merck gewonnen. Für die Herstellung funktioniert der Pharma- und Chemiekonzern eine Anlage, in der sonst Produkte für die Halbleiter-Industrie hergestellt werden, um.

Solche Initiativen allein können zwar die große Nachfrage nach Desinfektionsmitteln nicht decken, sind aber im Gesundheitswesen hoch willkommen. „Jede Spende hilft“, sagt Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen. Kliniken und Ärzte, aber auch Hebammen und Physiotherapeuten bräuchten dringend Nachschub an Desinfektionsmitteln. „Wenn sie nicht die Hände waschen können, ist es vorbei“, sagte Funke, die in Wiesbaden eine Apotheke betreibt. Auch Apotheker spürten bei der Versorgung Schwierigkeiten.

Auch BASF hat schon die Gratis-Produktion von Desinfektionsmittel angeworfen und verstärkt nun seine Anstrengungen. Nachdem der Dax-Konzern Krankenhäuser mit Intensivbetten in der Rhein-Neckar-Region beliefert hat, konzentriere man sich nun auf Arztpraxen mit Aufgaben der Notfallversorgung, hieß es jüngst.


dpa-afx / jb
redaktion@daz.online


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