CDU-Politiker auf Apothekenbesuch

Erwin Rüddel: Im Zweifel fürs Rx-Versandverbot

Berlin - 27.07.2020, 11:45 Uhr

Erwin Rüddel (Mitte) zu Besuch bei Ruth und Michael Solbach in der Rathaus-Apotheke in Irlich (Foto: Reinhard Vanderfuhr / Büro Rüddel) 

Erwin Rüddel (Mitte) zu Besuch bei Ruth und Michael Solbach in der Rathaus-Apotheke in Irlich (Foto: Reinhard Vanderfuhr / Büro Rüddel) 


Der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Bundestag, Erwin Rüddel (CDU), hat der Rathaus-Apotheke in Irlich (Rheinland-Pfalz) einen Informationsbesuch abgestattet. Er würdigte die Leistungen der Vor-Ort-Apotheken – und das nicht nur in der Coronakrise. Zudem sprach er sich für ein Rx-Versandverbot aus, wenn die EU-Kommission bis zum Herbst nicht entscheidet, was sie von den deutschen Plänen hält, das Rx-Rabattverbot auch für EU-Versender im Sozialrecht zu verankern.

„Die Vor-Ort-Apotheke ist nicht nur in Zeiten der Pandemie systemrelevant. Zu einer guten flächendeckenden Gesundheitsversorgung gehören auch die Apotheken, deren Arbeit wir jetzt besonders stärken werden. Die Apotheke vor Ort ist ein Stück Heimat“ – das erklärte vergangenen Donnerstag der CDU-Bundestagsabgeordnete Erwin Rüddel laut einer eigenen Pressemitteilung anlässlich eines Informationsbesuchs in der Irlicher Rathaus-Apotheke gegenüber dem Apothekeninhaber Michael Solbach und dessen Ehefrau Ruth Solbach.

In einem Rundumschlag würdigt Rüddel die Apotheken und verspricht im Hinblick auf das Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz (VOASG), das im September in den Bundestag eingebracht wird: „Mit Einführung der neuen Dienstleistungen werden gezielt die Apotheken vor Ort unterstützt und die professionelle Weiterentwicklung des Heilberufs Apotheker/in gefördert.“ Einem von den Vor-Ort-Apotheken befürchteten Preiskampf werde ebenfalls Einhalt geboten, so der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Bundestag weiter: „Durch klare und vernünftige Rahmenbedingungen wird darauf geachtet und dafür gesorgt, dass durch den Versandhandel bewährte Strukturen nicht kaputt gemacht werden“. Neben der Politik sind hier laut Rüddel übrigens auch die Verbraucher gefordert.

Rx-Rabatte nur für alle oder für keinen

Der CDU-Abgeordnete machte aber auch deutlich, welchen Weg er für richtig hält, wenn aus der sozialrechtlichen Preisbindung für EU-Versender, die der VOASG-Entwurf vorsieht, nichts werden sollte. Die Gerechtigkeit und die Chancengleichheit gebiete, „dass entweder alle Apotheken Rabatte auf verschreibungspflichtige Medikamente geben dürften oder halt eben keine, also auch die Versandapotheken nicht“, heißt es in seiner Pressemitteilung. Und weiter: Hier müsse das EU-Recht endlich Klarheit schaffen – gemeint ist wohl die EU-Kommission, von der sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) seit geraumer Zeit eine Stellungnahme zu seinen VOASG-Plänen erbittet. Sollte die EU dazu nicht bis zum Herbst entscheiden, spricht sich Rüddel für ein Versandhandelsverbot für verschreibungspflichtige Medikamente aus. „Wir brauchen für eine gute Gesundheitsversorgung ein sicheres Netz von Apotheken vor Ort. Das dürfen wir nicht in Gefahr bringen.“

Auf die Apotheken ist Verlass

Der Gesundheitspolitiker betonte weiter: „Gerade im aktuellen Zusammenhang mit der Corona-Pandemie haben die ortsansässigen Apotheken einen wesentlichen Beitrag zur Bewältigung der Herausforderungen geleistet. Ganz gleich, ob es um die Herstellung von Desinfektionsmitteln für die Krankenhäuser, um eine schnelle und präzise Beratung über wirksame Vorbeugung, um Schutzmaßnahmen oder um die Nach-Hause-Belieferung für schutzbedürftige Patienten ging. Auf die Apotheker und ihre Mitarbeiter konnte und kann man sich jederzeit verlassen!“

Auch  das elektronische Rezept lässt Rüddel nicht unerwähnt: „In Verbindung mit der Online-Behandlung beim Arzt und vereinfachten Möglichkeiten beim Botendienst der Apotheken, können die Patienten leichter ihre medizinischen Belange von Zuhause aus steuern und Versorgungsdienstleistungen bei Arzt und Apotheke abrufen“.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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6 Kommentare

Handeln statt Reden

von Marc Raddatz am 01.08.2020 um 21:01 Uhr

Was ich bei all den vielen Kommentaren nicht verstehe ist warum nicht einfach mal etwas getan wird. Ihr Apothekerinnen und Apotheker habt es doch selbst in der Hand. Wenn ihr nur ein einziges Mal gemeinsam handeln würdet, die Apotheken für 1 Woche schließen und auf die Versandapotheken verweisen würdet, würden auch die Kunden die Bedeutung eures Berufsstandes erkennen und euch unterstützen. Stattdessen Uneinigkeit und Untätigkeit. Ihr seid es einfach selber Schuld. Nehmt euch mal ein Beispiel an euren Kollegen aus Frankreich.

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Auf Apotheken ist Verlass - auf Politik ist Null

von Alfons Neumann am 29.07.2020 um 23:36 Uhr

tut mir leid, Herr Rüddel, aber auch Ihre Partei ist maßgeblich beteiligt an: Allgemeiner gebetsmühlenartiger Wiederholung der Wichtigkeit der Vor-Ort-Apotheke, ein sicherlich so gemeinter Dankesbrief von Spahn, aber gleichtzeitig allgemeiner Protegierung des ausländlischen Versandhandels, derzeit leider nur temporärer Aussetzung der KraKa-Bürokratie...
Zum Dank werden die Vor-Ort-Apotheken per nicht-MwSt.-angepaßten Kassenabschlag allein dieses Jahr noch mit 12 Mio Euro abgezockt, das Rumgeeiere wg. EuGH-Urteil geht mittlerweile in das Jahr 4, der fehlende Inflationsausgleich geht nunmehr in das Jahr 16, die KraKa´s meinen mittels 2HM-Gutachten daß Apotheken sich eh ´ne goldene Nase verdienen, DocMoc hat sich möglicherweise mit Teleclinic-Übernahme eine Lizenz zum Gelddrucken verschafft, während die Politik darauf hofft, daß sich DocMoc jemals an deutsche Gesetze halten wird ... seit Jahren aber auch gar nichts gelernt ! Setzen, Sechs !

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berechtigte Zweifel..

von pille62 am 28.07.2020 um 16:41 Uhr

ja die habe ich auch und zwar an der Aufrichtigkeit der Politiker in dieser Frage! RXVV ist nicht gewollt Basta!
Bei allem was diskutiert wird, höre ich nur von Kostendeckung, nie von sinnvollem Gewinn.
Benefit gibt es immer nur für die Kassen und Politik.

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Wie viele Zweifel...

von Reinhard Rokitta am 28.07.2020 um 9:50 Uhr

...werden noch benötigt???

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.

von Anita Peter am 27.07.2020 um 13:30 Uhr

"Zu einer guten flächendeckenden Gesundheitsversorgung gehören auch die Apotheken, deren Arbeit wir jetzt besonders stärken werden"

Sie brauchen uns gar nicht besonders stärken, es reicht wenn sie uns fair behandeln:

1. Herstellung gleichlanger Spiesse und 100% Umsetzung des Fremdbesitzverbots -> RXVV ( bzw. Beschränkung auf nationale Ebene )

2. Inflationsausgleich für die letzten 15 Jahre -> Anpassung Packungshonorar.

3. Bezahlung aller Leistungen die wir kostenlos erbringen -> gerne dürfen sie diese pharamzeutische Dienstleistungen nennen und honorieren.

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AW: .

von Heiko Barz am 27.07.2020 um 19:43 Uhr

Es ist ja schon erstaunlich, dass ein ( vielleicht auch ein paar mehr )Politiker erkennt, dass die Apotheken zur flächendeckenden Gesundheitsversorgung gehören.
Bei meiner 50 jährigen Apothekenpraxis wurde diese Tatsache bisher nicht diskutiert.
Eigentlich ist diese Aussage des Herrn Rüddel eher eine Provokation, sie zeigt, dass dieser Politiker mit Sicherheit nicht weiß, wie unsere ( bundesdeutschen ) RXVV-AM-Preise mit der Honorarpauschale zustande kommen.
Auch Ihre anderen „Argumente“,Frau Peter, sind ja von der Apothekerschaft dauernd gefordert. Nur wer dabei seinen Kopf nach Vogel Strauß Manier wider besseren Wissens in den Sand steck, wie der GM, der will gar nicht die „gleichlangen Spieße“. Mit dem notwendigen RXVV würde der gesamte Verteilungsmechanismus der Versender in diesem Bereich einbrechen und das ist ein rotes Tuch für den GM - warum wohl ? Allein die Tatsache, dass ein Politiker, wie oben genannt, davon spricht, dass, wenn die einen ( er meint die Versender ) dann müßten auch die anderen ( wir als Basis-Präsenz oder auch Vor-Ort Apotheker ) die selben Rechte bekommen.
Wir aber wollen und können nicht aus dem schmalen Beratungshonorar auch noch Boni verteilen, so wie das freundliche „Omchen“ in der Reklame der Shop-APO vermittelt......“ und ich bekomme dazu noch einen guten Bonus!“
Die - Geiz ist geil Mentalität - ist nun auch in den letzten Winkel der Gesundheitsfürsorge vorgedrungen.
Kann man heute eigentlich noch irgendeinem Verbraucher erklären, dass wir Apotheker mal als schützendes Regulativ gegen den ausufernden Arzneimittelabusus zum Schutz der Patienten aufgestellt wurden?
Wir sitzen so richtig zwischen den Stühlen; gelobt und gepriesen als Kämpfer gegen die Pandemie und getadelt und verspottet bei der Einforderung einer Erhöhung unserer seit 14 Jahren unveränderten Beratungspauschale.
Diese Behandlung ließe sich kein Berufsstand Deutschlands In dieser Abnormität gefallen!

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