Gibt es das?

Etwas Pflanzliches gegen Schmerzen

Stuttgart - 19.11.2020, 07:00 Uhr

Häufig greifen Patienten lieber zum Tee in der Tasse als zur Tablette (im Glas). Aber sind pflanzliche Arzneimittel wirklich die bessere Alternative? Gibt es eine pflanzliche „Schmerztablette“? (Foto: Victor Moussa / stock.adobe.com)

Häufig greifen Patienten lieber zum Tee in der Tasse als zur Tablette (im Glas). Aber sind pflanzliche Arzneimittel wirklich die bessere Alternative? Gibt es eine pflanzliche „Schmerztablette“? (Foto: Victor Moussa / stock.adobe.com)


Ob sinnvoll oder nicht: Oft wünschen sich Patienten in der Apotheke ein pflanzliches Arzneimittel. Allerdings stehen nicht in jeder Indikation pflanzliche OTC-Alternativen zur Verfügung. Wünscht sich beispielsweise ein Patient ein pflanzliches Schmerzmittel, gibt es kaum Auswahl. Welche pflanzlichen Inhaltsstoffe wirken überhaupt schmerzhemmend – und wie?

In der Apotheke wird einem wohl kaum jemand aktiv zu Weidenrindentee statt Aspirin raten. Doch manche Patienten halten den Tee für die „natürlichere“ und damit verträglichere Alternative – im Vergleich zu einem chemischen Schmerzmittel. Im Fall der Weidenrinde sollte zunächst daran erinnert werden, dass das darin enthaltene Salicin im Körper in Salicysäure umgewandelt wird – und die chemische Weiterentwicklung zur Acetylsalicylsäure in Aspirin enthalten ist. Wie auf www.medizin-transparent.at von Cochrane Österreich nachzulesen, steht die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) der bedenkenlosen Einnahme von Weiderindenprodukten außerdem kritisch gegenüber. Bis zum Vorliegen gut durchgeführter Studien wird zu einem vorsichtigen Umgang mit dem pflanzlichen Mittel geraten. Denn Personen, die allergisch auf Salicylate und andere Antirheumatika reagieren, sollten auch Weidenrinde nicht einnehmen. Insgesamt meint „Medizin transparent“, dass auf Basis der bisher durchgeführten Studien nicht beurteilt werden könne, ob Weidenrindentee gängige Schmerzmittel ersetzen kann: „Es fehlen gut durchgeführte Untersuchungen, welche die Wirkstoffe der Weidenrinde mit Acetylsalicylsäure oder anderen Schmerzmitteln vergleichen.“ Völlig unklar sei außerdem, über welche Zeitspanne und in welcher Dosis Weidenrindentee eingenommen werden soll.

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Vergangenes Jahr im September berichtete DAZ.online darüber, dass sich Ökotest in seiner Septemberausgabe pflanzliche Schmerzmittel gegen Gelenkschmerzen vorgenommen hatte. Teufelskrallenpräparate wurden dabei im Gegensatz zum letzten Test aus dem Jahr 2011 durchweg nur mit „ausreichend“ bewertet, weil der Wirksamkeitsbeleg als „wenig überzeugend“ angesehen wird – Ökotest berief sich auf eine Neubewertung durch die EMA. Bereits 2011 war aber auch schon moniert worden, dass Studien, die belegen können, dass die Produkte Schmerzen lindern oder Entzündungen hemmen können, nur spärlich vorliegen.

Teufelskralle wäre also auch nicht die erste pflanzliche aktive Empfehlung gegen Schmerzen aus der Apotheke.

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Ein Fertigarzneimittel das „pflanzlich“ und „Schmerz“ auch für Kunden verständlich bereits in seinem Markennamen trägt ist Phytodolor® Tinktur. Aktuell wirbt Bayer mit einer Rabattaktion für sein Präparat gegen Rheumaschmerzen in der kalten Jahreszeit. Auch 2019 fand sich die Tinktur als einziges Arzneimittel ohne Teufelskralle im Ökotest wieder. 

Das Kombinationspräparat aus drei verschiedenen Pflanzen sei „aufgrund der vorliegenden produktspezifischen Studien empfehlenswert“, hieß es. Allerdings seien weitere kontrollierte Studien mit modernem Studiendesign und ausreichenden Patientenzahlen erforderlich, um das Produkt wirklich uneingeschränkt empfehlen zu können. DAZ.online hat nun nochmal einen Blick in die Fachinformation des OTC-Arzneimittels geworfen. Was in der Tinktur wirkt überhaupt analgetisch?



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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