Investment in Telemedizin

Aponeo-Investor Marcol übernimmt Fernarzt.com

Traunstein - 05.08.2020, 16:45 Uhr

Fernarzt.com gehört jetzt zu 90 Prozent der europäischen Investmentgruppe Marcol. Diese hält ebenfalls Anteile an der Versandapotheke Aponeo. (c / Screenshot fernarzt.com)

Fernarzt.com gehört jetzt zu 90 Prozent der europäischen Investmentgruppe Marcol. Diese hält ebenfalls Anteile an der Versandapotheke Aponeo. (c / Screenshot fernarzt.com)


Für viel Aufsehen sorgte kürzlich die Übernahme des deutschen Telemedizin-Anbieters TeleClinic durch die DocMorris-Mutter Zur Rose. Nun hat die europäische Investmentgruppe Marcol die Telemedizin-Plattform Fernarzt.com übernommen. Pikant daran ist, dass Marcol auch bei der Berliner Versandapotheke Aponeo engagiert ist.

Fernarzt.com wurde 2017 von dem Berliner Unternehmen Heartbeat Labs als „fragebogenbasierter B2C-Telemedizinservice für die Verschreibung und Versandkoordination verschreibungspflichtiger Medikamente“ gegründet, heißt es in einer Pressemeldung des Telemedizin-Anbieters vom vergangenen Montag. Nun sei die „Berliner Telemedizin-Plattform“ zu 90 Prozent von der europäischen Investmentgruppe Marcol übernommen worden, Heartbeat Labs behält 10 Prozent.

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Tatsächlich ist Fernarzt.com laut Impressum in London ansässig und arbeitet den Angaben auf der Website zufolge „ausschließlich mit ausgewählten, erfahrenen Partnerärzten in England zusammen“. Als Spezialgebiete werden „Haut & Haare“, „Sexualmedizin“ und „Allgemeinmedizin“ genannt. Die Plattform richtet sich offenbar vor allem an Patienten, die ohne Arztbesuch zu einem verschreibungspflichtigen Arzneimittel kommen wollen. „Medikament auswählen, Fragebogen ausfüllen und bezahlen: Unsere Partnerärzte bearbeiten Ihre Rezeptanfrage schnell und kompetent“, so das Angebot. Und weiter: „Als Voraussetzung müssen Sie nur einen kurzen medizinischen Fragebogen ausfüllen. Nach Freigabe des Rezepts erhalten Sie Ihr Medikament von einer Online-Apotheke nach Hause geschickt. Alternativ können Sie auch das Rezept per Post erhalten.“

Partnerärzte in Deutschland gesucht

Darüber hinaus werden seit Kurzem auch „Live-Video-Konsultationen“ mit deutschsprachigen Ärzten offeriert. Die Kosten werden nicht von der Gesetzlichen Krankenversicherung übernommen, können aber bei der privaten Versicherung eingereicht werden. Offenbar will Fernarzt nun, da das Verbot der ausschließlichen ärztlichen Fernbehandlung weitgehend gefallen ist, auch hierzulande ein Netz von Partnerärzten aufbauen. Auf der Website werden in Deutschland ansässige Ärzte gesucht, und zwar vorzugsweise Allgemeinmediziner, Dermatologen, Urologen und Gynäkologen. Schwerpunkt soll aber wohl weiterhin das schnelle Ausstellen von Rezepten sein, denn als Tätigkeitsbereich wird „Entscheidung über Online-Rezeptausstellung durch Revision der Fragebögen, ggf. Feedback zu Fragebögen und Prozessen, ggf. Feedback zu Produkten und Behandlungen“ genannt. Bestellungen könnten per Mausklick akzeptiert oder abgelehnt werden. Das Medikament werde dann, heißt es weiter, von einer Apotheke direkt an den Patienten versandt, sodass es innerhalb von ca. zwei Werktagen eintreffe.

Der Versand des gewünschten Arzneimittels – wobei es sich hier vor allem um Lifestyle-Medikamente handeln dürfte – erfolgte laut Auskunft von Fernarzt gegenüber DAZ.online bislang über die Stadsapotheek Venlo in den Niederlanden. Doch das hat sich zum 1. August geändert: Nun bekommen die Besteller die Medikamente über die Berliner Versandapotheke Aponeo. Das ist wenig verwunderlich, da die Investmentgruppe Marcol auch an Aponeo beteiligt ist. Und zwar schon seit 2015, wie aus einer Pressemeldung von Marcol Health vom 25. August hervorgeht. Darin wird auch Aponeo-Inhaber Konstantin Primbas zitiert: Er sieht den Einstieg von Marcol als enorme Chance, dass aus seinem lokalen ein globales Unternehmen wird.



Dr. Christine Ahlheim (cha), Chefredakteurin AZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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2 Kommentare

Fernarzt.com

von Andreas Seifert am 05.08.2020 um 19:37 Uhr

"Friedrich II. ließ im Jahr 1231 anlässlich des Hoftages in der im festländischen Teil des Königreichs Sizilien liegenden Stadt Melfi die Gesetzessammlung „Liber Augustalis“ (auch: constitutiones Regni Siciliae) zusammenstellen und veröffentlichen, die viele Bereiche des öffentlichen Lebens betraf.

Die Sammlung wurde zwischen 1231 und 1243 durch zahlreiche Nachträge ergänzt und die Nachträge auf den jeweiligen Hoftagen, die an jeweils wechselnden Orten stattfanden, promulgiert. Einer dieser Nachträge betraf auch das Verhältnis zwischen Ärzte- und Apothekerwesen: Ärzte durften fortan keine Apotheke besitzen oder daran beteiligt sein. Arzneimittelpreise wurden gesetzlich festgeschrieben, um Preistreiberei zu verhindern. (Wikipedia)

Nur zur Erinnerung für unsere mitlesenden Politiker.

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.

von Anita Peter am 05.08.2020 um 16:52 Uhr

Freie Fahrt für Investoren. Endlich auch im Gesundheitswesen.

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