COVID-19-Studie aus China

Infektionsgefahr im Zug – mindestens zwei Sitzplätze freihalten?

Stuttgart - 11.08.2020, 10:30 Uhr

In den Sommerferien wird es voll an den Bahnhöfen, auch in der aktuellen Zeit der Corona-Pandemie. Das Ansteckungsrisiko variiert dabei nicht nur mit dem Abstand, sondern auch mit der Dauer einer Zugfahrt. (Foto: imago images / Ralph Peters)

In den Sommerferien wird es voll an den Bahnhöfen, auch in der aktuellen Zeit der Corona-Pandemie. Das Ansteckungsrisiko variiert dabei nicht nur mit dem Abstand, sondern auch mit der Dauer einer Zugfahrt. (Foto: imago images / Ralph Peters)


In Zügen und Bussen besteht Maskenpflicht und es sollte so weit wie möglich Abstand zu anderen Personen gehalten werden. Allerdings weiß man über die Übertragbarkeit von SARS-CoV-2 in öffentlichen Verkehrsmitteln noch recht wenig. Eine Studie aus China liefert nun konkrete Zahlen.

Die aktuelle Studie untersuchte die Ansteckungsgefahr in chinesischen Hochgeschwindigkeitszügen. Diese Bahnen werden in China am meisten frequentiert. Das Studienziel war es, das individuelle Ansteckungsrisiko zu quantifizieren – und zwar in Abhängigkeit von der Sitzplatzentfernung zu einem Corona-Virenträger sowie der Reisedauer. Für die Studie standen die Reisedaten von mehr als 74.000 Passagieren zur Verfügung, die von Mitte Dezember 2019 bis Anfang März 2020 die Hochgeschwindigkeitszüge genutzt hatten.

Einer von 300 infiziert

Es stellte sich heraus, dass von den erfassten Passagieren 2.334 zum Reisezeitpunkt mit SARS-CoV-2 infiziert waren. 72.093 Reisende hatten sich im Zug in der Nähe dieser Infizierten aufgehalten – das heißt innerhalb eines Abstands von drei Sitzreihen nach vorne oder hinten und fünf Plätzen nach rechts oder links. Von diesen Kontaktpersonen erkrankten später 234 Personen. Das entspricht einer Ansteckungsrate von 0,32 Prozent. Umgerechnet infizierte sich also etwa jeder 300. Mitreisende.

Je nach Abstand und Aufenthaltsdauer

Beim Ansteckungsrisiko zeigten sich aber deutliche Unterschiede, je nach genauem Sitzplatzabstand. So steckten sich Passagiere, die in derselben Reihe wie ein Infizierter saßen, im Schnitt zu 1,5 Prozent an. Dieser Wert ist fast 10-mal höher als bei Personen, die eine oder zwei Reihen entfernt saßen. Wer direkt neben einem Virenträger saß, hatte das höchste Risiko: im Schnitt 3,5 Prozent. Insgesamt nahm die Ansteckungsrate mit zunehmender Sitzplatzentfernung ab. Doch mit zunehmender gemeinsamer Reisedauer nahm das Risiko zu: im Schnitt um 0,15 Prozent pro Stunde. Für Personen, die direkt neben einem Infizierten saßen, stieg das Ansteckungsrisiko sogar um 1,3 Prozent pro Stunde.

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Ansteckungsrate überbewertet?

Die Studienautoren sprechen angesichts dieser Daten von einem hohen Übertragungsrisiko bei Zugreisenden, auch wenn die Ansteckungsrate möglicherweise überbewertet sei. Denn nicht alle Infektionen ließen sich zweifelsfrei auf die Zugfahrt zurückführen. Und die hohe Infektionsrate innerhalb derselben Reihe könnte dadurch mit bedingt sein, dass Mitglieder einer Familie meist in derselben Reihe sitzen. Dennoch machen die Studienergebnisse nach Ansicht der Autoren eines deutlich: Während der Pandemie sollten überall dort, wo Passagiere auf eng begrenztem Raum zusammen sind, zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden. 

Dazu gehört das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung. Ebenso könnten Frischluftventilation und Luftfiltration verbessert werden. Außerdem sollten zwischen zwei Passagieren in einer Reihe mindestens zwei Sitzplätze frei bleiben.


Ulrike Weber-Fina, Diplom-Biologin, Autorin PTAheute.de
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

2 Plätze frei....

von Dr.Diefenbach am 11.08.2020 um 14:21 Uhr

---Man steige mal um 17 Uhr in FFM Hauptwache in eine S-Bahn oder in OF-Ost in die entsprechende Linie..Die Lust am eigenen Auto ist unglaublich gross---und Theorie und Praxis gehen neue Wege:Getrennte!!!

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