Sachsen-Anhalt

Ministerpräsident spricht mit Apothekern über AvP-Insolvenz

Berlin - 12.11.2020, 13:45 Uhr

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff will von der AvP-Insolvenz betroffene Apotheken wieder in ruhigeres Fahrwasser bringen. (p / Foto: imago images / Political-Moments)

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff will von der AvP-Insolvenz betroffene Apotheken wieder in ruhigeres Fahrwasser bringen. (p / Foto: imago images / Political-Moments)


72 Apotheken in Sachsen-Anhalt sind von der Insolvenz des Rezeptabrechners AvP Deutschland GmbH direkt betroffen und unverschuldet in Finanznöten. Landesapothekerkammer und -verband haben ihre Nöte nun an Ministerpräsident Reiner Haseloff herangetragen. Dieser zeigte sich in einer Videokonferenz verständig. Konkrete Hilfen wurden allerdings bislang nicht vereinbart. 

Ende September hatten Kammer und Verband in Sachsen-Anhalt bereits Alarm geschlagen: Mehr als 100 der insgesamt 581 öffentlichen Apotheken seien von der Insolvenz des privaten Rechenzentrums AvP betroffen und damit unverschuldet in Zahlungsnöte gekommen. Mit einem Brief wandten sie sich mit einem Hilferuf an den Ministerpräsidenten des Landes, Reiner Haselloff (CDU), und baten um ein Gespräch.

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Seitdem ist einiges geschehen: Das Insolvenzverfahren wurde Anfang des Monats eröffnet. Und es gibt Anhaltspunkte, dass betroffene Apothekenleiter:innen sogar auf eine hohe Quote hoffen können. Jetzt melden Kammer und Verband in Sachsen, dass das erwünschte Gespräch mit der Politik in Form einer gemeinsamen Videokonferenz mit dem Ministerpräsidenten sowie den Ressortchefs des Wirtschafts-, Finanz- und Sozialministeriums stattgefunden habe. Mittlerweile beziffern die Standesorganisationen die Zahl der von der AvP-Pleite betroffenen Apothekeninhaber:innen in Sachsen-Anhalt auf 72.

„Wir konnten die Politik über die Besonderheiten der Abrechnung mit den gesetzlichen Krankenkassen sensibilisieren und haben nach Wegen für finanzielle (Überbrückungs-)Hilfen gesucht. Bisher stehen den Betroffenen nur die bundesweiten KfW-Kreditprogramme zur Verfügung, die aber nicht so leicht und wenn überhaupt, dann nur mit einem hohen bürokratischen Aufwand über die Hausbank zu bekommen sind“, erklärt Kammerpräsident Jens-Andreas Münch in einer Pressemitteilung.

Erster Schritt: Welche Betriebe sind akut existenzbedroht?

Der Ministerpräsident habe in der Diskussion betont, wie wichtig ihm die Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung durch Apotheken insbesondere im ländlichen Raum sei. Darum wolle er die Unternehmen gern wieder in ruhigeres Fahrwasser bringen. In einem ersten Schritt habe man daher vereinbart, zu klären, welche Betriebe durch die AvP-Insolvenz akut in ihrer Existenz bedroht sind. In der Folge könnten im Einzelfall zielgerichtete Maßnahmen geprüft werden.

Ursula Gütle, Vorstand des Landesapothekerverbandes Sachsen-Anhalt, unterstrich: „Der ersatzlose Ausfall einer ganzen Monatsabrechnung ist für nahezu jeden Apothekeninhaber existenzbedrohend. In der stark regulierten Arzneimittelversorgung tragen die Apotheken ohnehin ein großes finanzielles Risiko bei seit Jahren kaum angepassten Honoraren. Rabattverträge, Lieferengpässe, Retaxationen (Zahlungsweigerungen der Krankenkassen) und die Vorfinanzierungskosten für immer mehr hochpreisige Arzneimittel belasten die wirtschaftliche Situation ohnehin schwer.“ Hier müsse in absehbarer Zeit etwas geschehen, so die Apothekerin.

Darüber hinaus fordern die Apotheker gesetzgeberische Maßnahmen. Künftig soll sichergestellt sein, dass das von den Krankenkassen für die Apotheken bestimmte Geld dort auch tatsächlich ankommt.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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