Kommentar

Weg frei für Corona-Schnelltests in Apotheken!

Stuttgart - 21.08.2020, 16:45 Uhr

In der Not greifen auch Experten wie der Virologe Professor Alexander Kekulé gern auf das flächendeckende Apothekennetz zurück. (c / Foto: imago images / Rüdiger Wölk)

In der Not greifen auch Experten wie der Virologe Professor Alexander Kekulé gern auf das flächendeckende Apothekennetz zurück. (c / Foto: imago images / Rüdiger Wölk)


Der Virologe Professor Alexander Kekulé schlägt vor, Corona-Schnelltetsts in den Apotheken anzubieten. Das ist eine gute Idee, die es rasch umzusetzen gilt, meint DAZ-Chefredakteurin Dr. Doris Uhl.

Die SARS-CoV-2-Infektionszahlen schnellen wieder in die Höhe, zu einem nicht unerheblichen Teil importiert durch Reiserückkehrer, die oft genug nicht nur Urlaub vom Alltag gemacht haben, sondern auch von allen Corona-Schutzmaßnahmen. Spät – und für viele zu spät – hat nun die Politik reagiert und bietet allen Reiserückkehrern an, sich auf Staatskosten testen zu lassen, verpflichtend ist der Test für Reiserückkehrer aus Risikogebieten. Getestet wird mit dem Goldstandard unserer derzeitigen Testmöglichkeiten, dem PCR-Test, der zudem auch noch eine ganz besonders teure Option ist. Geld scheint aber in diesem Fall keine Rolle zu spielen. Massenweise wird an Flughäfen, Bahnhöfen und Autobahnen abgestrichen, oft von schlecht geschulten Freiwilligen, zum Teil so unkoordiniert, dass eine zeitnahe Benachrichtigung von positiv Getesteten nicht möglich ist – Stichwort Bayern.

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Nun ist der PCR-Test derzeit die aufwendigste und sicher auch teuerste und langsamste Möglichkeit, um auf eine akute Infektion mit dem neuen Coronavirus zu testen. Ein Milliardengeschäft für Hersteller und Labore, wie Professor Alexander Kekulé in seinem MDR-Podcast vom 20. August betont. Dabei  könnte das Screening auf SARS-CoV-2-Infektionen mit Antigen-Schnelltests, die Virusproteine direkt nachweisen, deutlich schneller und unkomplizierter ablaufen. Diese Tests könnten in jeder Apotheke verkauft und durchgeführt werden. Der Zugang wäre niederschwellig, das flächendeckende Versorgungsnetz durch Apotheken einfach ideal für diesen wichtigen Beitrag zur Pandemiebekämpfung.

Doch anders als beispielsweise in den USA oder Südkorea, in denen diese Tests einfach zu erwerben sind, ist das in Deutschland sowohl für Privatpersonen als auch für Apotheken nahezu  unmöglich. Für die Apotheken ist der Verkauf sogar unter Androhung eines saftigen Bußgelds verboten. Warum eigentlich? Schwangerschaftstests dürfen doch auch verkauft werden! Wer verhindert hier eigentlich, dass unser doch so tatkräftiger Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hier nicht ein Machtwort spricht und das Versorgungsnetz der Apotheken in diese für uns alle essenzielle Vorsorgemaßnahme einbindet?

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Sicher, den Laborärzten und Herstellern, die gerade ein Milliardengeschäft machen, dürfte das gar nicht gefallen. Wurden doch gut und gerne zu Beginn der Pandemie für einen solchen Test schon einmal mehr als 200 Euro kassiert. Jetzt sind es immer noch Beträge in der Größenordnung von 40 bis 60 Euro. Und so werden diese Schnelltests einfach schlecht geredet. Ein PCR-Test, so denn richtig abgestrichen wurde, liefert zu mehr als 99 Prozent sicher positive Testergebnisse. Antigen-Schnelltests können da nicht mithalten. Aber für ein erstes Screening reicht es nach den Ausführungen Kekulés auch, wenn das positive Ergebnis nur mit einer Sicherheit von 80 Prozent stimmt. Dann kann mit dem teureren PCR-Test  nachgetestet werden. So ließen sich Kosten und Ressourcen sparen. Es ist also zwingend geboten, den Weg frei zu machen für ein niedrigschwelliges Testangebot. Wer hier auf die Apotheken vor Ort verzichtet, handelt grob fahrlässig.


Dr. Doris Uhl (du), Apothekerin
Chefredaktion DAZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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8 Kommentare

Lieber Antigen-Schnelltest als "Goldstandard"-PCR nicht zu bekommen

von AHD am 26.08.2020 um 11:40 Uhr

Alles, was hilft, die Covid-19-Situation, in der wir uns gesellschaftlich auf ausgesprochen dünnem Eis bewegen, zu verbessern, sollte realisiert werden - Standesdünkel hin oder her. Antigen-Schnelltests als ZUSÄTZLICHES Mittel zu AHA-Verhalten kann nicht verkehrt sein und könnte uns größere Sicherheit geben. Ganz zu schweigen von dem Effekt, dass die aktuell zunehmenden symptomfreien VirusträgerInnen so auch im Alltag auffallen würden, wenn sich eine "Testmentalität" vor besonderen Veranstaltungen oder Besuchen einstellen könnte ...
Alles besser als ein nicht für alle zugänglicher "Goldstandard"-PCR...

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80 Sicherheit

von Heiko Fartung am 23.08.2020 um 10:05 Uhr

Ich verstehe nicht ganz, wie bei einer Sensitivität von 80% die jenigen falsch negativen Ergebnisse herausgefunden werden sollen, die dan per PCR nachzutestetn sind.

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AW: 80 Sicherheit

von Westernsoft am 27.08.2020 um 10:30 Uhr

Die Falschnegativ findet man nicht. Aber aber man findet ein Großteil der Positiven (und könnte diese Isolieren) und damit wäre es ein Schritt in die richtige Richtung getan.

PCR-AK

von Carmen Schon am 22.08.2020 um 23:39 Uhr

… wenn wir uns aber nicht als Apothekerschaft zusammenschließen und gemeinsam für eine gute Sache kämpfen, sondern vorschnell aufgeben, nach dem Motto „Das wird ja eh nix“, und DM und Rossmann das Ruder überlassen, brauchen wir uns aber am Ende nicht zu beschweren, dass nichts getan wurde und uns vorzuwerfen, es nicht wenigstens versucht zu haben…

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AW: PCR-AK

von Christiane Patzelt am 24.08.2020 um 16:43 Uhr

ich bin auf jeder noch so kleinen Demo dabei..hänge Plakate mit Rechtschreibfehlern jedem GeSuMin ins Gesicht und bin gut vernetzt mit Kollegen. Soviel zum „zusammen mit Kollegen“...das hilft beim Spahn aber nix! Der will uns nicht in dem Metier, in dem wir arbeiten—der will Versand oder Drogerie. Ich wäre begeistert, wenn Sie was losreißen zum Thema „ Wir ApothekerInnen gehen auf die Straße/Barrikade“ Oder „ Kompetenz im HIV-Test“ Ich weiß ja nicht, wie lange Sie sich schon mit Standespolitik und Gesundheitsministern beschäftigen, ich hol mir derweil keinen Ratschlag mehr von wegen „ du musst einfach mehr mit/für Kollegen tun/kämpfen“. Nicht falsch verstehen, ich meine es nicht persönlich.

PCR - AK

von Jan Kusterer am 22.08.2020 um 8:59 Uhr

Ist ein AK-Test nicht an sich erst aussagekräftig wenn der PCR-Test nicht mehr aussagekräftig ist? Und bei den Sensitivitäten der AK-Schnelltests auf dem Markt, in Bezug auf die Durchseuchung, sollten wir als Apotheker davon die Finger lassen. Oder auspendeln?!

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AW: PCR - AK

von Doris Uhl am 22.08.2020 um 10:56 Uhr

Hallo Herr Kusterer,
in meinem Kommentar geht es nicht um die Antikörper-Schnelltests, sondern um Antigen-Schnelltests, die virale Proteine einer akuten Infektion direkt nachweisen.Sie können damit eine Alternative zu den PCR-Schnelltests sein, die das Erbgut des Virus nachweisen. Ihre Anmerkungen zu der Aussagefähigkeit von Antikörper-Schnelltests sind aber vollkommen richtig.

Na sicher...

von Christiane Patzelt am 21.08.2020 um 19:48 Uhr

...da finden wir die Tests doch eher bei DM und Rossmann neben den HIV-Tests, als dass Herr Spahn uns in solche "Weihen" erhebt...träumt weiter...

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