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Thesenpapier 2.0 zur Corona-Pandemie
Glaeske et al. fordern Zielgruppen-spezifische Präventionsmaßnahmen
Kurz vor Ostern machte ein Thesenpapier renommierter Experten im Gesundheitsbereich – darunter Professor Gerd Glaeske – zur SARS-CoV-2-Pandemie die Runde. Unter dem Titel „Datenbasis verbessern, Prävention gezielt weiterentwickeln, Bürgerrechte wahren“ nahmen sie die derzeitigen politischen Entscheidungen aus verschiedenen Blickwinkeln kritisch unter die Lupe. Nun haben sie die Version 2.0 ihres Papiers vorgelegt – mit einer aktualisierten Bestandsaufnahme und einem möglichen Ausblick.
Das Coronavirus SARS-CoV-2 hat uns alle vor völlig neue Herausforderungen gestellt – auch die Regierungen. Es gibt schlicht keine Erfahrung, wie in einer solchen Situation richtig zu handeln ist. Ratschläge kommen von vielen Seiten – doch entscheiden muss in der Demokratie der Gesetzgeber. Und der entschied sich auch hierzulande bekanntlich für tiefgreifende Maßnahmen im Wirtschaftsleben sowie im persönlichen Bereich, die nun nach und nach bedacht wieder gelockert werden müssen.
Sechs im Gesundheitswesen nicht unbekannte Experten haben es sich bereits vor einigen Wochen zur Aufgabe gemacht, in einem Thesenpapier die epidemiologische Problemlage zu klären und Vorschläge zur Prävention zu machen. Mit Professor Matthias Schrappe und Professor Gerd Glaeske zählen zwei ehemalige Mitglieder des Gesundheitssachverständigenrats zu dieser Autorengruppe; zudem Hedwig François-Kettner, ehemalige Pflegedirektorin der Charité und bis vergangenes Jahr Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit, Professor Holger Pfaff, ehemaliger Vorsitzende des Expertenbeirats des Innovationsfonds, Dr. Matthias Gruhl, Arzt und Staatsrat der Hamburger Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz und Franz Knieps, Jurist und Vorsitzender des BKK-Dachverbandes.
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„Uns kam es vor allem darauf an, die problematischen Aspekte der aktuellen Entscheidungen aus Sicht der Epidemiologie, der Prävention und der Bürgerrechte darzustellen und dadurch zum Nachdenken und Überdenken der aktuellen Situation anzuregen“, erklärte seinerzeit Co-Autor Glaeske gegenüber DAZ.online.
Konkret stellten die Autoren in ihrem ersten Papier drei Thesen auf. Zum ersten die, dass es keine hinreichende epidemiologische Datenlage gebe – somit könnten die zur Verfügung stehenden Daten auch nur eingeschränkt der Absicherung weitreichender Entscheidungen dienen. Zum zweiten seien auch die allgemeinen Präventionsmaßnahmen (z. B. social distancing) theoretisch schlecht abgesichert; ihre Wirksamkeit sei beschränkt und zudem paradox (je wirksamer, desto größer ist die Gefahr einer „zweiten Welle“) und hinsichtlich ihrer Kollateralschäden nicht effizient. Analog zu anderen Epidemien (z. B. HIV) müssten sie daher ergänzt und allmählich ersetzt werden durch Zielgruppen-orientierte Maßnahmen, die sich auf die vier Risikogruppen hohes Alter, Multimorbidität, institutioneller Kontakt und Zugehörigkeit zu einem lokalen Cluster beziehen. Zum dritten stellten die Autoren die These auf, dass die angewandte allgemeine Präventionsstrategie (partieller shutdown) anfangs in einer unübersichtlichen Situation das richtige Mittel gewesen sein möge – sie berge aber die Gefahr, die soziale Ungleichheit und andere Konflikte zu verstärken. Grundsätze und Bürgerrechte dürfen nicht gegen Gesundheit ausgespielt werden.
3 Kommentare
Vielen Dank...
von J.H. am 10.05.2020 um 20:44 Uhr
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Herr Glaeske und die Zielgruppen
von pille62 am 05.05.2020 um 9:42 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Herr Glaeske und die Zielgruppen
von Frag_mich am 20.05.2020 um 14:42 Uhr
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