Nach Corona-Zwangspause

Bühler will bei Bundestagsabgeordneten weiter für das Rx-Versandverbot trommeln

Berlin - 23.09.2020, 07:00 Uhr

Bundesgesundheitsminister Spahn will sich mit dem Pharmaziestudenten Benedikt Bühler (rechts) nicht zu einem Fachgespräch treffen. Im Januar trafen die beiden im Petitionsausschuss aufeinander. (Foto: PTAheute)

Bundesgesundheitsminister Spahn will sich mit dem Pharmaziestudenten Benedikt Bühler (rechts) nicht zu einem Fachgespräch treffen. Im Januar trafen die beiden im Petitionsausschuss aufeinander. (Foto: PTAheute)


Rund ein Jahr ist es her, dass der Pharmaziestudent Benedikt Bühler das Ergebnis seiner Rekord-Petition verkündete: 402.080 Bürgerinnen und Bürger unterschrieben für das Rx-Versandverbot. Daraufhin wurde Bühler im Januar 2020 in den Petitionsausschuss eingeladen, um dort sein Anliegen persönlich vorzutragen. Nun, da das Vor-Ort-Apothekengesetz im Bundestag angekommen ist, fragt man sich: Was ist aus der Petition geworden? Tatsächlich bekam Bühler im September zwei Briefe aus Berlin – mit ernüchterndem Inhalt. Doch der Student will weiter kämpfen. 

Das Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz (VOASG) wird mittlerweile im Bundestag beraten. Mit ihm will die große Koalition als Antwort auf das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom Oktober 2016 eine Rx-Preisbindung im Sozialgesetzbuch V einführen. Der Haken: Die geforderte echte Gleichpreisigkeit lässt sich damit nicht erreichen. Das Rx-Boni-Verbot gilt nur für Apotheken, die dem Rahmenvertrag über die Arzneimittelversorgung beigetreten sind und GKV-Versicherte im Rahmen des Sachleistungsprinzips mit Arzneimitteln versorgen. Überdies lauern in der konkreten Formulierung juristische Tücken – ebenso in der ebenfalls geplanten Streichung der arzneimittelrechtlichen Preisbindung für EU-Versender, Stichwort § 78 Abs. 1 Satz 4 Arzneimittelgesetz.

Viele Apotheker sind und bleiben daher der Auffassung: Viel besser und einfacher ließe sich Gleichpreisigkeit durch ein Versandhandelsverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel erreichen. Schließlich hatte der EuGH Ende 2003 entschieden, dass Mitgliedstaaten eine solche Einschränkung vornehmen können – nur OTC müssten grenzüberschreitend verkauft werden können. In der Berliner Regierungskoalition hat man in Zeiten, da die Digitalisierung das Zauberwort schlechthin ist, kaum Verständnis für ein solches Verbot. Vor allem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und die SPD haben damit ihre Schwierigkeiten.

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Der Pharmaziestudent Benedikt Bühler ließ sich jedoch nicht beirren und startete 2019 eine überaus erfolgreiche Petition. Rund ein Jahr ist es nun her, dass er verkünden konnte, 402.080 Mitzeichner für das Rx-Versandverbot gefunden zu haben – die bislang größte Online-Petition beim Bundestag. Kurz zuvor hatte Bühler bereits einen Teil der Unterschriften an den Leiter der Arzneimittel-Abteilung im Bundesgesundheitsministerium (BMG), Thomas Müller, übergeben. Im Januar dieses Jahres erhielt Bühler dann die Möglichkeit, sein Anliegen im Petitionsausschuss des Bundestages nochmals persönlich vorzutragen. Dort traf der Pharmaziestudent bereits auf Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Doch Bühler wollte mehr: ein weiteres Fachgespräch – mit Spahn und Müller.

Dann kam die Corona-Pandemie. Sie drängte viele Themen in den Hintergrund. Auch Bühler, der an der Budapester Semmelweis-Universität Pharmazie studiert, war beschäftigt – mittlerweile hat er sein Grundstudium beendet und das fünfte Semester begonnen. Er hörte länger nichts aus Berlin. Das hat sich nun geändert. 



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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