Kommentar

Falscher Frieden?

Berlin - 02.07.2020, 17:55 Uhr

Hat die KBV wirklich ihre Meinung zu Grippeimpfungen in den Apotheken geändert? Das wäre verblüffend. (Foto: imago images / Michael Weber)

Hat die KBV wirklich ihre Meinung zu Grippeimpfungen in den Apotheken geändert? Das wäre verblüffend. (Foto: imago images / Michael Weber)


Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) gibt den Widerstand gegen Grippeimpfungen in den Apotheken auf? Wohl eher nicht. Der angebliche Schulterschluss, den die KBV mit der ABDA sucht, ist eher als Provokation zu verstehen – und als ziemlich plumper Versuch, die ABDA im Ringen um die geplanten Modellprojekte blöd dastehen zu lassen.

Das kommt überraschend: Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) lobt ABDA-Chef Friedemann Schmidt für sein Statement, Impfen sei zwar primär eine ärztliche Angelegenheit, in bestimmten Fällen – zum Beispiel bei Grippe – wollten die Apotheken jedoch helfen. Man habe „eine gemeinsame Linie“ gefunden, sagt dazu KBV-Vize Stephan Hofmeister. Wirklich? Keine Proteste? Keine Gefahr mehr für den Patienten?

Jetzt mal im Ernst: Dieser Apfel scheint vergiftet. Immerhin betiteln die Kassenärzte ihre Pressemitteilung mit „KBV stimmt ABDA zu: Impfen ist Ärztesache“. Dass da jemand den ABDA-Präsidenten falsch verstanden haben könnte – eher unwahrscheinlich. Denn am Ende der Mitteilung gibt die KBV Schmidt korrekt wieder.

Wahrscheinlicher ist, dass es sich um eine Spitze gegen die Apotheker handelt, die sich erdreisten, in ärztliches Hoheitsgebiet vorzudringen. Was übrigens nicht hausgemacht ist, sondern der ausdrückliche Wille der Politik. Aber es ist ja so viel leichter, gegen die Apotheker zu sticheln, als sich dem Bundesgesundheitsminister zu stellen.

Wie soll man als Journalist und Apotheker mit solch einer irritierenden Pressemeldung umgehen? Der DAZ.online-Weg: Wir nehmen die KBV einfach mal beim Wort. Das wäre doch was, sollten diese versöhnlichen Töne von Herzen kommen! Vielleicht hat die Bundesvereinigung ja tatsächlich eingesehen, dass ein Miteinander der Gesundheitsberufe für alle Beteiligten – und erst recht für die Patienten – von Vorteil sein kann. Oder haben wir da etwas falsch verstanden?


Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Warum?...

von Hermann Eiken am 02.07.2020 um 20:23 Uhr

müssen wir uns als Apotheker für eine präventive heilberufliche Maßnahme, wie das Impfen, vor den Angriffen der Ärzteschaft rechtfertigen.
Impfen ist eine der besten und sinnvollsten Interventionen, um Infektionskrankheiten zu VERHINDERN, also keine medizinische KrankheitsTHERAPIE.
Dort würde ich die Grenze ziehen.
Apotheker sind Angehörige eines unabhängigen Heilberufs und der Krankheitsverhinderung,-- also der PRÄVENTION,-- verpflichtet. Auch ein guter Arzt wird in seiner heilberuflichen Kompetenz seine Grenzen kennen und an einen kompetenteren Kollegen verweisen, wenn es nötig ist.
Die Apotheker aber als von vornherein inkompetent in Gesundheitsfragen und dem IMPFEN darzustellen, wie es die verfasste Ärzteschaft anscheinend macht, nur um ihre Pfründe zu wahren, halte ich für eine Beleidigung unseres Berufsstandes.
Ob in einer Apotheke diskret und verantwortungsvoll geimpft werden kann, soll jeder Apotheker frei und ohne Rücksicht auf andere Interessen für seine Apotheke entscheiden.
Die Kunden und Patienten allein sollten die private Entscheidung treffen, sich präventiv in der Apotheke oder beim Arzt impfen zu lassen.
Die Politik und somit die Gesellschaft hält den Apotheker und die Apothekerin gesetzlich für fähig, Impfverantwortung zu übernehmen und somit gesundheitlich präventiv tätig zu werden. Wollen WIR diesen gesetzlichen Auftrag mit Leben erfüllen oder haben wir Angst vor der Verantwortung und dem unberechtigten heilberuflichen Allmachtsanspruch der vermeintlichen Halbgötter in weiß.
Apotheker und Apothekerinnen stehen als Heilberufler gegenüber den hilfesuchenden Menschen gerade im präventiven Sektor auf der gleichen Stufe mit den gleichen Rechten und Pflichten wie Ärzte und Ärztinnen.
Das will die Gesellschaft und die Politik uns mit der Gesetzgebung sagen.
Nehmen wir diese Stellung ein und vertreten sie offensiv gegenüber Krankenkassen, Ärzten und allen, die das noch nicht so recht erkannt haben!!
Natürlich ist ein angemessenes Honorar analog dem der Ärzte zu fordern, auch das gehört zur Anerkennung der gleichen Heilberufsstufe!!

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AW: Warum

von Heiko Barz am 03.07.2020 um 11:43 Uhr

Der letzter Satz Ihrer umfangreichen und interessanten Analyse führt aber zum sprichwörtlichen - ad Absurdum.
Wenn es tatsächlich zu Impfaktionenen in Apotheken kommen sollte, dann wird es sicherlich wieder nur um „Gottes Lohn“ gehen. Das wurde schon in Diskussionen vor Jahr und Tag deutlich.

Impfen

von Conny am 02.07.2020 um 18:40 Uhr

Wir sind der Platzhirsch in unserem Ort, impfen können aber gerne die anderen Apotheken.

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