Die gute Nachricht des Tages

Codewort „Maske 19“: Apotheken helfen bei häuslicher Gewalt

Berlin - 03.04.2020, 07:00 Uhr

In Frankreich und Spanien sind Apotheker angehalten, die Polizei zu alarmieren, wenn Frauen das Codewort „Maske 19“ verwenden. (b/Foto: imago images / Lucas)

In Frankreich und Spanien sind Apotheker angehalten, die Polizei zu alarmieren, wenn Frauen das Codewort „Maske 19“ verwenden. (b/Foto: imago images / Lucas)


In der derzeitigen Ausnahmesituation und aufgrund der einschränkenden Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie droht ein Anstieg der häuslichen Gewalt. Frankreich und Spanien wollen die Opfer in Apotheken mit einem Hilfscode erreichen. Deutschland setzt auf das Hilfetelefon und leere Hotels.

Die aktuelle Situation ist für alle außergewöhnlich: Die Menschen sind aufgefordert, Kontakte zu vermeiden und möglichst zu Hause zu bleiben. Paare und Familien sitzen oft auf engem Raum gemeinsam fest. Viele arbeiten im Homeoffice, andere sind wegen der wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus entweder von Arbeitslosigkeit bedroht oder bereits entlassen. All das steigert Stress und führt zur psychischen Belastung. Daher befürchten Regierungen und Hilfsorganisationen eine Zunahme von häuslicher Gewalt, vor allem gegen Frauen. 

Aus China wurde bereits berichtet, dass es nach Wochen strenger Isolationsmaßnahmen dreimal so viele Fälle an häuslicher Gewalt gab wie üblich. Auch in Deutschland und anderen europäischen Ländern verzeichnet die Polizei vermehrt Einsätze im Bereich häuslicher Gewalt. So meldet Frankreichs Innenminister Christophe Castaner laut Süddeutscher Zeitung einen Anstieg von 36 Prozent mehr Fällen im Großraum Paris in diesen Zeiten.

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Da der gewalttätige Partner weniger die Wohnung verlässt als sonst, hat das Opfer kaum die Möglichkeit, sich Hilfe zu suchen. Eine der wenigen Gelegenheiten in Zeiten strikter Ausgangsbeschränkungen ist der erlaubte Gang zum Supermarkt oder zur Apotheke. In Frankreich läuft daher seit rund einer Woche ein Versuch der Direkthilfe in Apotheken. Mit dem Codewort „Maske19“ können Opfer hier auf ihre Situation aufmerksam machen. Das Gleiche gilt, laut einem Bericht des Focus, für viele Provinzen in Spanien. Apotheker sind angehalten, in dem Fall über den Notruf die Polizei zu alarmieren. Unklar sie jedoch, wie schnell sich das geheime Codewort „Maske 19" bei den Betroffenen herumspreche, heißt es in dem Bericht.

Giffey: Fallzahlen werden zunehmen

Auch das deutsche Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hat die Probleme erkannt. „Die Fallzahlen häuslicher Gewalt, die sich in aller Regel gegen Frauen und Kinder richtet, werden voraussichtlich zunehmen“, bestätigt Familienministerin Franziska Giffey in einer Pressemitteilung. Sie verweist auf das Hilfetelefon gegen Gewalt von Frauen (Tel. 08000/116 016 oder www.hilfetelefon.de), das rund um die Uhr besetzt sei. Zudem können derzeit leerstehende Hotels für Frauen, die vor Gewalt fliehen, zu öffnen. Das Bundesprogramm zur Förderung von Frauenhäusern und Frauenberatungsstellen sei gerade angelaufen und stelle den Ländern mehr Mittel bereit.


Mareike Spielhofen, Autorin, DAZ.online
daz-online@deutscher-apotheker-verlag.de


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7 Kommentare

Maske-19 Artikel

von I. Adiyaman am 01.05.2020 um 6:23 Uhr

In Krisenzeiten scheinen alle Gesetze über Bord geworfen zu sein, vieles ist egal. Häuslicher Gewalt, Rassismus oder andere Probleme werden besser sichtbar. Wir lernen einander so besser kennen. Daher diese Kommentar das wir das als Profis erkennen müssen ist TOP!

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Rassismus

von hazem adi am 17.04.2020 um 11:00 Uhr

Schwangere Kopftuchträgerin mit so einem Thema.. Bevor Sie das Bild wählen hätten Sie die Polizei fragen müssen über die Statistiks.. Aber so leben die minorities in Deutschland..
Grüße

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Kein Rassismus!

von DAZ.online-Redaktion am 17.04.2020 um 11:13 Uhr

Liebe Leserinnen, Liebe Leser. Es liegt uns fern, mit unserer Bildauswahl rassistische oder ausgrenzende Aussagen zu treffen. Es ging uns darum eine Französin im Apotheken-Umfeld abzubilden. Falls sich durch das von uns ausgewählte Bild einige von Ihnen trotzdem angegriffen gefühlt haben, möchten wir uns dafür entschuldigen. Wir haben das Bild nun ausgetauscht. Ihre Redaktion

Diskriminierung einer religiösen

von Mhd.ah am 17.04.2020 um 10:50 Uhr

Wie Bitte !! Das ist eine Pharmazeutische und wissenschaftliche Zeitung nicht Bild Zeitung.

und zur Zeit haben wir sehr schwierige Situation. Muss ganze Welt miteinander sein.
Schäm sich. Unsere Pharmazeutische Zeitung veröffentlicht solche Photos und Rassistische Ideen.
Ich bitte Sie das Photo zu löschen und entschuldigen Sie sich.

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Diskriminierung einer religiösen Minderheit

von Wafa Abuhashem am 03.04.2020 um 22:02 Uhr

Ausgerechnet ein Bild einer Kopftuch tragenden Frau im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt darzustellen, ist diskriminierend und verschärft die Vorurteile gegenüber einer Minderheit. Vor allem als Akademiker sollten wir verpflichtet sein auf unachtsames Verhalten aufmerksam zu machen.
Grüße!

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AW: Diskriminierung einer religiösen

von Julia Henkel am 07.04.2020 um 23:56 Uhr

Es ist die Frage, ob es in Zeiten von Inklusion nicht eher diskriminierend ist, da explizit auf ein Kopftuch hinzuweisen.
Akademiker hin oder her. Die eigene Nase ist die Nächste.
Ich habe erst nach Ihrem Hinweis eine Frau mit Kopftuch gesehen.

AW: Diskriminierung einer religiösen

von Lisa Deniz Preugschat am 11.04.2020 um 17:39 Uhr

Nein, nicht die Person, die auf Rassismus hinweist ist rassistisch, sondern die Person, die keinen Rassismus erkennen kann, ist rassistisch sozialisiert und deshalb unsensibel der Thematik gegenüber. Es ist absolut diskriminierend in diesem Zusammenhang eine Frau mit Kopftuch abzubilden.

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