Sind Lactobacillen nach Antibiotika-Therapie sinnvoll?
Die Vaginalflora enthält verschiedene milchsäureproduzierende Bakterien, die dafür sorgen, dass pathogene Keime ungünstige Bedingungen vorfinden. Dazu gehören Lactobacillus crispatus, L. gasseri, L. jensenii und L. iners. Bei einer bakteriellen Vaginose fehlen diese Milchsäurebakterien, und es kommt zu einer Fehlbesiedlung der Vaginalflora mit anderen Keimen. Typische Symptome sind starker Ausfluss, der unangenehm fischartig riecht. Nur einige Patientinnen können dauerhaft erfolgreich mit einem Antibiotikum behandelt werden, bei 15 bis 30 Prozent kommt es zu Rezidiven. Durch gezielte vaginale Applikation von Lactobacillen wird versucht, das bakterielle Gleichgewicht wiederherzustellen.
In einer randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Phase-IIb-Studie haben amerikanische Wissenschaftler die Fähigkeiten von lebenden L. crispatus CTV-05 (Lactin-V; Osel, Inc.) untersucht, wiederkehrende bakterielle Vaginosen zu verhindern. Es wurden 228 Frauen, die mit einer bakteriellen Vaginose diagnostiziert und fünf Tage mit einem vaginalen Metronidazol-Gel behandelt worden waren, in die Studie aufgenommen. Eine bakterielle Vaginose lag vor, wenn mindestens drei von vier der sogenannten Amsel-Kriterien (dünner, weiß-gelber, homogener Ausfluss, > 20 Prozent Schlüsselzellen (Plattenepithelzellen der Scheidenschleimhaut) in der mikroskopischen Untersuchung, pH-Wert der Vaginalflüssigkeit > 4,5 sowie fischiger Geruch beim Hinzufügen von 10%-iger Kalilauge zum vaginalen Abstrich) erfüllt waren und der auf Gram-Färbung beruhende Nugent-Score zwischen 4 und 10 lag.
Mehr als die Hälfte der Studienteilnehmerinnen hatte fünf oder mehr Episoden einer bakteriellen Vaginose hinter sich. Die Studienmedikation (Lactin-V oder Placebo) wurde randomisiert im Verhältnis 2:1 von den Frauen über elf Wochen intravaginal angewendet. In der ersten Woche erfolgten vier aufeinanderfolgende tägliche Gaben, anschließend zehn Wochen lang zweimal wöchentliche Gaben. Die Nachverfolgungsperiode betrug 24 Wochen. Primärer Studienendpunkt war der Prozentsatz der Frauen, bei denen bis einschließlich zur 12. Woche eine erneute bakterielle Vaginose nach oben genannten Kriterien nachgewiesen wurde.
Weniger Rezidive, aber Langzeitstudien fehlen
In Bezug auf den primären Endpunkt konnten 88 Prozent der Lactin-V-Gruppe und 84 Prozent der Placebo-Gruppe evaluiert werden. Dabei trat in der Intention-to-treat-Population in der Lactin-V-Gruppe bei 46 Teilnehmern (30%) und in der Placebo-Gruppe bei 34 Teilnehmern (45%) eine erneute bakterielle Vaginose auf. Das Risikoverhältnis nach mehrfacher Imputation für fehlende Antworten betrug 0,66 (95%-Konfidenzintervall [KI]: 0,44 – 0,87; p=0,01). Nach 24 Wochen war es bei 39 Prozent der Frauen in der Verum-Gruppe und bei 54 Prozent in der Placebogruppe zu einem Rezidiv gekommen. Nach zwölf Wochen konnte L. crispatus CTV-05 bei 79 Prozent der Teilnehmerinnen der Lactin-V-Gruppe nachgewiesen werden.
Beispiele für Lactobacillen-Präparate:
- Omni-Biotic® Flora plus+ (Beutel zum Trinken): L. crispatus, L. rhamnosus, L. gasseri, L. jensenii
- Vagiflor® Vaginalzäpfchen: L. acidophilus
- Vagisan® Milchsäure-Bakterien Vaginalkapseln: L. gasseri, L. rhamnosus
- Gynoflor® Vaginaltabletten: L. acidophilus, Estriol
- Döderlein Vaginalkapseln: L. gasseri
In Bezug auf die Nebenwirkungen war der Prozentsatz mit lokalen oder systemischen unerwünschten Ereignissen in beiden Gruppen ähnlich. Insgesamt wurde die Behandlung gut vertragen.
Die Anwendung von Lactobacillus crispatus CTV-05 nach einer Metronidazol-Behandlung der bakteriellen Vaginose resultierte im Vergleich zu Placebo innerhalb von zwölf Wochen in einer signifikant niedrigeren Inzidenz einer wiederkehrenden bakteriellen Vaginose. Die Autoren empfehlen weitere Langzeitstudien durchzuführen, um die Dauerhaftigkeit der Besiedlung und der Prävention der bakteriellen Vaginose einschätzen zu können.