Wegen Corona-Stillstand

RKI warnt vor Legionellen im Wasser

In den letzten Monaten stand vieles still – auch das Wasser in vielen Leitungen und Rohren. Das kann zu erhöhtem Legionellenwachstum führen, warnt das Robert Koch-Institut. Die Infektion kann zu Pneumonien führen, Infektionswege können Duschen oder Aerosole von Wasserhähnen sein. Ist auch das Verschlucken von mit Legionellen kontaminiertem Wasser gefährlich?

RKI warnt vor Legionellen im Wasser

Für gesunde Menschen stellen Legionellen in der Regel kein Problem dar. Als weit verbreiteter Umweltkeim finden sich Legionellen laut Robert Koch-Institut (RKI) in Oberflächengewässern, im Grundwasser, in feuchten Biotopen, wie beispielsweise feuchten Böden, Mischerde für Topfpflanzen, Humus und Kompost. Infektiologisch relevant seien jedoch nicht die Blumenerde, sondern vor allem technische Einrichtungen, wie offene Rückkühlwerke, Trinkwassersysteme und Kläranlagen, wenn es dabei zur Bildung von legionellenkontaminierten Aerosolen komme, informiert das RKI: „Große Trinkwasseranlagen mit umfangreichen Rohrsystemen, vorhandene Ablagerungen (Sedimente in Warmwasserbehältern, Kalkablagerungen) und der sich in den Rohren befindliche Biofilm (eine schleimartige Matrix aus Mikroorganismen und organischen Substanzen) bieten den Legionellen mit ihren speziellen Nährstoffansprüchen eine optimale Lebensgrundlage“, so das RKI. Ebenso könnten die Stagnation oder vorhandene Totleitungen zu erhöhten Keimzahlen im Wasser führen. Und weiter: „Besonders ältere und schlecht gewartete Wassersysteme sind daher anfällig für Legionellen-Kontaminationen.“

In seinem aktuellen Epidemiologischen Bulletin 24/2020 warnt das Robert Koch-Institut nun vor Legionellen-Infektionen. Denn: Hotels, Schwimmbäder, Sporteinrichtungen, Teile von Altenheimen oder Krankenhäusern seien in den letzten Wochen aufgrund von Corona geschlossen gewesen oder hätten leer gestanden. Bei nicht sachgemäßer Wartung könne es dadurch zu einem „erhöhten Legionellenwachstum in den betreffenden Trinkwasseranlagen gekommen sein, was bei der Wiederinbetriebnahme bisher ganz oder teilweise geschlossener Einrichtungen oder Wasserentnahmestellen jetzt möglicherweise ein vermehrtes Auftreten von Legionellosen zur Folge hätte“, erklärt das RKI.

Legionellen-Infektion durch Duschen

Eine Infektion mit den gramnegativen Stäbchenbakterien erfolgt in der Regel aerogen durch das Einatmen eines fein zerstäubten legionellenhaltigen Wassernebels (Aerosol) oder seltenerer durch (Mikro)-Aspiration von kontaminiertem Wasser, welches versehentlich in die Luftröhre statt in die Speiseröhre gelangt. Menschen könnten durch das Einatmen erregerhaltiger Aerosole, wie sie beispielsweise bei der Nutzung von Duschen oder Wasserhähnen einer Trinkwasseranlage mit erhöhter Legionellenkonzentration entstehen können, an einer Lungenentzündung – der sogenannten Legionärskrankheit – erkranken, so das RKI.

Das Schlucken von kontaminiertem Wasser berge keine Infektionsgefahr, da Legionellen im Magen von der Magensäure abgetötet werden.

Respiratorische Symptome: auch an Legionellen denken

Daher sollten Betreiber von Hotels, Schwimmbädern, Altenheimen u. a. Einrichtungen in der jetzigen Situation – neben den vielen anderen Aspekten – auch den einwandfreien Betrieb der Trinkwasseranlage in ihren Gebäuden sicherstellen und im Vorfeld der Wiedereröffnung die erforderlichen technischen Maßnahmen zur Minimierung des Infektionsrisikos beachten. Da im In- und Ausland fast überall Hotels oder andere Reiseunterkünfte ganz oder teilweise den Betrieb eingestellt hatten, kann es nun nach Einschätzung des RKI auch bei Reisen zu einem erhöhten Risiko für Legionellosen kommen. Bei respiratorischen Symptomen und einer möglichen Exposition sollte folglich auch an eine (antibiotisch behandelbare) Legionelleninfektion gedacht werden.

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