Keine generelle antibiotische Prophylaxe

Superinfektionsrisiko bei COVID-19 in der Frühphase wohl gering

Stuttgart - 03.07.2020, 09:00 Uhr

Bakterielle Superinfektionen einschließlich einer Sepsis sind gefürchtete Komplikationen einer Influenza. Sie können auch im Rahmen von COVID-19 auftreten. (Foto: Kateryna_Kon / stock.adobe.com) 

Bakterielle Superinfektionen einschließlich einer Sepsis sind gefürchtete Komplikationen einer Influenza. Sie können auch im Rahmen von COVID-19 auftreten. (Foto: Kateryna_Kon / stock.adobe.com) 


Eine COVID-19-Erkrankung kann mit einer Superinfektion einhergehen. Die Entscheidung, wann eine entsprechende Therapie eingeleitet werden sollte, erfolgt anhand der klinischen Symptomatik und mithilfe von Biomarkern. Hinweise zu einem möglichen Vorgehen wurden auf den Seiten des Robert Koch-Instituts veröffentlicht.

Die Inzidenz mikrobiologisch nachgewiesener bakterieller oder mykotischer Superinfektionen bei einer COVID-19-Erkrankung ist nicht bekannt, sie scheint aber deutlich geringer zu sein als bei einer schweren Influenza. Dennoch erhalten zwischen 20 und 100 Prozent aller COVID-19-Patienten eine antibiotische und 7,5 bis 15 Prozent eine antimykotische systemische Therapie. Dies liegt unter anderem daran, dass gängige Marker zur Abgrenzung zwischen bakterieller und viraler Infektion wie Fieber, Leukozytose, Dyspnoe (zur Gegenregulierung von Oxygenierungsstörungen) oder der CRP-Wert von Krankheitsbeginn an verändert sind und nicht zur Abklärung herangezogen werden können. Ein Anstieg von Procalcitonin (PCT) deutet auf eine bakterielle Superinfektion hin, beweist sie aber nicht. Ferner ist ein PCT-Anstieg häufig mit einer schlechteren Prognose assoziiert. Das gilt auch für erhöhte CRP-Werte, Leukozytose und Lymphopenie.

Wie vorgehen?

In der frühen Phase von COVID-19 sind Koinfektionen selten. Eine antibiotische oder antimykotische Behandlung ist daher bei einer unkompliziert verlaufenden Infektion nicht erforderlich. Wird COVID-19 erst bei klinischen Zeichen einer Sepsis diagnostiziert, ist eine empirische antibiotische Behandlung gemäß aktueller Sepsis-Leitlinien indiziert. Die Wahl des Antibiotikums richtete sich nach dem vermuteten Erregerspektrum und sollte in Anlehnung an die Antibiotic-Stewardship-Prinzipien frühzeitig reevaluiert und gegebenenfalls angepasst oder abgesetzt werden.

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Die Gefahr einer Superinfektion scheint eher gering zu sein, ihre Häufigkeit wird zwischen 0 und 33 Prozent eingeschätzt. Sie soll geringer sein als bei einer schweren Influenza. Deshalb und im Hinblick auf mögliche Nebenwirkungen und Resistenzbildungen wird in der Regel keine antibiotische Prophylaxe empfohlen. Laborparameter sowie der CRP-Wert sind von pro­gnostischer Bedeutung, aber unspezifisch. Der PCT-Wert kann bei Verdacht auf eine bakterielle Superinfektion herangezogen werden. Bei der Therapieentscheidung pro oder contra antibiotische Therapie müssen das klinische Erscheinungsbild, die radiologische Verlaufsdiagnostik und Laborparameter berücksichtigt werden.


Dr. Petra Jungmayr, Apothekerin
redaktion@daz.online


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