BVDVA-Kongress

E-Rezept muss kein Treiber für Versand sein

Süsel - 16.10.2020, 10:45 Uhr

Die Einführung des E-Rezepts könnte den Versandhandel beflügeln. Ein Naturgesetz ist das aber nicht, meinen Marktbeobachter. (Foto: imago images / Action Pictures)

Die Einführung des E-Rezepts könnte den Versandhandel beflügeln. Ein Naturgesetz ist das aber nicht, meinen Marktbeobachter. (Foto: imago images / Action Pictures)


Die Daten über den Verlauf der OTC-Umsätze in diesem Jahr zeigen mittlerweile deutlich, dass der Versand von der Pandemie profitiert hat. Beim BVDVA-Kongress wurde der Versandanteil im OTC-Markt unterschiedlich mit 18 oder 20 Prozent beziffert. Langfristig erwarten Marktbeobachter sogar 45 Prozent. Doch zum künftigen Versandanteil bei 
Rx-Arzneimitteln gehen die Einschätzungen auseinander.

Beim online durchgeführten Kongress des Bundesverbands Deutscher Versandapotheken (BVDVA) am Donnerstag wurden neben hoch gesteckten Erwartungen zu den künftigen Marktanteilen der Versender auch handfeste Daten über die tatsächliche Marktentwicklung während der Pandemie präsentiert.

Mehr zum Thema

Marktforschungsunternehmen „Dr.Kaske“

„Studie“: 7500 Apotheken weniger wegen des E-Rezeptes

Gematik-Projektleiter Neumann

E-Rezept: Was kommt auf die Apotheken zu?

Thomas Heil stellte Daten des Marktforschungsunternehmens IQVIA vor. Demnach wachse das Versandgeschäft mit OTC-Arzneimitteln und anderen nicht verschreibungspflichtigen Gesundheitsprodukten in praktisch allen betrachteten Ländern stärker als der Vor-Ort-Umsatz. Nach dem Corona-Lockdown habe der Versand in Deutschland einen Marktanteil von 18 Prozent erreicht. Damit habe er gegenüber der Zeit vor Corona um zwei Prozentpunkte zugelegt. Die Kundenfrequenz in Vor-Ort-Apotheken in Deutschland liegt gemäß den IQVIA-Daten seit Ende März fast immer unter den Vergleichswerten von 2019. Dies gelte auch für die Zahl der Arztbesuche.

Sempora: Unterschiedliche Trends für Offizin und Versand

Ähnliches zeigte Frank Elvers, DatamedIQ, anhand von Daten des Marktforschungsunternehmens Sempora. Demnach hätten Versand und Vor-Ort-Apotheken in der Zeit der „Hamsterkäufe“ gemeinsam stark zugelegt. Bezogen auf einen gemeinsamen Basiswert des Vorjahrs seien die Umsätze der OTC-Artikel in der neunten bis zwölften Kalenderwoche in der Offizin um 29 Prozent und im Versand um 23 Prozent gestiegen. Doch ab der 13. Kalenderwoche sei die Schere auseinandergegangen, erklärte Elvers.

Der Versand liege seitdem stets über dem Basiswert, die Offizin aber stets darunter. Elvers bezifferte den Anteil des Versands am OTC-Markt sogar auf 20 Prozent und damit noch höher als gemäß IQVIA-Daten. Nach Einschätzung von Elvers habe der Lockdown viele Kunden dazu gebracht, sich erstmals mit dem Arzneimittelversand zu befassen. Sie hätten das nun gelernt und dies habe einen langfristigen Effekt. Allerdings habe sich die Verteilung der wesentlichen Käufergruppen durch Corona nicht verändert. Den Herstellern von OTC-Produkten riet Elvers, Strategien für die Online-Kunden zu entwickeln.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.