Rezidive bakterieller Vaginosen

Sind Lactobacillen nach Antibiotika-Therapie sinnvoll?

Stuttgart - 19.08.2020, 09:15 Uhr

Typische Symptome einer bakteriellen Vaginose sind starker Ausfluss, der unangenehm fischartig riecht. Nur einige Patientinnen können dauerhaft erfolgreich mit einem Antibiotikum behandelt werden, bei 15 bis 30 Prozent kommt es zu Rezidiven. (Foto: Kateryna_Kon / stock.adobe.com)

Typische Symptome einer bakteriellen Vaginose sind starker Ausfluss, der unangenehm fischartig riecht. Nur einige Patientinnen können dauerhaft erfolgreich mit einem Antibiotikum behandelt werden, bei 15 bis 30 Prozent kommt es zu Rezidiven. (Foto: Kateryna_Kon / stock.adobe.com)


Bakterielle Vaginosen betreffen 15 bis 50 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter. Mit Antibiotika sind sie zwar gut zu behandeln, aber Rezidive innerhalb von drei Monaten sind häufig. Eine prophylaktische intravaginale Anwendung von Lactobacillen vom Stamm L. crispatus könnte hier helfen.

Die Vaginalflora enthält verschiedene milchsäureproduzierende Bakterien, die dafür sorgen, dass pathogene Keime ungünstige Bedingungen vorfinden. Dazu gehören Lactobacillus crispatus, L. gasseri, L. jensenii und L. iners. Bei einer bakteriellen Vaginose fehlen diese Milchsäurebakterien, und es kommt zu einer Fehlbesiedlung der Vaginalflora mit anderen Keimen. Typische Symptome sind starker Ausfluss, der unangenehm fischartig riecht. Nur einige Patientinnen können dauerhaft erfolgreich mit einem Antibiotikum behandelt werden, bei 15 bis 30 Prozent kommt es zu Rezidiven. Durch gezielte vaginale Applikation von Lactobacillen wird versucht, das bakterielle Gleichgewicht wiederherzustellen.

Mehr zum Thema

Wie die Vaginalflora das HIV-Infektionsrisiko beeinflusst

Das Mikrobiom der Frau

In einer randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Phase-IIb-Studie haben amerikanische Wissenschaftler die Fähigkeiten von lebenden L. crispatus CTV-05 (Lactin-V; Osel, Inc.) untersucht, wiederkehrende bakterielle Vaginosen zu verhindern. Es wurden 228 Frauen, die mit einer bakteriellen Vaginose diagnostiziert und fünf Tage mit einem vaginalen Metronidazol-Gel behandelt worden waren, in die Studie aufgenommen. Eine bakterielle Vaginose lag vor, wenn mindestens drei von vier der sogenannten Amsel-Kriterien (dünner, weiß-gelber, homogener Ausfluss, > 20 Prozent Schlüsselzellen (Plattenepithelzellen der Scheidenschleimhaut) in der mikroskopischen Untersuchung, pH-Wert der Vaginalflüssigkeit > 4,5 sowie fischiger Geruch beim Hinzufügen von 10%-iger Kalilauge zum vaginalen Abstrich) erfüllt waren und der auf Gram-Färbung beruhende Nugent-Score zwischen 4 und 10 lag. 

Mehr als die Hälfte der Studienteilnehmerinnen hatte fünf oder mehr Episoden einer bakteriellen Vaginose hinter sich. Die Studienmedikation (Lactin-V oder Placebo) wurde randomisiert im Verhältnis 2:1 von den Frauen über elf Wochen intravaginal angewendet. In der ersten Woche erfolgten vier aufeinanderfolgende tägliche Gaben, anschließend zehn Wochen lang zweimal wöchentliche Gaben. Die Nachverfolgungsperiode betrug 24 Wochen. Primärer Studienendpunkt war der Prozentsatz der Frauen, bei denen bis einschließlich zur 12. Woche eine erneute bakterielle Vaginose nach oben genannten Kriterien nachgewiesen wurde.



Dr. Daniela Leopoldt, Apothekerin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Lactobacillen verhindern Rezidive nach Antibiotika-Therapie

Weniger bakterielle Vaginosen

Wie die Vaginalflora das HIV-Infektionsrisiko beeinflusst

Das Mikrobiom der Frau

Bei bakterieller Vaginose an die probiotische Anschlusstherapie denken

Vaginalflora ins Gleichgewicht bringen

Arzneimittel für die Vaginalflora

Probiotika dürfen keine Medizinprodukte mehr sein

Wissenswertes zu Behandlung und Prophylaxe

Vaginalinfektionen

Empfehlungen zur Prophylaxe und Therapie von Vaginalmykosen

Lästiger Juckreiz

Erweitertes Canesten®-Produktportfolio

Vaginalinfektionen erkennen und natürlich behandeln

5 Kommentare

Anzahl der Teilnehmer

von Dr. Peter M. Schweikert-Wehner am 21.08.2020 um 11:54 Uhr

Vielen Dank

sollte gelegentlich mal in die Printausgabe schauen. Die liegt ja unten in der Offizin.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Anzahl der Teilnehmer- keine Antwort?

von Dr. Peter M. Schweikert-Wehner am 21.08.2020 um 11:18 Uhr

Sehr geehrte Frau Kollegin

könnten Sie dann bitte die Quelle oben stehenden Artikels angeben, dann kann ich selbst mal nachlesen.

LG

Schweikert-Wehner

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Anzahl der Teilnehmer- keine Antwort

von DAZ.online am 21.08.2020 um 11:47 Uhr

Lieber Dr. Schweikert-Wehner,

da der Artikel im Original zuerst in der Printausgabe der DAZ erschienen ist, finden Sie dort auch das Quellenverzeichnis:
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2020/daz-33-2020/weniger-bakterielle-vaginosen

[1] Cohen CR et al. Randomized trial of Lactin-V to prevent recurrence of bacterial vaginosis. N Engl J Med 2020;382:1906-1915, doi: 10.1056/NEJMoa1915254

[2] Mendling W. Vaginalinfektionen – Wissenswertes zu Behandlung und Prophylaxe, DtschApothZtg 2013(153)46:4860-4866

[3] Fachinformationen der genannten Arzneimittel

Laut Originalartikel haben 122 Probanden in der Verumgruppe die Studie abgeschlossen und 59 in der Placebo-Gruppe.

Anzahl der Teilnehmer

von Dr. Peter M. Schweikert-Wehner am 19.08.2020 um 9:38 Uhr

Nach der Auswertung über die Parameter: p-Wert, KI, % u.s.w. sieht es für die Verumgruppe gut aus, aber zu Denken gibt mir die insgesamt wohl geringe Teilnehmerzahl (wie viele?) und die stark unterschiedlichen Anzahl in den beiden Gruppen (warum?)

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Anzahl der Teilnehmer

von DAZ.online am 21.08.2020 um 11:42 Uhr

Lieber Dr. Schweikert-Wehner,

zur Teilnehmerzahl heißt es im Text: „Es wurden 228 Frauen, die mit einer bakteriellen Vaginose diagnostiziert und fünf Tage mit einem vaginalen Metronidazol-Gel behandelt worden waren, in die Studie aufgenommen.“

Zur unterschiedlichen Anzahl in den Gruppen: „Die Studienmedikation (Lactin-V oder Placebo) wurde randomisiert im Verhältnis 2:1 von den Frauen über elf Wochen intravaginal angewendet.“

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.