SARS-CoV-2-Antikörpertests

Cochrane-Review findet keine Belege für ausreichende Genauigkeit

Remagen - 06.07.2020, 17:50 Uhr

SARS-CoV-2-Antikörpertests: Die Ergebnisse sind einem Cochrane-Review zufolge ungenau. Allerdings umfasst der Review nur Daten bis 27. April 2020. (s / Foto: imago images / Future Image)

SARS-CoV-2-Antikörpertests: Die Ergebnisse sind einem Cochrane-Review zufolge ungenau. Allerdings umfasst der Review nur Daten bis 27. April 2020. (s / Foto: imago images / Future Image)


Die Unsicherheit hinsichtlich des Nutzens von SARS-CoV-2-Antikörpertests für epidemiologische Erhebungen besteht weiter. Auch ein neuer Cochrane-Review zur Datenlage (bis 27. April 2020) kann die Zweifel nicht ausräumen, denn es fehlt an Beweisen für die Genauigkeit.

Ein Team von Cochrane-Autoren hat die aktuelle Studienlage (bis zum 27. April 2020) zur Genauigkeit von SARS-CoV-2-Antikörpertests aufbereitet. Einbezogen wurden Studien mit jeglichen Antikörpertests (enzymgebundene Immunosorbent-Assays, Chemilumineszenz-Immunoassays und laterale Durchflusstests) und jeglichen Referenzstandards sowie laborgebundene und Selbst-Schnelltests. Die Studien betrachteten drei Arten von Antikörpern: IgA, IgG und IgM. Die meisten Tests maßen sowohl IgG als auch IgM, andere nur einen dieser drei Antikörper oder eine Kombination aller drei. Die SARS-CoV-2-Antikörperspiegel steigen und fallen bekanntermaßen zu verschiedenen Zeitpunkten nach der Infektion. IgG steigt als letzter an, hält sich aber am längsten. Die Cochrane-Reviewer wollten mit ihrer Analyse herausfinden, ob Antikörpertests ausreichend genau sind, um eine Infektion bei Menschen mit oder ohne COVID‐19-Symptome zu diagnostizieren, und ob sie verwendet werden können, um festzustellen, ob jemand die Infektion bereits durchgemacht hat.

Daten von 16.000 Proben

Die Autoren fanden 54 relevante Studien die über insgesamt 54 Kohorten mit 15.976 Proben berichteten, davon 8.526 aus Fällen von SARS-CoV-2-Infektionen. Die Studien wurden in Asien (n = 38), Europa (n = 15) und in den USA und China (n = 1) durchgeführt. Die Daten stammten von 25 kommerziellen und zahlreichen In-House Tests. Die meisten Studien (n = 44) umfassten nur Personen, die aufgrund einer vermuteten oder bestätigten COVID-19-Infektion ins Krankenhaus eingeliefert worden waren. 29 verglichen Testergebnisse von Menschen mit COVID‐19 mit Ergebnissen von gesunden Menschen oder Personen mit anderen Erkrankungen. Studien mit ausschließlich asymptomatischen Teilnehmern waren nicht verfügbar. Zwei Drittel der Studien (n = 33) definierten COVID-19-Fälle allein auf der Grundlage von RT-PCR-Ergebnissen und ignorierten dabei das Potenzial für falsch-negative RT-PCR-Ergebnisse.

In der ersten Woche nach Symptombeginn nur eine geringe Empfindlichkeit

Die Cochrane-Reviewer stützten die wichtigsten Ergebnisse ihrer Überprüfung auf die 38 Studien, die die Ergebnisse nach Zeit seit dem Beginn der Symptome stratifiziert haben. Die gepoolten Ergebnisse für IgG, IgM, IgA, Gesamtantikörper und IgG/IgM zeigten in der ersten Woche nach Beginn der Symptome nur eine geringe Empfindlichkeit (alle weniger als 30,1 Prozent), die in der zweiten Woche anstieg und ihre höchsten Werte in der dritten Woche erreichte.

Die Kombination von IgG/IgM hatte im Zeitraum Tag 1 bis Tag 7 eine Sensitivität von 30,1 Prozent, in der zweiten Woche nach Symptombeginn (Tag 8 bis 14) von 72,2 und in der dritten Woche (Tag 15 bis 21) von 91,4 Prozent. Schätzungen der Genauigkeit über drei Wochen hinaus basieren auf kleineren Stichprobengrößen. 21 bis 35 Tage danach lagen die gepoolten Empfindlichkeiten für IgG/IgM bei 96,0 Prozent. Die Autoren fanden nicht genügend Studien, um die Empfindlichkeit von Tests über 35 Tage nach dem Auftreten von Symptomen hinaus zu schätzen.

Die zusammenfassenden Spezifitäten (in 35 Studien) überstiegen für alle Zielantikörper 98 Prozent mit Konfidenzintervallen von nicht mehr als 2 Prozentpunkten. 



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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