Opiumtinktur als Rezeptur

Innocur „warnt“ Apotheken vor Herstellung

Süsel/Stuttgart - 31.07.2020, 13:00 Uhr

Der Vertreiber des Fertigarzneimittels Dropizol®, das Unternehmen Innocur, verschickt derzeit Briefe an die Apotheken. (Quelle: Screenshot DAZ.online / www.innocur.de)

Der Vertreiber des Fertigarzneimittels Dropizol®, das Unternehmen Innocur, verschickt derzeit Briefe an die Apotheken. (Quelle: Screenshot DAZ.online / www.innocur.de)


Seit einigen Tagen erhalten zahlreiche Apotheken einen Brief der Firma Innocur. Dabei handelt es sich um den Vertreiber eines Opiumtinktur-Fertigarzneimittels. Dieser erklärt in dem Schreiben, dass es einer Apotheke in Hamburg verboten bleibe, Opiumtinktur als Rohstoff zu beziehen und unverändert an Endkunden abzugeben. Doch verschwiegen wird, dass eine andere Apotheke ihr Verfahren weiter führt und eine gerichtliche Verhandlung zu dem Thema noch aussteht.

Das rechtliche Tauziehen um Opiumtinktur als Rezepturarzneimittel geht weiter. Bei dem Streit zur rechtlichen Stellung von Opiumtinktur für Rezepturzwecke sind Verfahren gegen den Hersteller des Ausgangsstoffs und Verfahren gegen Apotheken zu unterscheiden. Hinter allen Verfahren steckt die Firma Innocur mit Sitz in Frankfurt am Main, die das Opiumtinktur-Fertigarzneimittel Dropizol vertreibt. Innocur will die rezepturmäßige Herstellung von Opiumtinktur am liebsten aus den Apotheken verbannen.

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Zur Herstellerebene hatten das Landgericht Hamburg und das Hanseatische Oberlandesgericht zuletzt entschieden, dass der Ausgangsstoff für die Rezeptur nicht als Fertigarzneimittel einzustufen sei. Der Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung gegen den Ausgangsstoffhersteller Maros Arznei GmbH wurde vom Landgericht Hamburg als unbegründet zurückgewiesen.

Einstweilige Verfügungen gegen Apotheken

Dennoch hatte das Landgericht einstweilige Verfügungen gegen Apotheken erlassen, mit denen diesen Apotheken die Abgabe solcher Rezepturen verboten wurde. Darauf bezieht sich nun ein neues Schreiben der Firma Innocur, das aktuell als Brief in zahlreiche Apotheken verschickt wird. Darin heißt es, die Abgabe der Opiumtinktur von Maros sei einer Apotheke untersagt, wenn sie die Opiumtinktur als Rohstoff beziehe und ohne wesentliche Veränderungen an Endkunden abgebe.

Nachdem das Landgericht Hamburg seine Rechtsauffassung am 28. Mai 2020 in einer schriftlichen Verfügung niedergelegt habe, habe die Apotheke ihren Widerspruch zurückgenommen. Damit sei der Beschluss (Aktenzeichen 327 O 1/20) rechtskräftig. Zur Begründung habe das Landgericht erklärt, das Mittel sei keine individuelle Rezeptur, wenn es in keiner Weise vom angelieferten Zwischenprodukt abweiche und ein Apothekenmitarbeiter dies nur umfülle.

Angeblich weitreichende Folgen

Innocur folgert daraus, Hersteller dürften Opiumtinktur als Rohstoff an Apotheken verkaufen, aber es sei den Apotheken untersagt, diese „ohne Veränderung an der Wirksubstanz“ an den Endverbraucher abzugeben, es sei denn, sie hätten eine Zulassung. Daraufhin wirft Innocur die zusätzliche Frage auf, ob Opiumtinktur-Rezepturarzneimittel erstattungsfähig seien, denn sie seien zulassungspflichtige, aber nicht zugelassene Fertigarzneimittel. Innocur bezweifelt daher die Anwendbarkeit der Hilfstaxe und zieht sogar einen möglichen Abrechnungsbetrug in Erwägung.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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1 Kommentar

INNOCURs Angriff auf Maros ist ein Angriff auf ALLE Apotheken!

von Alexander Adler am 03.08.2020 um 11:19 Uhr

Wie allgemein bekannst sein dürfte bietet auch Caelo eine Opiumtinktur an und kann auch liefern. Alles, was Innocur der Firma Maros vorwirft gilt auch für die Tinktur von CaeLo. Dennoch drischt Innocur ausschließlich auf Maros ein. Dadurch übersehen die meisten Kollegen, daß es sich bei diesem Rechtsstreit eben nicht nur um Innocur gegen Maros, sondern um Innocur gegen die Apothekenrezeptur geht. Dadurch erhält das ganze viel mehr Gewicht.

Also Vorsicht: INNOCURs Angriff auf Maros ist ein Angriff auf ALLE Apotheken!

Selbstverständlich hat Innocur sich den schwächeren Gegener ausgesucht, also nocht Caelo sondern Maros. Im Endergebnis versucht Innocur aber allen Apotheken zu schaden.

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