WIP-Analyse

Warum Deutschland bisher gut durch die COVID-19-Krise gekommen ist

Remagen - 22.07.2020, 10:30 Uhr

Deutschland ist bislang vergleichweise gut durch die Corona-Pandemie gekommen. Eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der PKV spürt den Gründen nach. (m/ Foto: imago images / photo2000)

Deutschland ist bislang vergleichweise gut durch die Corona-Pandemie gekommen. Eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der PKV spürt den Gründen nach. (m/ Foto: imago images / photo2000)


Bei der Bewältigung der COVID-19-Pandemie steht Deutschland im europäischen Vergleich recht gut da. Eine aktuelle Studie des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP) analysiert, woran das liegen könnte und was die Länder für die Zukunft daraus lernen könnten. Schließlich scheint die Coronavirus-Pandemie noch lange nicht ausgestanden zu sein. Also heißt es weiter auf der Hut zu sein: „Nach der Welle ist vor der Welle.“

Wie stark die einzelnen Länder bisher von der COVID-19-Pandemie betroffen waren, lag nicht immer in ihrer Hand. So haben mancherorts sogenannte Super-Spreader-Events zu einer explosionsartigen Verbreitung des Virus geführt. Aber es gibt auch beeinflussbare Faktoren, die dafür gesorgt haben, dass manche Länder bislang glimpflicher davon kommen als andere. Welche das sein könnten, hat eine WIP-Studie zum Vergleich europäischer Gesundheitssysteme in der COVID-19-Pandemie für 15 ausgewählte europäische Länder untersucht.

Was sagen uns die Zahlen zu Infizierten und Todesfällen?

Bei den absoluten Zahlen der Infizierten gibt es nach den Erhebungen der WIP-Experten deutliche Unterschiede zwischen den Ländern, die aber nur bedingt aussagekräftig sind. Setzt man sie in Relation zu den durchgeführten Tests, so hat Luxemburg die höchste Zahl an Infizierten auf eine Million Einwohner, aber die Luxemburger testen auch am meisten. Dagegen testen manche Länder mit unterdurchschnittlich vielen Infizierten im Vergleich zu anderen Ländern relativ wenig. Zu diesen gehören Deutschland, Österreich, die Niederlande und Frankreich. Die Autoren betrachten die Zahl der Infizierten auch in Relation zur Zahl der Verstorbenen. Hiernach weisen Belgien, Spanien, Italien, Irland, Schweden und Großbritannien bei überdurchschnittlich hohen Infiziertenzahlen pro eine Million Einwohner auch überdurchschnittlich viele Tote auf. Für Dänemark, Deutschland, Österreich, Finnland und Griechenland gilt das Gegenteil: relativ gesehen weniger Infizierte und weniger Verstorbene. Die Niederlande und Frankreich haben dagegen bei unterdurchschnittlicher Betroffenheit bei den Infizierten überdurchschnittlich viele Todesfälle.

Genügend Intensivbetten, Ärzte und Pflegekräfte

Für die unterschiedliche Betroffenheit der Länder in der bisherigen Pandemie machen die Autoren diverse Gründe aus. Einer ist die Ausstattung und Funktionsweise der Gesundheitssysteme. 

Ärzte und Krankenhauspflegekräfte pro 1.000 Einwohner (Quelle: Vergleich europäischer Gesundheitssysteme in der Covid-19-Pandemie)

Deutschland hat unter den EU-15 mit Abstand die meisten Intensivbetten bezogen auf 100.000 Einwohner, gefolgt von Österreich und Luxemburg. Nach Modellberechnungen von Forschern der Universität Washington blieb der Bedarf an Intensivbetten während der Pandemie in Deutschland und Österreich deutlich unterhalb der jeweiligen Kapazitätsgrenzen, während Belgien, Frankreich, die Niederlande, Portugal, Spanien, Schweden und Großbritannien teilweise deutlich mehr Betten gebraucht hätten als da waren. Außerdem hat Deutschland mit Frankreich, Österreich und Dänemark  überdurchschnittlich viele Ärzte und Krankenhauspflegekräfte pro 1.000 Einwohner (allerdings sind in den Zahlen auch Hebammen enthalten).



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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