Interview mit Ursula Funke

„Wir müssen als Heilberufler stärker in Erscheinung treten“

Berlin - 23.10.2020, 17:50 Uhr

Ursula Funke tritt für das Amt der BAK-Vize an. (Foto: LAK Hessen)

Ursula Funke tritt für das Amt der BAK-Vize an. (Foto: LAK Hessen)


Für das Amt als BAK-Vize haben zwei Frauen ihren Hut in den Ring geworfen: Ursula Funke aus Hessen und Dr. Kerstin Kemmritz aus Berlin. DAZ.online sprach mit beiden Kandidatinnen darüber, welche Impulse sie während einer möglichen Amtszeit setzen möchten. Den Anfang macht die Präsidentin der Apothekerkammer Hessen, Ursula Funke.

DAZ.online: Frau Funke, warum haben Sie sich dafür entschieden, als BAK-Vizepräsidentin zu kandidieren?

Funke: Ich möchte unseren Berufsstand voranbringen und zukunftsfähig machen. Bereits zu Beginn des Jahres hat unser inzwischen leider verstorbener Kollege 
Dr. Andreas Kiefer erklärt, dass er nicht für eine weitere Amtszeit als BAK-Präsident bereitsteht. Meine Entscheidung ist lange gereift, auch in Abstimmung mit Thomas Benkert, der zur Wahl des Präsidenten antritt. Ich würde ihn dabei gern unterstützen. Wir haben ein sehr vertrauensvolles Verhältnis zueinander, können über alles offen reden, was in dieser möglichen Konstellation sehr wichtig ist. Intern in einem Vorstand, der ein Team ist, gilt es natürlich, alle Argumente auszutauschen und gegeneinander abzuwägen, aber nach Außen sollten wir als Einheit auftreten und Geschlossenheit demonstrieren. Das würden wir beide sicher sehr gut hinbekommen.

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Welche inhaltlichen Schwerpunkte wollen Sie setzen?

Mir ist es wichtig, dass wir Apotheker als Heilberufler stärker in Erscheinung treten als bisher und unsere ordnungspolitischen Eckpfeiler verteidigen und weiterentwickeln. Dringenden Handlungsbedarf sehe ich zudem bei der Digitalisierung. Auf diesem Gebiet haben wir viel nachzuholen. Dort passiert so viel und wir sind leider nicht an vorderster Front dabei. Ich will lieber agieren als reagieren, daher müssen wir nun mit aller Kraft dafür sorgen, dass wir nicht nur die Rücklichter des sich bereits bewegenden Zuges sehen. Darüber hinaus ist mir die Novellierung der Approbationsordnung ein großes Anliegen.

Damit sprechen Sie eine ureigene BAK-Aufgabe an. Wie wollen Sie die Ausbildung des Nachwuchses gestalten?

Ich bin froh, dass wir das Thema bereits angepackt haben. Zunächst müssen wir Apotheker uns mit allen Beteiligten intern abstimmen, wie die Approbationsordnung künftig aussehen sollte, um dann an das Bundesministerium für Gesundheit heranzutreten. Hier gibt es Pläne für einen Runden Tisch, der leider Corona-bedingt verschoben werden musste. Bis die Novellierung durch ist, wird noch viel Zeit vergehen. Diese sollten wir nutzen, um den Dialog mit den Hochschullehrern zu suchen und zu prüfen, was wir schon kurzfristig verbessern können. Die jetzige Approbationsordnung bietet den Hochschulen schon viele Möglichkeiten, eigene Schwerpunkte zu setzen, sie müssen halt genutzt werden. Hier in Hessen tauschen wir uns sehr intensiv mit den Lehrenden aus und haben damit gute Erfahrungen gemacht. Es ist unerlässlich, dass endlich an allen Hochschulstandorten ein eigenständiger Lehrstuhl für klinische Pharmazie geschaffen und mit Leben erfüllt wird.



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Grundlagen

von Reinhard Rodiger am 24.10.2020 um 20:19 Uhr

Da schwindet die Hoffnung auf eine Aufbruchstimmung, die früher durchklang.
Es ist eine Zumutung für die Politik und Missachtung der eigenen Leute, immer quasi eine Katze im Sack anzubieten und das als einzige Option für die Zukunft zu betrachten.
Die Grenze zum Vertrauensmissbrauch ist seit langem überschritten.Und das soll sich nicht ändern? Es besteht ein massives Defizit an Glaubwürdigkeit.Das lässt sich am besten an der praktizierten Debattenverkürzung festmachen.Alles Wesentliche ist nicht besprechbar. Soll das so bleiben?
Es besteht doch kein Zweifel,dass weder die Kassen,noch die Politik Finanzierungsmittel in substantiellem Mass vorhalten wollen.Vor allem, wenn sie nicht wissen "wofür".Es fehlt alles,
um das zu entkräften.
Wenn der Heilberufler stärker zum Vorschein kommen soll, so geht das nur, wenn der Kaufmann die Grundlage sichert.
Stattdessen steht ein bürokratisches Monstrum ohne offenes Validieren der Wirtschaftlichkeit am Horizont.

Ein Weitermachen ohne ein stimmiges Konzept hierzu begrenzt die Wirkung aller sonstigen Massnahmen.Ohne wirtschaftliche Grundlage ist der Heilberufler nur als staatlicher Angestellter möglich.Das gilt es zu widerlegen.




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Ehrlichkeit

von Wolfgang Müller am 24.10.2020 um 16:49 Uhr

Liebe Kollegin Funke!

Bei aller Sympathie, bei Einigkeit zu allen anderen grundlegenden Themen der Apothekerschaft. Und bei aller sicher gemeinsamen Zielsetzung, einmal "Dienstleistungen" so auf die Schiene zu bringen, dass alle Beteiligten davon in Harmonie auskömmlich profitieren - Apotheker, Ärzte, Patienten. Und sich nicht in eine neue, nervtötende "polizeiliche" Strampel- und Aufsichts-Problematik begeben, vor Allem auch gegenüber den Ärzten.

Kollegin Funke, aber das können Sie doch selber nicht glauben und vertreten: "Ich verstehe, dass jeder Kollege gerne mehr über die Dienstleistungen wissen möchte, finde es jedoch schon nachvollziehbar, dem GKV-Spitzenverband nicht jetzt schon die Gelegenheit zu geben, den Katalog zu zerfleddern und sich Gegenargumente zu überlegen."

Da geht es doch in Wirklichkeit keinesfalls um "Die GKVen"! Die sind für ALLE Verhandlungs-Angebote des DAV zu "Dienstleistungen" definitiv sowieso schon perfekt vorbereitet. Da geht es doch schlicht um die vollkommen berechtigte Befürchtung, dass die klügeren unter den durchschnittlichen selbständigen Kolleg/innen da selber rechtzeitig ihren vollkommen berechtigten Protest anmelden könnten ("Zerfleddern").

Wenn die ABDA bzw. der DAV hier nämlich zwar mit fachlich guten Vorschlägen ankommt, die aber zu einem Stundensatz von 40 Euro (Frank Diener, völlig unverständlich) statt der mindestens für den Löwenanteil der Kollegenschaft vertretbaren 100 Euro pro Apothekerstunde (T. Müller-Bohn) verramscht werden sollen! Weil man eben vielleicht zu SCHWACH zum Verhandeln ist, und das Ganze UNBEDINGT auch unter Strampeln will, ohne Rücksicht auf Verluste, im wahrsten Sinne des Wortes.

Das GEHT NICHT, es ist unakademisch und würdelos. Wieder einmal so ein wichtiges Thema bis zu den mit "Den GKVen" geschaffenen Fakten geheim zu halten.

Mit freundlichen Grüßen,
Wolfgang Müller

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