Modellprojekt zur Grippeimpfung

Ärzte in Nordrhein wollen keine impfenden Apotheker

Berlin - 10.07.2020, 14:00 Uhr

Der Internist Rudolf Henke ist nicht nur Präsident der Ärztekammer Nordrhein: Er sitzt zudem seit 2009 für die CDU im Bundestag. (Foto: imago images / Christian Spicker) 

Der Internist Rudolf Henke ist nicht nur Präsident der Ärztekammer Nordrhein: Er sitzt zudem seit 2009 für die CDU im Bundestag. (Foto: imago images / Christian Spicker) 


Gestern informierten der Apothekerverband Nordrhein und die AOK Rheinland/Hamburg über die bundesweit erste Vereinbarung zur Grippeimpfung in der Apotheke. Das Echo ließ nicht lange auf sich warten: Heute kritisiert die Ärztekammer Nordrhein das Vorhaben.

Bereits im Herbst sollen die Apotheker in Nordrhein in einem Modellprojekt gegen Grippe impfen. Der örtlichen Ärztekammer passt das gar nicht: In einer am heutigen Freitag veröffentlichten Pressemitteilung zitiert die Kammer ihren Präsidenten Rudolf Henke mit den Worten: „Nur Ärztinnen und Ärzte sind qualifiziert für die Impfanamnese, den Ausschluss akuter Erkrankungen und die Aufklärung zur Impfung.“

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Zudem seien nur Mediziner in der Lage, die – nie ganz auszuschließenden – Nebenwirkungen wie zum Beispiel allergische Reaktionen zu beherrschen. Impfungen müssten daher bei Ärztinnen oder Ärzten stattfinden. „Im Übrigen zwingt niemand den Apothekerverband, bei einem solchen Modellversuch mitzuwirken – auch kein Gesetzgeber“, heißt es weiter.

Damit reagieren die Ärzte auf eine gestern bekannt gewordene Einigung zwischen dem Apothekerverband Nordrhein und der AOK Rheinland/Hamburg. Wie die Vertragspartner gemeinsam mitteilten, sollen bereits im Herbst in den Modellregionen Düsseldorf und Umgebung, Essen/Mülheim/Oberhausen, Bonn Rhein-Sieg und Rechter Niederrhein (Duisburg/Niederrhein) Apotheker die Grippeschutzimpfung verabreichen dürfen. Als Honorar sind 12,61 Euro pro Impfung vorgesehen.

Henke hat Masernschutzgesetz mit verabschiedet

In seiner Funktion als CDU-Bundestagsabgeordneter ist Henke durchaus mitverantwortlich für das Masernschutzgesetz, mit dem die Rechtsgrundlage für die Modellvorhaben für Grippeimpfungen in Apotheken geschaffen wurde. Er hatte bei der Verabschiedung im Bundestag erklärt, dass man die Auswertung der Modellprojekte abwarten wolle, um dann zu verstehen, ob die „Chancen oder die Bedenken“ bei impfenden Apothekern überwiegen.


Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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6 Kommentare

Plan geht auf

von pi mal x am 11.07.2020 um 6:21 Uhr

Spahn Plan war ja ganz klar: lenkt ab vom Rx VV, die Impfdiskussion. Voll aufgegangen, wir funktionieren genau so, wie er es eingepreist hat. Hickhack zwischen Arzt und Apotheke lenkt ab vom Wesentlichen. Abgesehen davon: wir sind in der Apotheke ausgelastet mit unseren Kernaufgaben. Impfen zählt nicht dazu. Unsere obersten Entscheidungsträger haben uns ein dickes Ei gelegt. Wovon würden wir wirklich profitieren? Wenn die Kassen uns nicht mehr als Geldeintreiber missbrauchen, sondern den Kunden direkt eine Rechnung senden. Geht ja auch nach einem Krankenhausaufenthalt, warum nicht nach einem Apothekenbesuch. Die Ärzte haben es verstanden, die lästigen Anrufe wegen Nichtlieferbarkeiten abzuwenden, die Praxisgebühr ist ebenfalls Vergangenheit. Nur die Apotheker zeigen genügend Masochismus, um sich permanent neu zur Lachplatte zu machen.

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Impfung im Pandemiefall braucht keine Apotheker

von Andreas Grünebaum am 10.07.2020 um 22:00 Uhr

Mit den vorhandenen Praxen würde das Jahre dauern?

Warum das denn? Während der Schweinegrippe wurde kommunal in Turn- oder Gemeinschaftshallen im Minutentakt geimpft. Auch bei der Bundeswehr ging das bei der Pockenimpfung „Zack-Zack“. Ebenso während meiner Kindheit bei der Polio Impfung.

Sorry, aber für mich geht das in die völlig falsche Richtung. Wenn erst einmal die Linien zwischen Arzt und Apotheker auf dem Nullniveau der Leistungen gefallen sind, werden auch die Ärzte anfangen zu dispensieren. Eine kleine Hausapotheke mit den Akutarzneimitteln genügt völlig und die Chroniker werden per E-Rezept über den Versandhandel bedient.

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AW: Impfung im Pandemiefall braucht keine

von Christian Pöppl am 11.07.2020 um 8:14 Uhr

JA Sie beschreiben es schön....Beid er Bundeswehr ging das ZAck ZAck....und wer hat da so ZAck Zack geimpft? Richtig keine Ärzte sonder jeder der ne Spritze halten konnte. Vor oder NAchbetreuung NULL...also warum sollten die PAtienten dann bei uns nicht besser aufgehoben sein?
Bei der Vogelgrippe Impfung hatten wir ja wegen den Ärzten eine sehr schlechte Impfrate! Wer erinenrt sich nicht an die Millionen Dosen welche in den Apotheken in den Kühlschränken und und beim Gesundheitsamt verfallen sind! In vielen europäischen Ländern Impfen die Apotheker und konnten so beitragen daß die Impfrate wesentlich anstieg!
DIe Angst vor einem Dispensieren der Ärzte habe ich nicht, denn dann muß auch eine Lagrhaltung eingeführt werden und ein Einkauf von Medikamenten. Ist vielen nicht bewußt aber dann werden die Praxen auch mal Umsatzsteuerpflichtig?!?!

Sollen Apotheker Impfen?

von Heiko Barz am 10.07.2020 um 18:47 Uhr

Na, diese diese Reaktion als Antwort war ja zu erwarten. Die Durchimpfungsrate bei Grippe sowie Covid 19 und anderen Viren wäre mit unserer Hilfe natürlich wesentlich besser, aber auch wenn Spahn das möchte, bleiben nicht abschätzbare Risiken und können wir die in unsere Verantwortung übernehmen?
Auch wenn man sich gegen Alles versichern kann, so bleibt doch die Unversehrtheit der Patienten allerhöchstes Gebot. Auch wenn jetzt wieder der Spruch kommt : das machen doch meistens die MTAs, das allerdings liegt nur alleine in der Verantwortung der Ärzteschaft.

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Impfen durch Approbierte? Nein, Danke!

von Andreas Michael Grünebaum am 10.07.2020 um 18:35 Uhr

Komme gerade vom Impfen: FMSE
Habe keinen Arzt gesehen, obwohl der wohl da war (das Auto stand vor der Tür). Dauer der Impfung durch eine nette Helferin, inklusive Empfang und Verabschiedung ca. 10 Minuten. War bisher bei Grippe auch nicht anders. Ich nenne die ärztliche Reaktion auf das Engagement der Kollegen "modernes Pharisäertum". Wie ich die Sachlage einschätze, werden die Kollegen "Impfapotheker" für die gleiche Impfung mit Vorgespräch, Auswertung, Vorbereitung und Durchführung durch einen Approbierten (!!!) eher eine halbe Stunde veranschlagen. Irgendwo ist die Standesvertretung mit den "neuen Dienstleistungen" auf dem Weg zu einem auskömmlichen Honorar für die Arzneimittelabgabe falsch abgebogen. Die 10 Euro plus seien den Kollegen vergönnt. Ich selbst sage aber nur: Danke, aber NEIN DANKE!

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AW: Impfen durch Approbierte? Nein, Danke

von Christian Pöppl am 10.07.2020 um 18:50 Uhr

Ich sage ja Danke.......keiner muß Impfen. Aber wir sollten uns die Möglichkeit schon holen! Im Masernschutzgesetz wird eine Tür aufgestoßen.....Dem Apotheker ist ja die Ausübung der Heilkunde verboten......Dieses Verbot kann nun in bestimmten Fällen vom Gesetzgeber aufgehoben worden. Und das hier ist der erste Schritt! Im übrigen beschreiben Sie ja selber was die normale Vorgehensweise in den Praxen heute ist! Ich war sogar bei Zecken und Twinrix Impfung nach 5 Minuten aus der Praxis draußen!....Im übrigen geht es nicht um die Kassenpatienten, die Ärzte haben Angst die Privatpatienten zu verlieren ( Sie haben doch bestimmt auch schon mal eine Rechnung an einen Privatpatienten geshen für eine Impfung!!) Übrigens wer soll denn die vermutlich 50-60 Mio Leute in Deutschland gegen Corona Impfen? Mit den vorhandenen Praxen würde das Jahre dauern!

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