Wann sollte man sich gegen Grippe impfen lassen?
Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat bereits 13,6 Millionen Impfdosen freigegeben, die Hersteller GlaxoSmithKline (Influsplit® Tetra) und Seqirus (Flucelvax® Tetra, Fluad® Tetra) haben in dieser Woche mit der Auslieferung der ersten Influenzavakzinen an die Apotheken und Großhändler begonnen. Und auch Sanofi kündigte bereits die Auslieferung von Vaxigrip® Tetra an. Sollten sich Patienten jetzt schon um die Grippeimpfung bemühen? Noch ist es zu früh.
Optimal sind Oktober und November
Das Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt als optimalen Zeitpunkt für die saisonale Grippeimpfung die Monate Oktober und November. Und das aus gutem Grund, denn sowohl eine zu frühe Impfung als auch eine zu späte kann den Schutz vor einer Grippeinfektion verringern. Warum ist das so? Die Dauer des Impfschutzes ist zeitlich begrenzt. Zum einen dauert es in der Regel zwei Wochen, bis sich nach der Impfung eine ausreichende Immunität aufgebaut hat. Zum anderen ist diese schützende Wirkung der Influenzaimpfung nicht dauerhaft: Der Impfschutz lässt über die Zeit – noch während der Grippesaison – auch wieder nach. Mit dem empfohlenen Impfzeitraum zwischen Oktober und November will das RKI folglich erreichen, dass der Impfschutz zum Höhepunkt der Grippewelle am besten ist.
Mylan, der pharmazeutische Unternehmer hinter Influvac® Tetra, geht von einem Impfschutz von sechs bis zwölf Monaten aus. Wörtlich heißt es in der Fachinformation: „Die Dauer der Schutzwirkung gegen die im Impfstoff enthaltenen oder eng verwandte Stämme ist verschieden, sie beträgt aber üblicherweise 6 bis
12 Monate.“
In den letzten Jahren startete die Grippewelle meist um die Jahreswende und dauerte bis in den März/April. Die vergangene Influenzasaison 2019/20 begann nach Definition der Arbeitsgemeinschaft Influenza in der 2. Kalenderwoche und endete in der 12. Woche. Sie dauerte damit elf Wochen.
Und wer den optimalen Impfzeitpunkt verpasst?
Eine etwas verspätete Impfung ist nach Einschätzung des RKI besser, als komplett auf den Grippeschutz zu verzichten: „Selbst zu Beginn und im Verlauf der Grippewelle kann es noch sinnvoll sein, eine versäumte Impfung nachzuholen. Schließlich ist nie genau vorherzusagen, wie lange eine Influenzawelle andauern wird. In einigen Saisons wurde zum Beispiel nach einer Influenza-A-Welle noch eine nachfolgende Influenza B-Welle beobachtet,“ erklärte das RKI auf eine frühere Anfrage der Redaktion.
Nur die von der STIKO empfohlenen Risikogruppen
Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) erneuerte jüngst ihre geltenden Impfempfehlungen: Derzeit empfiehlt sie die saisonale Influenzaimpfung für Senioren ab einem Alter von 60 Jahren, Menschen mit chronischen Grunderkrankungen, Schwangeren (ab dem zweiten Trimenon), Bewohner in Alten- und Pflegeeinrichtungen sowie medizinisches Personal und beruflich besonders Exponierte. Sie alle hätten ein erhöhtes Risiko für schwere Influenza-Verläufe und Hospitalisierungen, begründet die STIKO ihre Empfehlung. Bei dieser risikobasierten Empfehlung bleibt die STIKO vorerst, trotz Corona-Pandemie.
Auch Kinder sollen nach aktueller Einschätzung der STIKO nicht standardmäßig gegen Grippe geimpft werden. Ohnehin würden für eine breite Impfung aller in der Bevölkerung die Impfstoffe nicht reichen. „Zum Schutz der Menschen und zur Entlastung des Gesundheitssystems in der kommenden Influenzasaison 2020/21 (ist) mit den verfügbaren Impfstoffmengen der größte Effekt erzielbar, wenn die Influenzaimpfquoten entsprechend der STIKO-Empfehlungen vor allem in den Risikogruppen erheblich gesteigert werden“, erklärte die STIKO im Epidemiologischen Bulletin 32/33 2020.